05.11.2009: Despised Icon, Architects, Horse The Band, As Blood Runs Black, Iwrestledabearonce - Münster - Sputnikhalle

05.11.2009
 

 

Das Ablaufschema einer Show der Imperial Never Say Die! Club Tour ist nicht zu vergleichen mit dem von anderen Konzerten: Hingehen, abgehen, nach Hause gehen. Für eine Show der Never Say Die! Tour braucht es gewisse Vorbereitungen. Dem Chef muss gesagt werden, dass man am Donnerstag überpünktlich den Stift fallen lassen muss, um Business Dress gegen Jogging Dress zu tauschen und sich auf den Weg nach Münster zu begeben. Und dass man am Freitag – wenn überhaupt – nur stark lädiert zur Arbeit erscheint. Leichter haben es da die studentischen Fans der härteren Musik: Das angezogene Bandshirt muss nicht einmal gewechselt werden, denn spätestens nach einer halben Stunde ist es sowieso schweißnass. Außerdem schließt sich an den Hardcore-Donnerstag ein entspannter Freitag an, denn einige Studenten wissen bis heute nicht, ob die Uni freitags überhaupt geöffnet ist. Über MySpace werden ein paar Tage vorher noch die letzten Mitfahrgelegenheiten gesucht, damit alles in trockenen Tüchern ist, bevor man den „Never Say Die – Ich bin dabei. Wer noch?“-Bulletin posten kann. Nach all diesen Strapazen im Vorfeld folgt der Donnerstagabend. Eine Aufwandsentschädigung in acht Akten.

Für den Pessimisten halbleer, für die Optimisten halbvoll. So findet man die Sputnikhalle in Münster am Donnerstagabend vor. Auf der Bühne liegt der düstere Auftritt von Oceano gerade in den letzten Zügen. An leicht verschwitzten T-Shirts ist zu erkennen, dass es die ersten bewegungsfreudigen Mosher des Abends gab. Allerdings können die Schweißflecken auch von The Ghost Inside oder Beast War Returns stammen, die zuvor schon ihre Musik auf die Bühne gebracht haben.

Im Pit tanzt der Bär, auf der Bühne eine Frau im Furbykostüm. Wer eines der weißen Shirts mit dem regenbogenfarben-schillernden Aufdruck „Metal just got gay“ trägt, der weiß, wen man da vor sich hat: Iwrestledabearonce. Auf der Bühne werden Schnipsel von Hardcore, Elektro, Jazz, Country und Deathmetal zu einer schillernd bunten Musikcollage zusammengefügt. Ein roter Faden ist bei Iwrestledabearonce höchstens am Ohr des Furby-Kostüm von Sängerin Krysta zu finden, die sich als Stimmgewalt darstellt. Cleaner Gesang, der sich im Schreiwahnsinn verirrt, verleitet einzelne Personen im Publikum zu Aussagen wie dieser: „Krasser, kranker Scheiß.“ Dem ist wohl nichts mehr hinzuzufügen.

Nach As Blood Runs Black, die nach Iwrestledabearonce die Bühne stürmen, holt man sich eine verdiente Abkühlung vor der Sputnikhalle. Die hat sich das Publikum aus den ersten Reihen vor der Bühne auch sichtlich verdient, nach dem derben Auftritt von den kalifornischen Metalcore-Jungs. Sie wissen ihre Instrumente zu bedienen und einzusetzen und ihre Breakdownparts gekonnt in das restliche Musikgemetzel einzufügen. Das erste Highlight des Abends mit dem bisher aktivsten Moshpit.

Next Level: Die Vorreiter des Nintendocore Sounds betreten die Bühne. Wie ein Videospieler levelweise, spielen sich Horse The Band liedweise hoch und knacken den Fun-Highscore des Abends. Lichte Reihen bei ihrem Auftritt scheinen die fünf Kalifornier nicht zu stören, sie haben sichtlich Spaß an ihrem freakigen Nintendocore. Zerlegt man ihren Auftritt jedoch in Einzelteile, bemerkt man, dass der besagte Nintendocore Sound übrig, für den sie bekannt sind, leicht verschwindet.

In England tragen sie den Titel Headliner der Imperial Never Say Die! Club Tour, hierzulande mussten sie selbigen an Despised Icon abschlagen. Es handelt sich hierbei um niemand geringeren als die Architects. Die sympathischen Engländer geben sich alle Mühe: Sie schreien und spielen sich die Seele aus dem Leib und setzen zwischendurch auf cleanen Gesang, nur um danach wieder knallhart weiterzuballern. Doch es scheint, als hätte sich aus dem Nichts eine undurchdringbare Glaswand zwischen Bühne und Publikum aufgebaut. Architects schaffen es einfach nicht, mehr Bewegung in den Abend zu bringen und durchzudringen. Schade, aber vielleicht hat man sich hier zu sehr auf die Headliner Despised Icon versteift.

Genau wie den Architects bleibt den Jungs von Despised Icon eine gute Dreiviertelstunde, um der Never Say Die! Show des heutigen Abends eine Krone aufzusetzen. Allerdings haben Despised Icon keine großen Hindernisse zu bewältigen, um die stehende Masse in den größten Moshpit des Abends zu verwandeln. Von der ersten Minute sind alle voll dabei, voll beschäftigt, voll zufrieden. Sowohl auf der Bühne, als auch davor. Die Musik wird direkt in Moshpit-Moves umgewandelt und Despised Icon bis zum geht nicht mehr abgefeiert. Die Screams von Alex und die Growls von Steve vermengen sich mit dem spielerischen Talent der anderen Bandmitglieder zu Death Metal vom Feinsten. Für wen der Auftritt von Despised Icon allein nicht Aufwandsentschädigung genug ist, der kann sich einfach zurückerinnern an: Architects, Horse The Band, As Blood Runs Black, Iwrestledabearonce, Oceano, The Ghost Inside und Beast War Returns, die alle ihren Teil dazu beigetragen haben die Sputnikhalle zum Beben zu bringen.