13.-15.06.2008: Greenfield Festival - Interlaken

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Alle Jahre wieder: Geniales Line-up, coole Leute, viel Regen, Party und Spass. Das Greenfield-Festival! Dieses Jahr mit 26'218 verkauften Dreitagespässen mehr BesucherInnen denn je.

Freitag

Eingeläutet wurde das vierte Greenfield von Heaven Shall Burn. Mit ihrem brachialen, krachenden Metalcore heizten sie dem Publikum so richtig ein für diesen sehr Metal- und Hardcorelastigen Tag. So war es dann vor der Bühne auch so voll, wie es noch nie bei der ersten Band war. Anscheinend finden sich auch an anderen Festivals bei der ersten Band jeweils nicht so viele Leute ein, denn Sänger Marcus erwähnte immer wieder, wie sehr es ihn freue, dass so viele Leute hier seien. Super Einstieg, nur schade, dass sie auf der Haupt- und nicht auf der Zeltbühne spielten. Einerseits, weil ich generell die Stimmung auf der Zeltbühne besser finde, vor allem aber auch weil Heaven Shall Burn auf der grossen Bühne komplett verloren wirkten.

Danach gaben die "Götter des Hardcore" die Ehre: Sick of it all! Merkwürdigerweise schrumpfte die Publikumszahl bei deren Auftritt massiv. Doch in Sekundenschnelle übertrug sich die Intensität und Energie, die die Band ausstrahlt auf die Dagebliebenen, und es entwickelte sich eine extrem geile Stimmung, an welche kaum ein anderes Konzert herankam. Obwohl auch diese Band viel besser auf die Zeltbühne gepasst hätten, schaffte sie es dank ihrer rund zwanzigjährigen Bühnenerfahrung und ihrer enormen Präsenz die Bühne auszufüllen. Eines der besten Konzerte des Tages!

Nach einer kurzen Pause ging ich dann zur Zeltbühne, um mir Enter Shikari anzusehen. Ihre Mischung aus Electro und Hardcore überzeugt auch live und so gab es im Publikum eine gute und vor allem äusserst interessante Mischung aus Tanzen, Violent Dancing, Circle Pits und Wall of Deaths.

Darauf folgten In Extremo, die wie gewohnt eine explosive Show mit viel Pyro- und Lichteffekten ablieferten und alle mitriss, auch wenn sie am Anfang noch so kritisch dastanden.

Abgeschlossen wurde der Tag dann mit Apocalyptica, was meiner Meinung nach definitiv das beste Konzert des Tages war. Eigentlich dachte ich ja schon, der diesjährige Auftritt könnte niemals an denjenigen vor zwei Jahren herankommen, bei dem Apocalyptica auf der Hauptbühne, begleitet von einem Gewitter, spielten, was eine unbeschreibliche Atmosphäre mit sich trug. Unerwarteterweise war der diesjährige Auftritt jedoch beinahe so genial wie derjenige vor zwei Jahren. Auch "nur" die Lichtshow, die Musik und die unglaubliche Bühnenpräsenz der Band schafften eine ebenso mitreissende, einzigartige Atmosphäre.

Samstag

Als erste Band vom Samstag sah ich mir The Blackout an, welche bereits an der letztjährigen Taste of Chaos Tour spielten und mich damals positiv überraschten. Doch entweder habe ich mich damals zu wenig geachtet, oder der Erfolg ist der Band mittlerweile zu Kopf gestiegen. Denn so poserhaft und arrogant hatte ich die Band nicht in Erinnerung. Schade, denn die Musik ist wirklich gut und die Stimmen der beiden Sänger bilden eine perfekte Abwechslung.

Dafür erwiesen sich Girls in Hawaii als eine durchwegs sympathische und bodenständige Band. Doch wer hinter diesem Namen eine Frauenband vermutete, hat sich getäuscht: Girls in Hawaii sind sechs Jungs aus Belgien, die mit ihrem Indie-Pop im Gegensatz zu den meisten restlichen Bands ruhigere Töne anschlugen und so einen guten Kontrast bildeten.

Nach einer längeren Pause ging ich zur Hauptbühne, um mir Kettcar anzusehen, eine meiner Lieblingsbands. Als sie die Bühne betraten, fing es prompt an zu regnen. "Dies ist immer so", bemerkte Sänger Markus Wiebusch deprimiert: "Kaum betreten die Hamburger die Bühne, fängt es an zu regnen." Der Regen war jedoch kein grosser Störfaktor: Alle tanzten, sangen mit, hatten sichtlich Spass und feierten die Band ab wie verrückt. Ein geniales Konzert, wenn nicht sogar das Beste des Tages! Nur schade, dass der Ansager nicht gemerkt hat, dass ...But Alive nicht gleich Kettcar ist. Denn „Punk mit politischen Texten“ macht Markus Wiebusch schon lange nicht mehr.

Auch Slut, die direkt nach Kettcar spielten, überzeugten. Nebst der genialen Lichtshow mit interessanten und verwirrenden Filmen und Bildern im Hintergrund war auch der Aufbau des Konzertes genial: Angefangen wurde nicht, wie sonst meistens, mit schnelleren, rockigeren Liedern, sondern im Gegenteil: Die ruhigen, langsamen Lieder machten den Einstieg und je länger die Band spielte, desto schneller und energievoller wurden die Songs. Ein sehr originelles und beeindruckendes Konzert!

Nach der Begeisterung bei Kettcar und Slut folgte eine Enttäuschung von Rise Against. Die Band wirkte mehr so, als ob sie das Konzert spielen müsste und nicht als ob sie auch spielen wollte. Was irgendwie nicht zu der sonstigen Haltung der Band passt. Aber einen schlechten Tag haben ja alle mal, und als sie als letztes Lied, meinen absoluten Favoriten „Prayer of the Refugees“ spielten, war meine Enttäuschung wenigstens ein bisschen kleiner. Schade nur, dass ich wegen der Überschneidung von Rise Against und den Weakerthans auf letztere verzichtet habe, denn die ersten paar Lieder der Weakerthans gaben mehr her, als was Rise Against präsentierten.

Nach den Ärzten (witzig und unterhaltsam, viel mehr aber auch nicht) folgte auf der Zeltbühne die Alternative–Band Oceansize. Diese schafften Gitarrenwände, wie sie kaum eine andere Band (ausser Mogwai natürlich) zustande bringt: Sie hüllen ein, ziehen einem in den Bann und lassen einem mit offenem Mund dastehen. Und dann, mit nur einem Ton zerfallen sie, bevor wieder neue aufgebaut werden können. Ein schlichtweg genialer Abschluss!

Sonntag

Der Sonntag gab dann viel weniger her, als die zwei Tage vorher. Gestartet habe ich mit Pantéon Roccoco, der einzigen Ska-Band des Festivals. Sie erreichten es problemlos, schon beim ersten Lied alle zum Tanzen zu animieren. Totale Party-Stimmung zu einer beeindruckenden Band. Und nicht einmal der Regen konnte hierbei schaden.

Nach guten, aber nicht weiter erwähnenswerten Konzerten von Blackmail und Bad Religion sah ich mir als letztes dann noch die Beatsteaks an. Tja, was kann man dazu noch gross sagen? Beatsteaks halt: geniale Live-Band mit super Liedern, solange sie auf diejenigen vom neuen Album verzichten. Noch ein letztes wirklich treibendes, mitreissendes, energetisches Konzert bevor ich dann abreiste (und somit leider Black Rebel Motorcycle Club verpasste) und zu Hause todmüde ins Bett fiel.

Auf nächstes Jahr!