13.11.2010: Trigger The Bloodshed, Whitechapel, Job For A Cowboy, Annotations Of An Autopsy - Köln - Essigfabrik

13.11.2010
 

 

Das Leben ist derzeit nicht so einladend. Kein Mensch will mehr vor die Tür, es scheint tagelang durchzuregnen. Alles was derzeit so passiert bestätigt diese „Warum bin ich nicht heute Morgen einfach im Bett geblieben?“-Haltung. Man will dann aber doch nicht den ganzen Samstag in Jogging-Hose verbringen, macht sich zumindest mal wieder auf den Weg zu einem Konzert, und – hach, irgendwas musste ja passieren. Abgesehen vom immer noch anhaltenden Regen ist dann ausgerechnet noch die Südbrücke gesperrt. Heißt für uns: Einmal einen großen Umweg um das Ziel (die Kölner Essigfabrik) – und die erste Vorband TRIGGER THE BLOODSHED verpassen. Immerhin tröstet hier die Gewissheit, dass es die Band auch mit ihrem drittem Album (in 3 Jahren!) nicht geschafft hat, sich so richtig aus dem Durchschnitt technischer/grindiger Death Metal Bands zu erheben, und ihre Sache immer noch nur „ganz okay“ machen.

An der Essigfabrik dann endlich irgendwann mal angekommen beruhigt zumindest eins: Ich bin nicht der einzige, der so denkt. „Viel los hier“, sagt mir da zwar der Herr an der Garderobe, doch es ist sein erstes mal hier in der Essigfabrik, und er weiß nicht, dass hier oft schon viel viel mehr los war: Shows wie Never Say Die haben die Essigfabrik in der Vergangenheit derartig gefüllt, dass so ziemlich jeder Meter der Halle belegt schien. Gemessen daran wirkte die Essigfabrik heute recht leer, gerade bei dem Lineup. Andererseits: Bands wie JOB FOR A COWBOY oder WHITECHAPEL mögen zwar mittlerweile einen sehr hohen Bekanntheitsgrad in der Szene genießen, werden aber nicht (mehr) von allen unbedingt gemocht: JOB FOR A COWBOY für ihre Ausrichtung seit „Genesis“, und WHITECHAPEL… naja, die taugen einfach nicht jeden – warum auch immer. Und ANNOTATIONS OF AN AUTOPSY und TRIGGER THE BLOODSHED haben bis Dato eher vereinzelte Fans, was sich dann später auch in Sachen Publikumsbegeisterung abzeichnet. Aber soll einen nur recht sein: Dann ist das heute eben ein Abend für die Fans, die ihre Band (immer noch) toll finden, obwohl andere sie am laufenden Band verreißen, und vor allem ein angenehmer Abend ohne überfüllten Saal.

Jedenfalls: ANNOTATIONS OF AN AUTOPSY waren die erste Band, die ich an diesem Abend zu sehen und hören bekam. Und wie bereits erwähnt war das eher eine Band, welche nur einzelne gefeiert haben – der Rest (inklusive mir) hatte nicht viel mehr als müdes mitwippen für diese Band übrig. Aber ich steh dazu: Diese Band macht einfach nichts herausstechendes, nicht was man nicht irgendwo schon mal gehört hätte. Das Riffing ist vielleicht ganz nett, vielleicht bringen die Tracks vom letzten Album sogar einen Hauch von düsterer Atmosphäre rüber. Doch gerade das stumpfe und irgendwie einfach bedeutungslose Shouting und all das abgenutzte „Bree-Bree“ seitens des Sängers erinnern mich immer wieder daran wie durchschnittlich diese Band doch ist. Die Beliebigkeit der Ansagen bestätigen dann noch mal, was ich schon auf dem Weg hier hin gedacht habe: Hätte ich neben TRIGGER THE BLOODSHED auch ANNOTATIONS OF AN AUTOPSY verpasst, so wäre das auch nicht weiter schlimm gewesen.

Aber immerhin war die Band eine ganz nette Aufwärmung für die meinerseits heißersehnte Band, welche danach spielen sollte. WHITECHAPEL hatten für mich mit „A New Era Of Corruption“ eines der bisher besten Alben des Jahres rausgebracht – und konnten überraschenderweise die bereits sehr gelungenen Vorgänger noch einmal toppen. Live hatte ich sie bisher nur einmal kurz für vielleicht drei Songs als Support gesehen, daher die Frage: Wie schlägt sich diese Band als Co-Headliner? Ebenfalls nicht schlecht - wenngleich sich spätestens hier eines der Hauptprobleme des heutigen Abends bemerkbar machen sollte. Gerade bei Songs wie „This Is Exile“ wirkte der Sound undifferenziert, es dauerte erst bis man die Songs wieder erkannte und musste dann mit Ernüchterung feststellen, dass das Material nicht unbedingt derartig gut rüberkam wie auf Platte. Spaß hat’s trotzdem gemacht, und endlich hat auch den Rest der Halle die Energie der Musik gepackt – wenngleich schnell die ersten auf dem Boden lagen, da bedingt durch den Regen der ohnehin schon glatte Boden nur noch rutschiger wurde. Was die Songauswahl betrifft: Nur zwei Songs vom neuen Album („The Darkest Day Of Man“, „Breeding Violence“), alte Hits wie „Vicer Exister“ mit der obligatorischen Zeile „You will never fuck again“ oder „Possession“, aber auch eher unscheinbare Nummern wie „Eternal Refuge“. Das ist grundsätzlich okay, für meinen Geschmack fehlte aber noch der ein- oder andere Überhit. Letztlich ein netter Auftritt, wenn auch gemessen an meinen Erwartungen leicht ernüchternd.

JOB FOR A COWBOY hatten ebenfalls mit Soundproblemen zu kämpfen. Das machte es vor allem für das Publikum schwer die neueren Songs so richtig zu genießen, ging doch viel vom markanten Gefrickel im eher groben Sound unter. Trotzdem hatte die Band heute überraschend leichtes Spiel, und das liegt vor allem an einer Sache: Humor. Spätestens als Material von der guten alten „Doom“-EP fiel strotzte das Publikum nur so vor albernen Einfällen, worauf ein gut gelaunter Jonny Davy nur mit einen Grinsen und einer generell sympathischen Art zu reagieren brauchte.

JOB FOR A COWBOY spielten vielleicht nur eine gute halbe Stunde, verlangten aber aufgrund eines überraschend energischen Auftritts ihren Publikum doch eine ziemliche Menge ab. Stage-Dives oder ähnliches waren dabei zwar bedingt durch eine alberne Absperrung vorne und ein für so eine Show relativ großen Aufmarsch der Security nicht drin, dafür heizte das Geholze generell und die Crowd selbst ganz passabel ein. Gespielt wurde übrigens ein ausgewogener Mix aus Nummern aller Alben, wobei mich vor allem die Auswahl des Materials vom neuem Album mit Songs wie „Consitutional Masturbation“ oder „Lords Of Chaos“ überzeugte. Und so Sachen wie „Entombment Of A Machine“ oder „Knee Deep“ gab’s natürlich auch wieder.

Zurück an der Garderobe holt man sich seine Sachen ab, und fragt sich dann aber doch: Das war‘s? Das soll alles gewesen sein? Definitiv kein schlechter Abend, doch seien wir ehrlich: Irgendwie hätte man sich da doch etwas mehr erhofft. Draußen nieselte es natürlich immer noch.