14.11.2011: Jennifer Rostock, Ich Kann Fliegen - Saarbrücken-Garage

14.11.2011
 

 


Jennifer Rostock zeigen bei ihrer Show In Saarbrücken ein Deutsch Rock-Pop-Konzert wie aus dem Lehrbuch

Jawohl, die Show von Jennifer Rostock am 14.11.2011 in der Saarbrücker Garage hätte wohl jeden Bandmentoren stolz gemacht.

Zuerst die Vorband „Ich Kann Fliegen“: So herrlich nicht aufsehenerregend, dass sich niemand im Publikum wirklich an ihnen stören kann und keiner wirklich Feuer für die Band fängt. Sie erinnern an eine Sportfreunde Stiller Ausgabe für ein alternativeres Publikum, die mit Weisheiten wie „Es war nicht alles gut, es war nicht alles schlecht“ aufwarten. Wahnsinn.

Aber gut, bei dem Hauptact interessiert sich keiner wirklich für die Vorband. Und wahrlich, Jennifer Rostock inszenieren eine perfekt einstudierte One-(Wo)Man-Show von Sängerin Jennifer Weist. Halbnackt und trotzdem stilvoll lässt sie sich vom Publikum feiern, beweist aber gleichzeitig auch durch eine unglaubliche stimmliche Präsenz, dass dies verdient ist. Vor allem bei Songs wie „Himalaya“ und seinen grandios gemeisterten Wechseln von hohem Kopfstimmengesang und geschmetterten Zeilen, zeigt sich, dass diese Frau echt was auf dem Kasten hat und ihre Stimme einwandfrei beherrscht.

Und wieso Rock-Pop-Konzert wie aus dem Lehrbuch? Absolut erfrischend ist, dass man der Band überhaupt nicht anmerkt, ihr wievielter Tourstop es an diesem Abend schon ist. Alle Mitglieder sind scheinbar mit Spaß bei der Sache und wirken nicht (wie viele andere Bands) so, als würden sie die Sache möglichst schnell über die Bühne bringen wollen. Man ist freundlich zu seinen Fans, läd ein paar Auserwählte zu einem Bierchen auf die Bühne ein, reißt Witze (auf die eigenen und die Kosten anderer), ist ein bisschen obszön aber nie zu sehr. Es scheint, als würde man sich selbst nicht zu ernst nehmen und sagt, dass man sich freue, wieder in der Stadt zu sein. Lobenswert ist auch, dass einem trotz der langen Set-Zeit von zwei Stunden nicht langweilig wird. Durch den genau ausgewählten Wechsel von alten und neuen Songs und dem gezielten Einsatz von „Gimicks“ wird das Konzert aufgelockert. Erst bricht eine Wäsche-Werf-Orgie aus, denn das Monster „Wäsche Werner“ steht auf der Bühne und freut sich über Schlüpfer und BHs, dann werden Mädels aufgefordert, ihre Brüste zu zeigen, anschließend ein ruhiges Akkustik-Set. Um das Publikum wiederzubeleben spielt man anschließend den Song „Der Kapitän“, bei dem ein Fangirlie mit Kapitänsmütze, Prosecco und Gummireifen Crowdsurfen gehen darf. Eine perfekte Party und bei dem Feature mit Nico (War From A Harlots Mouth) bei „Es war nicht alles schlecht“ werden auch die härteren Fans mit Caliban-Shirts im Publikum bedient.

Kurzum: Ein kurzweiliger und unterhaltsamer Abend bei dem man sich zeitweilig fragen kann „ist das jetzt nötig?“ (Warum Jennifer Weist so nackt rumhüpfen muss – man erinnert sich an Genres wie R’n’B erinnert und schließlich muss sich diese Frau ja nicht durch Show stimmliche Schwächen ausgleichen; Muss man sich über Hängebrüste von Fans lustig machen?). Trotzdem bleibt es ein Abend mit einer sehr souveränen Bühnenshow und sympathisch verkauften Bandmembers.