06.09.2013: The Amity Affliction, Landscapes, In Hearts Wake, Maria Hill - Undergrond, Köln

06.09.2013
 

 



Ausverkaufter Underground bei australischem Metalcore-Headliner! Was Parkway Drive vor 5 Jahren bereits schafften, tun ihre Landsleute von THE AMITY AFFLICTION ihnen nun im Spätsommer 2013 gleich. Mit dabei im Rahmen der „Brothers in Arms“-Tour: Landscapes aus England und In Hearts Wake, ebenfalls aus Down Under.

Pünktlich zum Einlass um 19 Uhr ist schon eine beträchtliche Meute in der Vogelsanger Straße versammelt, viele von ihnen erwartungsgemäß komplett von Impericon eingekleidet. Mich überrascht es sehr, dass dieses Konzert derart viele Zuschauer auf den Plan ruft, aber nicht zuletzt die Opener-Band MARIA HILL dürfte das sehr erfreuen. Die Dortmunder um Shouter Marc dienen als Appetitmacher ganz gut, viele stehen direkt vor der Bühne. Das sieht bei den Supportbands im Underground ja meistens schon anders aus. Sicherlich merkt man der Band noch einige Unsicherheiten beim Auftreten an, aber im Großen und Ganzen haben MARIA HILL auch soundmässig durchaus ihre Daseinsberechtigung am heutigen Abend. Angelehnt an einige der zeitgemäßen Metalcore-Vorreiter erinnert mich der teils schleppende und atmosphärische, teils verspielte und verfrickelte Sound beispielsweise an Misery Signals. Die meisten Lieder der Setlist stammen von der „Malamute“ EP, wie etwa „MT Hearts“. MARIA HILL zeigen sich sehr dankbar und werden dann mit einem weiteren warmen Applaus verabschiedet.

Um Platz zu machen für das Tour-Paket: IN HEARTS WAKE, die genau wie Parkway Drive aus Byron Bay stammen, sind zum ersten Mal in Europa unterwegs. Die Band hat immerhin schon 7 Jahre Bandgeschichte auf dem Kerbholz und sich spätestens seit ihrem Debüt-Album „Divination“ international einen Namen gemacht. In ihrer Musik kombinieren die fünf Jungs knallharte Breakdowns und tiefe Shouts mit poppigen, hohen Clean-Vocal-Passage – ein Musikstil, der ja nicht erst seit 2013 unter dem Banner des „Post-Hardcore“ ziemlich populär geworden ist. Fest steht, die Palm-Mute-Salven sitzen perfekt. Fest steht auch, der Bassist kann singen und der Fronter kann shouten (erinnerte mich dabei sehr an For The Fallen Dreams oder I Killed the Prom Queen). Meine Tasse Tee ist das Ganze trotzdem nicht. Mich verwirrt es auch ein wenig, dass der Drummer einen Laptop neben sich stehen hat, den er ziemlich oft bedient und mit dem viele Passagen und Samples abgespielt werden. Der Underground aber sieht das eindeutig anders: IN HEARTS WAKE werden gnadenlos abgefeiert. Vom auf das Intro folgende „The Unknown“ bis hin zum letzten Song „Departure“. Ein besonders herausstechender Song ist dabei sicherlich „Inertia“, für den der Frontmann zum Bass greift und der Bassist alleine singt – gerade hier wird es mir endgültig zu poppig, die Menge jedoch singt textsicher mit. Auch die einprägsamen Zeilen des Hits „Survival“ werden mitgebrüllt. Verstörend für mich auch, dass die harten Jungs im Moshpit erst alles kurz und klein hauen und in Leute rein-spinkicken, um dann Sekunden später affektiert an ihren Brustkorb zu greifen und die Clean-Parts mitzuwinseln. Naja. Der Band sei der Erfolg gegönnt. Gute Musiker.

