11.01.2008: Verse, To Kill, Honour Among Thieves, Against Your Society, Storm & Stress - Essen - Cafe Nova

11.01.2008
 

 


Nach ihrem Triumphzug durch das europäische Festland im vergangenen Frühjahr, haben VERSE nicht lange auf sich warten lassen und beehren uns momentan mit einer erneuten Europa-Tournee. Natürlich lag mir nichts näher, als dem aller Voraussicht nach energischen Spektakel beizuwohnen. Erneut stand das kleine Cafe Nova in Essen auf dem Tourplan und nach der letzten sehr guten Show mit Go It Alone und Justice, konnte das nur was gutes heißen.

Zwar verpassten wir STORM & STRESS, wie auch AGAINST YOUR SOCIETY, aber die Laune sollte das nicht trüben, denn HONOUR AMOUNG THIVES standen direkt als nächstes in den Startlöchern. Der glatzköpfige Sänger rannte wie ein Derwisch durch das Nova und wenn die Leute schon nicht nach vorne treten wollten, rannte er kurzerhand einfach auf sie zu. Zwischendurch durfte man noch bewundern wie er sich den Kopf auf dem Boden aufschlug und aufgrund einer Erkältung noch auf die Bühne kotzte! Das nennt man dann wohl Einsatz und die berühmten Zeilen eines Bane-Songs (Give more/Give everything/Give blood) bekommen eine ganz neue Bedeutung. Fesche Show der UK-Newcomer, die man sich fernab der intensiven Liveshow auch auf Platte gerne genehmigen darf.

Im direkten Anschluss konnte man erneut die Erkenntnis gewinnen, warum sich die ganze Republik immer wieder über die HC-Szene im Pott echauffiert. Ein Haufen völlig bekloppter, wahrscheinlich (besser gesagt: hoffentlich) pubertierender Kids konnte es nicht lassen fast während des gesamten Sets der italienischen SXE-Macht TO KILL in die Leute mit Vorangehaltenen Fuss zu springen, oder auch mal zur Abwechselung in die Letzte Reihe zu springen. Ist ja Hardcore und so… Fernab dieses wunderbaren Verhaltens geschlechtsreifer Vorstadtkiddies durfte man sich an dem metallischen New School Hardcore von TO KILL erfreuen, die aber etwas unter den Erwartungen in meinen Augen blieben und durchaus etwas mehr aus sich herausgehen hätten können – „Mosh To Kill“ wurde diesmal nur von den wenigsten (leider) richtig interpretiert…

Das die „coole“ Pit-Action zum Glück bei VERSE in den Hintergrund rückt, ist vor allem den intelligenten und durchdachten Texten der Jungs aus Providence geschuldet. Hier wird noch das zelebriert, was man unter integrem und leidenschaftlichem Hardcore versteht. Direkt ab dem ersten Song „Hard To Breathe“ gab es kein Halten mehr und eine immense Menschenmasse begrub den Sänger unter sich, was die Intensität der Zeilen „Searching for something more“ noch mehr verstärkte. Knappe 45min zeigten VERSE ihre Klasse und reihten Hit an Hit, ohne jedoch zu vergessen, dass es beim Hardcore um mehr als nur Musik geht. Zwar mögen die meisten die (doch recht langen) Ansagen langweilig finden, aber der Inhalt zeugt jedes Mal von einem kritischen Bewusstsein, dass vielen Konzertbesucher mittlerweile abgeht… Ob früher alles besser war? Ich weiß es nicht, aber manchmal beschleicht einen eben jenes Gefühl…

Photos by Burkhard Müller