GOOD CHARLOTTE touren zurzeit mit ihrem aktuellen Album ''Generation Rx'' um den Globus. Im Berliner Huxleys bekam man eine große Pop-Punk-Sause geboten, bei der die Band aus Maryland von jeder Menge weiterer Kollegen unterstützt wurde.
Kurzfristig wurde das Konzert von der Columbiahalle ins Huxleys verlegt. Es lag wohl daran, dass im Vorfeld weniger Tickets als erwartet verkauft wurden – immerhin war auch der Ticketpreis nicht ganz ohne. Auf der anderen Seite bekam man für sein Geld dafür einen ganzen Stoß namhafter Bands geboten. Waren anfangs nur BOSTON MANOR als Support angekündigt, erweiterte sich das Vorprogramm in den letzten Wochen noch um SLEEPING WITH SIRENS und THE DOSE.
Letztere durften dann auch relativ zeitig als erste Band die Bühne betreten. Das Duo aus Los Angeles passte für viele wohl so gar nicht ins Programm. Relativ verhalten waren diesbezüglich anfangs auch die Reaktionen seitens des Publikums, bei den Zwischenansagen. Man lauschte Grunge-Sound mit jeder Menge 90er Feeling, der vor allem stimmlich oft an Billy Corgan von den SMASHING PUMPKINS und optisch an NIRVANA erinnerte. Sänger Indio Downey war leider auch nicht der Aktivste. Während des Sets bewegte er sich zweimal von seinem Mikro weg, um kurz von seiner Box zu springen oder über die Bühne zu laufen. Ganz im Gegenteil zu seinem Drummerkollegen Ralph Alexander, der sein Schlagzeug durchgehend ganz schön bearbeitete. Dennoch überzeugte die Band durch ihre Songs und auch das Publikum taute langsam auf. Am Ende konnte man dann doch einige erhobene Bierbecher in der Menge erblicken.
BOSTON MANOR hingegen hatten es da wohl ein wenig einfacher, die Leute auf ihre Seite zu ziehen. Gerade mit ihrem letztjährig erschienen Album ''Welcome to the Neighbourhood'' bewegte sich die Band ein Stück mehr in Richtung eines eingängigeren und fetteren Sounds, der im Vorprogramm von GOOD CHARLOTTE für einige wohl leichter verdaulich war, als noch bei den Vorgängern von THE DOSE. Die Band überraschte mit jeder Menge Spielfreude und gutem Sound, bei dem besonders das stimmliche Organ von Sänger Henry Cox positiv hervorstach. Die Ansagen wurden genutzt, um besonders GOOD CHARLOTTE zu danken, mit auf eine sehr erfolgreiche Tour genommen wurden zu sein. Nach einer guten halben Stunde verabschiedete man sich mit ''Halo'' und hatte definitiv ein paar Besucher am Merchstand sicher.
SLEEPING WITH SIRENS scheinen definitiv gute Bekannte des Hauptacts zu sein. Auch beim letzten Gastspiel vor knapp zwei Jahren, an gleicher Stelle, waren sie ebenfalls schon als Support dabei. Auch die Jungs aus Orlando wussten zu überzeugen, hatten zusätzlich auch eine hörbar größere Anhängerschaft mitgebracht. Im Gegensatz zum letzten Auftritt mit GOOD CHARLOTTE gab es diesmal auch einen fetteren Sound und Kellin Quinn war in besserer Form als beim letzten Mal. Neben Dauerbrennern wie ''If You Can't Hang'' schienen es besonders die Songs der LP ''Madness'' zu sein, die am besten ankamen und am meisten gespielt wurden. Davon waren nicht nur ''Better Off Dead'', ''We Like It Loud'' und ''Go Go Go'' im Set vertreten. Auch mit dem ebenfalls darauf enthaltenen ''Kick Me'' machte man noch mal richtig Stimmung und rundete den gelungen Auftritt damit ab.
Bei GOOD CHARLOTTE folgt zu Beginn eine kleine Überraschung. Es war ja eigentlich fast immer schon eine kleine Tradition, dass eine Show der Band mit ''The Anthem'' beginnt. Nun hat man sich nach so vielen Jahren wohl gedacht, doch mal ein paar Veränderungen einzuführen. So ließ man nach dem gleichnamigen Intro der aktuellen Scheibe ''Generation Rx'' direkt den zweiten Song des Albums ''Self Help'' folgen. Keine schlechte Entscheidung, ist doch besagter Track ein guter Rocker, um die Show energisch einzuleiten. Und dann kam es ja doch – ''The Anthem'' und funktionierte immer noch einwandfrei, um vor allem die Nostalgie-Keule ins schwingen zu bringen, die den ganzen Abend über noch öfters eingesetzt werden sollte. Auch direkt im Anschluss folgten ''Story of My Old Man'' und ''Girls & Boys'' – kurz unterbrochen von ''Keep Your Hands Off My Girl'', was jeden Fan der ersten Stunde ein Lächeln ins Gesicht gezaubert haben dürfte. Mit ''Life Changes'' gab es nur einen Song vom 2015er Album ''Youth Authority'' zu hören. Wer Songs von ''Cardiology'' hören wollte, wurde sogar ganz enttäuscht. Den Mittelteil nutzte man, um auch neue Songs wie ''Actual Pain'', ''Shadowboxer'' oder ''Prayers'' zu spielen. Nicht aber ohne dazwischen eine kleine Zeitreise ins Jahr 2004 zu machen, bei dem Joel Madden ein wenig selbstironisch über sein damaligen ''Emo-Look'' herzog, bevor ''Predictable'' und der Titeltrack von ''The Chronicles of Life and Death'' zum Besten gegeben wurden. Redefaul war die Band auch ganz und gar nicht an diesem Abend. Am häufigsten wurden die Zwischenpausen genutzt, um sich für die langjährige Treue in den letzten 23 Jahren zu bedanken.
Als man mit ''Hold On'' bereits wieder einen Schlenker Richtung 2002 machte, ging es mit ''Waldorf Worldwide'' und ''Little Things'' vom Debüt sogar noch weiter in die Vergangenheit, was die Mitgrölqualitäten der Oldschoolfans unter Beweis stellte. Und so ging es Schlag auf Schlag weiter – ''The River'', ''Dance Floor Anthem'' und natürlich ''I Just Wanne Live'' folgten. Dabei fiel einem wieder auf, wie viele Hits sich bei der Band über die Jahre angesammelt hatten. Und wenn man schon den Anfang der Show neu gestaltet, so blieb am Schluss doch alles beim Alten. Ohne Zugabe gab es zum Abschluss, wie sollte es anders sein, ''Lifestyles of the Rich & Famous'' auf die Ohren. Das lies die Menge noch mal kräftig durch die Gegend springen. Und so endete mal wieder ein gelungener unbeschwerter Abend voller Nostalgie und Jugenderinnerungen, für den die Band gerne alle paar Jahre vorbei schauen darf.
Hier gibts die Bilder aller Bands: GOOD CHARLOTTE, SLEEPING WITH SIRENS, BOSTON MANOR, THE DOSE