07.09.2007: Essen Bebt-Festival w/t Gorilla Biscuits - Juze Papestrasse

07.09.2007
 

 

Seien wir mal ehrlich, eigentlich hätte es im Vorfeld für jedes HC-Kid nicht besser laufen können. Erst wurde bekannt das die legendären, aber eingerosteten GORILLA BISCUITS nach einer Tourabsage im Sommer sich nun doch auf die deutschen Bühnenbretter begeben würden und dann wurde bekannt das die selbe Band auch noch bei dem alljährlich stattfindenden Essen Bebt-Festival spielen wird, dass im vergangenen Jahr noch in der Weststadthalle stattfand und nun in die alte Heimstätte, dem Juze an der Papestrasse, zurückverlegt wurde. Das eine solche Location, natürlich ohne Bühnengraben, ein denkwürdiges Konzert hervorbringen könnte, kann man sich eigentlich an seinen zwei Händen zusammenzählen. Dennoch hinterließ der vergangene Freitag einen faden Beigeschmack bei vielen Besuchern.

Dieser wurde aber nicht durch die zu hohe Bühne herbeigeführt, oder durch das zuweilen sich etwas sehr verhalten gebende Publikum – nein, vielmehr lag das an den Headliner GORILLA BISCUITS, die sich mit einem ausgesprochenen Distro-Verbot (man fürchtete die Konkurrenz lokaler Mailorder) und einer extrem übertriebenen Merch-Kollektion (Mein Highlight: Paul Frank-Geldbörse für 50€) etwas der Lächerlichkeit preisgaben. Nun ist natürlich klar, dass wir das Jahr 2007 schreiben und nicht in der New Yorker Bronx der 80er abhängen, dennoch hätte man dann doch gedacht das die GORILLA BISCUITS nicht wirklich eine solche abgehobene Rockstar-Attitüde an den Tag legen würden.

Wahrscheinlich erklärt das übertrieben aufgefahrene Merchandise auch die meist leere Halle im Juze, die jeder einzelnen Band, die vor den mächtigen Gorillas auf die Bühne mussten, ein wenig die Stimmung trübte. So verkommten die bemühten bis energischen Sets von ONE BULLET LEFT, RIOTBEATSHOT, BLACK FRIDAY’29 und SETTLE THE SCORE zu eher langweiligen Auftritten, da sich kaum jemand traute die gefühlten 2m Abstand zwischen der neben stehenden Person aufzuschließen. Erst ab den Auftritten von WORLD COLLAPSE und LOST ALONE füllte die Halle sich ein wenig.

Das sich dies nach dem letzten Ton von LOST ALONE natürlich alles anders lief kann sich erneut jeder selbst denken, denn als die Stagetime für die GORILLA BISCUITS immer näher rückte füllte sich der Raum auf ein ansehnliches Maß und pünktlich zu dem Intro von ‚New Direction’ gab es kein Halten mehr und es flogen einem die ersten Stagediver um die Ohren. Was danach passierte ließ einen erstmal für eine gute Stunde alles Negative über den Tag vergessen und einen auf das wesentlichste konzentrieren: Abgehen! Man mag ja von Reunionshalten was man will, aber bei fast keiner Band hab ich es mir sehnlicher gewünscht, sie noch einmal live zu erleben. Zwar sind die GORILLA BISCUITS alt geworden, aber ihre energische und intensive Liveshow, die vor allem von dem unglaublichen Charisma und Ausstrahlung des Sängers CIV lebt, hat es immer noch in sich. Kein Einsatz wurde verpasst, die Setlist bestand eigentlich nur aus Hits (‚Stand Still’, ,Hold Your Ground’, ‚Forgotten’, zwei CIV-Cover – um nur einige zu nennen) und die Stimmung erwies sich als agressiv, aber nicht als feindselig. Dennoch hätten sich manche Schwachköpfe ihre Headwalks sparen können. Nach einer völlig erschöpfenden Stunde Geschichtsunterricht in Sachen Hardcore war dann erstmal Schluss in Essen, bis die Band noch ein letztes Mal zum Tanz bat und ‚Start Today’ – inklusive Mundharmonika-Solo’ zum Besten gab.

Im Großen und Ganzen war es also eine lohnenswerte Geschichte die GORILLA BISCUITS sich live anzuschauen, vor allem angesichts des geringen Ticketpreisen von 10€ im VVK, der aber nicht aufgrund der Band so gering war, sondern aufgrund des freundlichen Engagements der Stadt Essen die den Haushalts-Topf ein wenig umrührte. Ob das ganze Spektakel wie in Hamburg geschehen, ca. 20€ VVK wert ist, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Aber wie bereits am Anfang dieses Reviews geschrieben, wir schreiben das Jahr 2007 und nicht 1986 und der Spirit ist im Grunde genommen längst weg. Das bewiesen die zuweilen auch arg einstudiert wirkenden Ansagen.