07.07.2009: Have Heart, Rise And Fall, Shipwreck, Miles Away, Fall Apart - Cassiopeia - Berlin

07.07.2009
 

 

MILES AWAY sofort weggefegt. Die Menge brauchte zwar die ersten beiden Songs bis sie in Fahrt kam, dafür dann aber richtig! Hoch, runter, vor, zurück, von links nach rechts plus zwei ansehnliche Circle Pits ließen keine Moshwünsche offen. Zu Krachern wie Brainwashed oder Final Chapter wurde sich für die Face the Show Kameras in Pose gestapelt und sich im Blitzlichtgewitter gesonnt. Die Band genoss das Spektakel sichtlich, wirkte am letzten Tag ihrer Tour aber trotzdem ziemlich abgekämpft. Sie versuchten bei gutem Sound alles und ließen für mich kaum Songwünsche offen. 100 Yen, Brainwashed, Cranford Av vom neueren Rewind Repeat; Final Chapter, Down the Line von Consequences und Worlds Apart, Turn Your Back, As One vom Self Titled sind mir als Highlights noch immer im Ohr. Die Reihenfolge krieg’ ich zwar bis auf den ersten Song nicht mehr zusammen, ist irgendwie ja aber auch egal. Die Menge feierte sich und die Band und wurde von dem Sänger mit einem witzigen „We were Miles Away, thank you for your 16 Euros!“ verabschiedet. Krönender Abschluss war die einfach nur nette Geste, den Fahrer der zu Ende gehenden Tour, der gleichzeitig Geburtstagskind war und zudem wahrscheinlich der größte Miles Away Fan ever ist, den letzten Song zusammen mit seinem Bandkollegen aus At Daggers Drawn spielen zu lassen. Als ich schon mit Miles Away abgeschlossen hatten, mussten also noch einmal alle Kräfte mobilisiert werden. Puh. Einfach nur fettester Ausrast!
Nach kurzer Umbaupause ging es dann im sichtlich leereren Raum weiter mit SHIPWRECK AD. Die Band hatte mich bei den Probehörsongs im Web 2.0 noch nicht fesseln können und schaffte das auch mit diesem Auftritt nicht. Sie hatten es nach dem Abriss von Miles Away aber auch schwer, Bewegung und Begeisterung in den sich langsam füllenden Konzertraum zu bekommen. Nass geschwitzt und irgendwie noch zwischen emotionalem hoch und körperlichem Absturz kam ich mit dem Tempo- und Stilwechsel zwischen den beiden Bands nicht so ganz klar. Dem Publikum ging das anscheinend ähnlich. Dennoch war zu Ende des kurzen Sets ein ansehnliches Pit am Start, das der eigentlichen Qualität der Band dann doch noch gerecht wurde. Am Sound und der Band war ja irgendwie auch nichts auszusetzen…
Die mir ebenso relativ unbekannten RISE AND FALL waren dann mit der Aufgabe bedacht, die Bühne für Have Heart zu bereiten. Mit einem wiederum völlig anderen Stil versetzten sie das Cassiopeia in eine Art Schwebezustand, aus dem nur wenig textsichere Begeisterung heraus brach. Die Mucke sagte mir dennoch voll zu. Rise and Fall sind zugegebener Maßen keine Abgeh- und Circle Pit Kapelle, bei gutem (und wahrscheinlich auch schlechtem) Sound aber toll zu erleben. Ehrliche Musik zu wichtigen Themen. Die wenigen Ansagen waren passend („The poverty i see scares me“), die neuen Songs des im September erscheinenden Albums wussten zu begeistern und der perfekte Sound war zu dem Zeitpunkt längst gefunden. Gelungener Auftritt!
Nach kurzer Umbauphase und kurzem Soundcheck standen HAVE HEART um Sänger Patrick Flynn abgehbereit auf der Bühne und starteten gleich mit Pave Paradise, Armed with a Mind und Something more than Ink volle Kanne durch. Die Menge kniete aus Platzgründen und wahrscheinlich persönlicher Vorliebe für kleine Bühnen auf dem ersten Stück der Bühne und erlebte so hautnah ein New-School Spektakel vom feinsten. Während der ersten zwei, drei Songs wurde gemosht, von allem was rumsteht bzw. rumkniet gedived und über Köpfe gelaufen bis es wirklich nicht mehr ging. Die aggressive Fuß ins Gesicht Spielarten des Abgehens sind mir persönlich zwar nicht so sympathisch. Dafür freuten sich die Fotograf_innen über tolle Bilder und ziemlich bald beruhigte sich die Situation hin zu einem völligen Ausrast der etwas „softeren“ Sorte. Trotz etwas freundlicherem Diven steigerte sich das Pit schnell in Extase und hätte Patrick nicht durch längere Ansagen und mit etwas „ruhigeren“ Songs wie Brotherly Love kurzzeitig das Tempo raus genommen, der Mob hätte den Laden abgerissen.
Trotzdem schrottet Sänger Patrick Flynn beim Abgehen ein Mikro und tut alles für einen Kondenswasser an der Decke. Mein Eindruck aus dem ersten Drittel des Cassiopeias kann da aber auch von denen der hinteren Reihen abweichen. Was wahrscheinlich überall gleich ankommt, ist der Hang von Patrick sich in Gestik und Mimik sowohl beim performen der Songs als auch bei den Ansagen, völlig in der Sache zu verlieren. Das kann man als aufgesetzt auffassen, oder es einfach nur genießen mit welcher Energie alles vonstatten geht. Nach der angesprochenen kurzen „ruhigeren“ Phase ging es dann mit Hits wie Bostons oder dem unschlagbarem Unbreakable weiter. Abschließend wurde Watch me Rise zu Recht frenetisch abgefeiert, um sich dann noch einen Song von der ersten Demo zu verdienen. Abgesehen von der Ansage „We dont like Bane because we know what kind of Songs they write“ waren Have Heart für mich der absolute Knaller.