18.04.2008: Ignite, Terror, Strung Out, Death Before Dishonor, Burn The 8 Track - Berlin - SO36

18.04.2008
 

 

An diesem Abend entschloss ich mich kurzfristig doch noch ins SO36 zu fahren, um mir trotz frischem Innenbandriss im Knie diese Show nicht entgehen zu lassen. Also wurden gegen 19.30 die Krücken angeschnallt und los konnte es gehen! Im SO36 angekommen, spielten BURN THE 8 TRACK schon und ich gab erstmal meine Geh-Hilfe bei der Garderobe ab. Dann ab in den Konzertbereich und die Merchstand bestaunt. Wobei das Wort Merchstand es auch nicht richtig trifft. Eine sechs bis sieben Meter lange und 4 ½ Meter hohe Wand war komplett zugepackt mit Shirts und Kapus. Nicht schlecht! Die Preise waren mit 15¤ happig, aber es gibt schlimmeres.

Als DEATH BEFORE DISHONOR die Bühne betraten, war das SO36 noch nicht einmal halb gefüllt, was die 20 eingefleischten Mosher aber nicht davon abhielt den brachialen Boston HC in das erste Circle Pit des Abends umzusetzen. Ich fands unspektakulär, kann aber auch verstehen, wie man das gut abfeiern kann. Nach dem halbstündigem Set wurde die Vorfreude auf STRUNG OUT langsam intensiver, denn die bisherigen Live Shows die ich von ihnen gesehen habe, haben sie ordentlich vergeigt. Mit breiigem Sound, Rockstar-Attitüde und schlechter Songauswahl beim WFF letztes Jahr und im Jahr 2002 im Knaack konnten sie ewig nicht anfangen, weil sie ihren Gitarristen im Hotel vergessen hatten und dann spielten sie nur 25min, weil der Sänger erkältet war…

Nunja, diesmal sollte alles besser werden: Erstes Lied Too Close To See, zweites Lied Blackhawks, drittes Kill Your Scene. Yeha! Nach dem vollen Brett von Death Before Dishonour war der metallische Punkrock für mich ein musikalischer Leckerbissen. Die ersten paar Reihen wirbelten dem Tempo entsprechend und der Sänger bedankte sich fürs zahlreiche Erscheinen und entschuldigte sich direkt für die beschissene Show im Knaack. Mit einwandfreiem Sound spielten sie sich bestens gelaunt durch ihr Set, von dem ich im weiteren Verlauf nur noch drei, vier Lieder kannte. Denn seit An American Paradox habe ich die Alben kaum mehr verfolgt... Nach 35 min bildete Matchbook den Abschluss eines erfrischenden Auftritts. Man was hätte ich für ein Mosh fähiges Knie gegeben…

Nach kurzer Umbaupause war es dann Zeit für TERROR. Wie bei bisher jeder Terror Show die ich gesehen habe, entwickelte sich sofort ein riesiges Pit, dass klar machte, was abgeht: Voller Mosh, der keine Gefangenen mehr macht. Trotzdem war nach den ersten beiden Songs schon deutlich zu sehen, dass das weder eine Terror Headliner noch eine reine Hardcore Show war. So nahm das Pit nur das vordere Fünftel des SO36 ein und zeigte auch nicht die Bewegung, die ich vom WFF und der einen Clubtour her erwartet hätte. Der Sound hingegen war optimal, die Songauswahl überraschte nicht. Alle Hits, ein neuer Song. Was das Set über immer deutlicher wurde, war Scotts Angst, jetzt nicht mehr als Outcast, Underdog, Lowest of the Low oder One of Us wahrgenommen zu werden. Mittels dieser Phrasen („We’re no rockband, we’re still fuck ups like you!“…sinngemäß) wurde das nach fast jedem Song bekräftigt. Darüber hinaus versuchte Scott konstant die Härte des Pits zu steigern („Smash the person next to you!“; „Come on, more people stage dive!“), um so die Hardcore credibility zu retten. Denn die ist durch die mäßige letzte Platte, teure Konzerte, teure Shirts und doch deutliche Rockstar-Attitüden abseits der Bühne angekratzt. Egal. Trotzdem immer wieder fett.

Dann wurde hektisch die Bühne für IGNITE bereitet. Und da trifft das Label Rockband wirklich genau das, was kommen sollte. Mit patriotischer Rot-Blau-LED-unterstützter-Lichtshow, wurde das abgerissen, was von ihnen erwartet wurde. Ein Hit jagte den nächsten, es wurde an gegenseitige Hilfe im Pit appelliert und zum retten der Wale aufgerufen. Abgesehen davon, sind Ignite politisch meiner Meinung nach nicht zu vertreten. Und das muss jetzt mal gesagt werden: Da wird seit Jahren konstant Freiheit mit Kapitalismus gleichgesetzt, sich über kommunistische Geheimdienste ausgelassen und alles böse auf Bush reduziert. Klar war die Stasi komplettt scheiße, aber dass Geheimdienste generell richtig viel Dreck am stecken haben, ignorieren sie konsequent. Zoli sollte mal in Miami gegen die WTO demonstrieren, dagegen war der Polizei- und Geheimdiensteinsatz 1989 in der DDR reinster Kindergarten. Dass darüber hinaus das (in dem Fall) amerikanische politische System auch unter Clinton, Nixon, Kennedy etc. zu Kriegen, weltweitem Hunger, oder Epidemien geführt hat, ist ihnen auch egal. Von der CIA oder der US-geführten WTO mal ganz zu schweigen. Zoli Teglas sollte mal You’re being watched by the CIA von Anti-Flag hören. Oder Propagandhi. Jedenfalls war musikalisch nichts auszusetzen. Super Sound, gute Stimmung. Nach einer Stunde war das Spektakel vorbei und die Meute stürmte zur Garderobe. Abschließend kann man festhalten, dass die Leute bekamen, was sie wollten: Auf den Punkt perfekt in Szene gesetzten Punkrock/Hardcore. Postmoderne here we come!

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