10.05.2008: Hot Water Music, Muff Potter, Walter Schreifels, Pepstalkers - Münster - Skater's Palace

10.05.2008
 

 


Das Groezrock und ich. Bisher noch nie gesehen, obwohl irgendwie füreinander gemacht. War ich letztes Jahr noch aus Finanziellen Gründen nicht anwesend ist es dieses Jahr ausschließlich die Heldenverehrung. Es war der Tag des Geburtstages, so schien es. Der Green Hell Mailorder feiert sein 15jähriges Jubiläum, ebenso wie die Herren von MUFF POTTER. Als wäre dass noch nicht Grund genug zum Feiern haben sich HOT WATER MUSIC für ihre Reunion Tour angemeldet. Dazu spielen dann noch die PEPSTALKERS und Mr. WALTER SCHREIFELS. Welch Spektakel einem hier geboten wird sollte also klar sein und bei einem Vorverkaufspreis von genau 20 EURO wäre es unverschämt hier noch zu meckern.

Und eines sei vorweg gesagt – wer Lobdudelei nicht mag, der sollte sich das hier gar nicht erst durchlesen, denn der Berichterstatter erlebte das beste Konzert seines Lebens. Um Punkt 18Uhr öffneten sich die Tore ins Skater Paradies von Münster und recht schnell standen dann die PEPSTALKERS auf der Bühne und gaben ihren eher langweiligen Rock N’ Roll zum Besten. Noch ist die Halle ohnehin nicht gut gefüllt, da vor dem Einlass ein Schild mit der Aufschrift „Auslass erst ab 20Uhr“ hängt. Angeblich eine Aktion damit der Jugendschutz besser kontrolliert werden kann. So kommt es aber dass die PEPSTALKERS vor fast leerem Skater’s Palace spielen und es nicht so wirklich irgendwen interessiert. Ist bei diesem Wetter allerdings auch niemandem zu verdenken.

Bei Herrn WALTER SCHREIFELS ändert sich das schnell, denn viele strömen herein um dem sympathischen Tausendsasser beim Musik machen zuzuschauen. Nette Melodien und schöne Songs hat der Mann genügend im Petto, allerdings ist die Spannung bezüglich des Hauptacts greifbar und allgegenwärtig. Obwohl die Veranstaltung als MUFF POTTER Geburtstagsshow angekündigt ist, wartet die große Masse ungeduldig auf HOT WATEr MUSIC. Dass es so viele sind, wie man später sieht, hätte ich mir niemals erträumen lassen.

MUFF POTTER betreten nach einem kurzen, trashigen Film, in den Hauptrollen sie selbst (Die Handlung: Ein Roboter (Nagel) wird entführt, und von Tristessa M. (Brami), dem (ständig kotzenden) Boxer (Dennis) und einem Rockstar (Shredder) zurück erobert.), die Bühne. Angefangen mit dem „Halbvollen Glas des Kulturpessimismus“ bis hin zu „Wir sitzen so vorm Molotov“, Highlight über Highlight und ein tragisch, schön vorgetragenes „Die Hymne“. Begleitet werden die Herren Potter auf dem Klavier vom Kollegen von THE GHOST OF TOM JOAD der seinen Job außerordentlich gut macht. Alte Knaller, die man lange nicht mehr gehört hat, gibt es zu hören und so erweist sich „Mensch Meier“ als einer der Songs, der verdammt nochmal öfters live gespielt werden sollten. Mr. CHUCK RAGAN kommt natürlich auch vorbei um „The Boat“ zu performen und hinterlässt schon jetzt eine Gänsehaut wo er nur kann. Irgendwann geben sich MUFF POTTER geschlagen, kommen allerdings für eine Zugabe der besonderen Art noch mal zurück. Nagel in Bademantel, damit ihm nicht zu kalt wird, denn er performt „Von Wegen (Aus Gründen). Ein Song der selten live gespielt wird und einer meiner Lieblinge ist. Herrlich verzweifelt trägt Nagel seinen Song vor und lässt so manches Fan-Herz höher schlagen. „Alles nur geklaut“ wird bis ins unermessliche heraus gezögert, um im letzten Refrain für ein riesiges und ausgelassenes Tanzen im Publikum zu sorgen. Nun ist aber wirklich Schluss und nun soll der eigentliche Teil des Abends beginnen.

HOT WATER MUSIC spielen das dritte Deutschlandkonzert seit ihrer Auflösung. Ohne übertreiben zu wollen, es war großartig. „A Flight and a Crash“ wird als Opener angelegt und nach 2 Sekunden ist der Skater’s Palace ein riesiges Moshpit, der bis knapp hinter die Mischpulte reicht. Egal wo man hinschaut in die Luft gestreckte Fäuste und Finger sowie ein schwitzender, verdammt glücklicher, feiernder Mob. Ich kann nicht wirklich beschreiben was hier los war und schon gar nicht kann ich in Worte fassen wie unglaublich gut es tat eine solche Show zu sehen, auf der ein derartiges Mit- und Füreinander vorherrschte. Fremde Menschen liegen sich lachend und singend in den Armen und die Gänsehaut ist kaum auszuhalten.HWM lassen der Masse keine ruhige Minute und spielen Hit über Hit. Sei es „Trusty Chords“ oder „Paper Thin“, jeder Song wird abgefeiert und lauthals mitgegröhlt.
„Wayfarer“ bietet sich da optimal an um die Stimmung noch ein Stück mehr und mehr zu pushen und HWM schaffen es über 90 Minuten ihre Energie auf das Publikum zu übertragen. Ich kann es nur immer wieder betonen, was für ein unglaubliches Bild sich hier bot. Highlights sind definitiv alle Songs. „It’s hard to know“ bildet allerdings den absoluten Höhepunkt und sorgt für Hunderte in die Luft gestreckte Finger und Kehlen die „live your heart and never follow“ mitgröhlen. Irgendwann ist allerdings jedes Fest mal zu Ende gefeiert und HWM verabschieden sich. Natürlich nicht komplett. Mit „Remedy“ und „No Division“ gibt es am Schluss 2 schweißtreibende Songs die, die letzten Energien zum Vorschein rufen.

Dann ist Schluss. Die Meute verlässt nass und glücklich die Halle und ich weiß, alle hoffen, dass dies nicht die letzten Konzerte von HWM auf Deutschem Boden waren. Das großartigste Konzert dass ich je erleben durfte und Herr Groezrock, als ob ich sie bräuchte.