LANDSCAPES, und da waren sich einige im Vorfeld einig, passen irgendwie nicht so hundertprozentig in dieses Line-Up. Zweifelsohne wird diese Tour der jungen Band aus dem Vereinigten Königreich zahlreiche neue Hörer und horrende Merchandising-Einnahmen bringen, jedoch gibt es sichtlich einige Leute, die nur wegen dieser Band angereist sind. Was ja im Endeffekt egal ist, denn als LANDSCAPES soundchecken, ist der Kölner Underground ohnehin bereits ausverkauft. Eröffnet wird das Set dann an das durchaus eindeutig an „Aperture“ von More Than Life angelehnte „Cemetary“, gleich die ersten Worte werden von den ersten Reihen mitgebrüllt, und so sollte es auch den ganzen Auftritt lang bleiben. Clever von der Band, nur neue Songs zu spielen. Unglaubliche Schritte hat diese Band soundmässig von ihrer EP bis hin zum Debütalbum, das kürzlich in einer Deluxe-Version erneut veröffentlich wurde, gemacht. Und das hört man auch live. Zwar klingen LANDSCAPES live nicht so aus dem Ei gepellt wie zuvor In Hearts Wake, aber man merkt dass die Engländer ihr Handwerk beherrschen und die letzten Jahre exzessiv getourt haben. Ob mitreissend wie „D.R.E.A.M.“, ruhig und überlegt wie „Providence“ oder melancholisch wie „Paradox“ (dessen Gitarren-Intro zu den grandiosesten Momenten des Melodic Hardcore Genres gehört), jeder einzelne Song kommt großartig an. Sänger Shaun setzt auf sehr intensiven Kontakt mit den Fans und geht mehrere Male runter von der Bühne und in die Fans rein. LANDSCAPES können, und deswegen passen sie nicht zu ihren zwei Tourkollegen, nicht mit knallharten Mosh-Passagen überzeugen und auch nicht mit ohrwurmartigen Pop-Passagen, schaffen es aber dennoch mit Leichtigkeit, den Kölner Underground für eine halbe Stunde in Ihren Bann zu ziehen. Wenn diese Band mit ihrer nächsten Veröffentlichung zumindest das Level hält, hat sie eine großartige Zukunft. Gerade jetzt, wo sich More Than Life und Modern Life is War zurück melden und dem Subgenre neues Leben einhauchen.

Genau wie beim Co-Headliner ist bei THE AMITY AFFLICTION der ganze Raum voll und man findet kaum Platz zum stehen. Dass es unerträglich heiß ist, kann sich sicherlich jeder vorstellen, der schon mal bei einem gut besuchten Konzert im Underground zu Gast war. Und das wird auch von jeder Band kommentiert. Der Sechser aus Brisbane ist da keine Ausnahme, zeigt sich jedoch von Anfang an überrascht und überwältigt hinsichtlich der Crowd-Response. Die letzten 10 Jahre harter Arbeit haben sich eindeutig gelohnt, wenn man auf einem fremdem Kontinent einen Raum voller Leute nur für sich hat und es schafft, mehrere hundert Fans vor die Bühne zu locken. „Greens Avenue“ macht gleich zum Anfang viel Stimmung. Wenn Joel oder Ahren mal nicht selbst singen, tut es der Raum für sie. Seit ihren letzten Europa-Aufenthalten im Januar 2011 mit den Deez Nuts und ende 2011 als Headliner hat sich viel getan: Die Fanbase hat sich weiter vergrößert und im September 2012 wurde mit „Chasing Ghosts“ der Nachfolger von „Glory Days“ veröffentlicht. Heute kommen aber insbesondere die Songs von „Youngbloods“, wie zum Beispiel der Titeltrack selbst oder „Anchors“ am besten an. Dass dann „Born to Die“ von Lana Del Rey gecovert wird, scheint viele zu überraschen, sorgt logischerweise aber dennoch für Stimmung. Mit „Open Letter“ schicken THE AMITY AFFLICTION ihre schweissgetränkte Anhängerschaft dann endlich ins wohlverdiente Wochenende und lassen kein Auge trocken. Nur eine Frage der Zeit, bis diese Band wieder in Europa aufschlägt – und dann wahrscheinlich in noch größeren Läden.