12.05.2019: BOUNCING SOULS, THE BRONX, SKINNY LISTER, SHARP SHOCK - Santa Ana, CA - The Observatory

17.05.2019
 

 

"She's good people" freut sich Matt Caughtran. Stolz grinsend zerrt der bullige THE BRONX-Frontmann seine Mutter auf die Buehne und umarmt sie leidenschaftlich, Sekunden bevor er die Menge mit "Come on, motherfuckers" anstachelt und sich selbst in einem minutenlangen, intensiven Moshpit wiederfindet. Ein herrlicher Kontrast. Am Muttertag in Orange County feiert sich der dreissigste Geburtstag der Punkrock-Ikonen BOUNCING SOULS gut genug, noch besser aber mit dem hochkaraetigen Support, den Greg Attonito und Co im Gepaeck haben. Die "Local Heroes" SHARP SHOCK servieren ab Punkt 19 Uhr einen unfassbar tighten Mix aus Punk, Wave und Pop - vor allem die aalglatten Harmonien von Basser Dan Smith (ex- THE DEAR AND DEPARTED) fallen angenehm auf. Ein sehr willkommener Start in den Abend. Im Anschluss beissen SKINNY LISTER aus London hingegen auf Granit. Der Mix aus Pub-Folk und Punk zuendet nur selten, dazu macht der krude, oftmals wackelige Sound der Band die Spielzeit zur Herausforderung. Der Ausflug ueber die Barrikade in den Publikumsraum von Saengerin Lorna Thomas wirkt erzwungen und unnoetig - die Band auf der Buehne liefert musikalisch bloss ein lasches, sehr unsicheres Set ab. Schade, denn Songs wie "This Is War" oder "Tragedy In A Minor" haben auf Platte definitiv Potential. Nach den selbstbewussten und dynamischen SHARP SHOCK verpufft die Show der Briten leider noch vor dem eigentlichen Ende im Raum. 
 
Wer bei einem Konzert von THE BRONX mit verschraenkten Armen regungslos am Rand steht, ist wohl bereits mit chronischer Miesepeterlaune auf die Welt gekommen. So gesehen am heutigen Abend in Orange County, wo das kalifornische "Surfer-Bro"-Dasein nicht immer positiv und easy daherkommt, sondern manchmal auch eine gehoerige Portion Ueberheblichkeit fordert. Leider kommt es bereits bei "Shitty Future" zu Handgreiflichkeiten im Pit. Ueberfluessig. THE BRONX lassen sich ihr Energielevel nicht stehlen und liefern trotz Ersatzgitarrist 110%. "The Unholy Hand", "Cobra Lucha" oder "Knifeman" explodieren foermlich im Saal, Caughtran verbringt ganze drei Songs kreischend und fordernd im Circle-Pit-Modus. Ein weiteres Mal wird das Fuenfer aus Los Angeles seinem Ruf als Live-Dampfwalze mit Herz und Hirn gerecht. "Orange County! Move your bodies, move your minds!" kichert Caughtran und bolzt "Six Days A Week" durch den mittlerweile prall gefuellten Raum. Was soll da noch kommen? THE BRONX heizen das Observatory zwar weit ueber die regulaere Betriebstemperatur ein, dennoch friert der Durchschnittsbesucher buchstaeblich, was der voellig uebertriebenen Klimaanlagenpraesenz im Saal zuzuschreiben ist. 
 
 
Dank striktem Zeitplan und vorbildlicher Umbaupausen von lediglich fuenfzehn Minuten zwischen allen Bands stehen die Gastgeber und Jersey-Legenden puenktlich um 21.30 Uhr auf der Buehne und beginnen ihr Set mit "Hopeless Romantic" und "Sing Along Forever". Ueber zwanzig Songs stehen auf der Liste der Jubilaeumstour - die Auswahl duerfte dem Vierer nicht leicht gefallen sein. Emotionen und Erinnerungen scheinen vielen der Besucher ins Gesicht geschrieben. Einige sind mit der ganzen Familie angereist und feiern mit ihren Kindern auf den Schultern und den SOULS zu Songs wie "Here We Go", "Lean On Sheena" oder "Kids And Heroes". Greg Attonito meistert die Frontmannrolle souveraen, wenn auch gewohnt zahm und zurueckhaltend. Die Tanzeinlagen des schmalen Saengers neben den Stehaufmaennchen Pete Steinkopf an der Gitarre  und Basser Bryan Kienlen sind ebenso legendaer wie etwa "Private Radio" und der dazugehoerige Publikumschor, der im Observatory ein beachtliches Volumen mit sich bringt. Jede Sekunde Spielzeit wird genutzt, (auch-HOT WATER MUSIC-) Drummer Geroge Rebelo ist mittlerweile wie verwachsen mit dem Livesound der BOUNCING SOULS aus dem geschichtstraechtigen Asbury Park. "I Like Your Mom" ist ein Muss am Muttertag, mit "Favourite Everything" und "Crucial Moments" gibt es auch neuen, messerscharfen und hitverdaechtigen Output der Punkrockband zu hoeren. Mit "Gone" und "True Belivers" - dem Highlight des Zugabenblocks - erreicht die Feierlaune ihren Hoehepunkt und laesst Santa Ana doch noch funkeln. "Wir sind so unfassbar dankbar dafuer, dass wir diesen Scheiss seit 30 Jahren machen koennen und noch immer Leute zu unseren Konzerten kommen" erklaert Steinkopf - und man merkt ihm und seiner Band die Ehrfurcht und Anerkennung an. Alles an den BOUNCING SOULS wirkt nach wie vor ehrlich, authentisch und hart erarbeitet. Zusammen und fuer immer "True Believers" sein. Gelohnt haben sich die Muehen der letzten drei Dekaden alle Male.