11.05.2011: Dead To Me, Stand Fast - Bei Chez Heinz, Hannover

11.05.2011
 

 






Mit den besten Kumpels und der gemeinsamen Punkband die Welt betouren – da gibt es sicher interessantere und liebevollere Momente, als aus Visa-technischen Hintergründen die Ausreise aus Russland verweigert zu bekommen. Aber wenn DEAD TO ME den Hals nicht voll genug bekommen können und sich drei Länder an drei aufeinanderfolgenden Tage vornehmen – bitte sehr.

Der Sprinter bringt die dürren Jungs aus San Francisco jedenfalls rechtzeitig vom Berliner Flugahfen nach Hannover, lediglich die geplante Akustikshow im Skateshop um die Ecke muss heute ausfallen. Kaum die Ampegbox im Keller verstaut, trifft es STAND FAST aus Münster, die Hannover heute Abend laute Rockmusik schmackhaft machen sollen. Nach der großartigen (und nebenbei legal+gratis+digital erhältlichen) EP der jungen Band um Schreihals Kai muss sich also auch live und in Farbe der Mix aus schönstem Gegniedel á la DAYS IN GRIEF, Riffs und Strophen der Marke NO TRIGGER und nicht sparsamem Hardcoreüberzug den aufgelaufenen Ohren und Augen stellen: „Elements“, „Concrete Horizons“ oder „Listen To The Ocean“ brettern durchdacht und intelligent davon, ziehen tight und schnell gespielt den Hut, aber verlaufen sich leider mit teils mit breiig aufliegenden Gesängen. Technical difficulties? Gute 30 Minuten sind ausreichend, um mehrere Eimer mit Schweiß und die Setliste mit überdurchschnittlichen Posthardcorehymnen zu füllen. STAND FAST darf man durchaus vormerken, in Münster zählen neben Fahrrädern und Rollbrettklamottentempeln also auch noch wichtige(re) Dinge.

Die Verausgabung des Supports nutzen DEAD TO ME auf ihre Weise im Nebenraum, in dem sie kurzerhand das hiesige, parallel stattfindende Kickertunier gewinnen. Ankommen, sehen, siegen – für die ersten 50 Minuten Aufenthalt in Hannover durchaus passabel. Mit einem Warm-Up aus „Something New“, „Splendid Isolation“ oder dem großartigen „A Day Without A War“ schmettert der FatWreck-Vierer dann nicht nur den berüchtigten Spagat von Frontmann Chicken auf den Kachelboden, die Band ist merklich wieder mehr zusammengewachsen und spielt so natürlich und direkt, wie noch zu Jack Dalrymple´s (ex- One Man Army, dann Dead To Me, jetzt Swingin´Utters, Anm.) Zeiten. Flink und energisch gehen „Cause Of My Anger“ und „Modern Muse“ zur Sache, nach klarer Verdeutlichung des Standpunktes der Band zur gegenwärtigen US-Einwanderungs- / Grenzproblematik folgt das mächtige „X“. DEAD TO ME , heute Abend zum ersten Mal in Hannover zu Gast, sind erneut bewiesen nicht nur Asse im Tischfussball oder wie selbstbetitelt belanglose „international fuck ups“. Im finalen Gewitter schaffen es „Don´t Lie“ und „By A Throat“ jeweils genau mit der richtigen Dosis Bühnenpfeffer versehen auf die vorderen Plätze.
Zugaben sind bei den Kaliforniern noch nie an der Tagesordnung gewesen, was sich aufgrund der fortwährenden Hitdichte doch bitte bald ändern möge.
Klarer Ausgleichstreffer im Tourmatch San Francisco gegen Russland. Mal sehen, welche Tücken Holland morgen dann noch mit sich bringt.