16.07.2011: The Tourist, Vs. Rome, Alkali Lake - Aetherblissement - Köln

16.07.2011
 

 

Releaseshows haben ja gemeinhin immer etwas sehr familiäres. Da kennen sich die Bands, geben sich Props, da reist der eigene kleine Fanclub aus der alten Heimat an, und generell kennt man jedes zweite Gesicht, so wie das Benny von VS. ROME bemerkte, als er dem doch recht gut gefüllten Aetherblissement von der Bühne aus gegenüber stand. Das war es auch, was die Releaseshow von THE TOURIST ausmachte: Dieses familiäre, intime. Dieses mehr als bloß die Setlist runterspielen, sondern auch mal etwas vom Plan abweichen, improvisieren. Und vor allem dieses Spaß haben mit diesen Leuten, von denen man jedes zweite Gesicht kennt.

Am meisten merkte man dies ausgerechnet dem Opener ALKALI LAKE an, die sich so energisch auf der Bühne zeigten, dass ständig irgendwer auf die Bühne eilen und zum Beispiel ein zur Seite gekicktes Becken wieder richten musste. Gerade der Sänger ging völlig überdurchschnittlich emotional an die Sache ran, und lag dann irgendwann nur noch völlig fertige inmitten der Bühne, sodass seine Bandmates in ihrem Rausch aufpassen mussten, wo sie da überhaupt hintraten. Sein THE-CHARIOT-Shirt hätte da aber auch als kleine Warnung wahrgenommen werden müssen. Musikalisch machte man übrigens sowas wie einen Mix aus Postrock und Screamo, wobei das doch sehr eigenständige, effektbeladene und verspielte Gitarrenspiel immer bemüht war solche Eingrenzungen zu durchbrechen. Nur der live durchweg doch sehr unverständliche Gesang schmälerte etwas den eigentlich sehr guten Eindruck, wobei die teils an Chino Moreno (DEFTONES) erinnernde Art seines Gesangs (und vor allem des Ausbruchs) wiederum positiv auffiel.

Weniger Ausbrüche, aber dafür mehr Interaktion mit dem Publikum gab’s dann bei VS. ROME. Wobei das ja so klingt als hätte es die bei ALKALI LAKE nicht gegeben (was gelogen wäre, klebte deren Sänger doch mit seinem Mikro an einer Hand voll seiner besten Kumpels vor der Bühne). Egal. Jedenfalls merkte man VS. ROME deutlich an, dass sie sich wie zuhause fühlten – und entsprechend selbstbewusst trat man dann eben auch auf. Locker spielte man so ein Set runter, dass viel vom 90s-Emo hatte, aber auch Momente mitnahm, bei denen man sich (vor allem spürbar durch den drückenden Bass) fast schon gen Stoner-Gefilde vorkämpfte. Klang ebenfalls verspielt, wenn natürlich auch nicht ganz so extravagant wie ALKALI LAKE. Kurzweilig war’s aber auf alle Fälle.

Die Releaseshow war‘s allerdings für keiner der beiden vorigen Bands, sondern natürlich für THE TOURIST. Die hatte man heute übrigens nicht nur aufgrund des Runterspielens der gesamten neuen Platte an einen besonderen Tag erwischt. Gleichwohl war es, so wie er selber sagt, der erste „richtige“ Auftritt mit dem neuen Sänger Bobby - quasi also eine Bewährungsprobe in zweierlei Hinsicht. Die überstand man allerdings glücklicherweise sehr souverän: Der neue Sänger tobte und fauchte, die neuen Songs kamen gut an und generell zeigte man sich sehr spielfreudig – wobei auch hier gesagt werden muss, dass das größtenteils befreundete Publikum es der Band recht einfach gemacht hat. Zum Schluss holte man dann auch ein paar von jenen Freunden mit auf die Bühne, drückte ihnen Sticks und Schlagzeug-Komponenten in die Hand und feierte einen schönen Abschluss, nachdem zuvor schon auch der VS. ROME Sänger für ein Feature die Bühne mit der Band teilte. Die sehr brachiale Zugabe in Form eines älteren Songs rundete das Ganze dazu noch mal sehr schön ab. Ein schöner Abend – und sicherlich einer, der vor allem THE TOURIST viel Selbstvertrauen für die Zukunft gegeben haben dürfte.