20.05.2017: FEHLFARBEN - Ludwigshafen - Kulturzentrum dasHaus

24.05.2017
 

 

1979: THE TEARDROP EXPLODES spielen eine Show in London. Nicht besonderes, kommt die damals angesagte New Wave Band doch aus dem nur einige Kilometer entfernten Liverpool. Doch was während dieser Show passiert, soll immensen Einfluss auf die deutsche Punk-Geschichte haben.
Damals anwesend: Peter Hein (ehemals Mittagspause), Thomas Schwebel (ehemals Mittagspause, S.Y.P.H.), Michael Kemner (ehemals Y.O.U.DAF, später Mau Mau, 20 Colours), Frank Fenstermacher (später Der Plan), Uwe Bauer (ehemals Materialschlacht) und Markus Oehlen (ehemals Mittagspause), ab diesem Abend besser bekannt als FEHLFARBEN.

Rund ein Jahr später gelingt der Band mit „Monarchie Und Alltag“ ein Meilenstein der deutschen Punk/New Wave/Pop Geschichte, der bis heute seine Spuren hinterlässt.
Nun, 37 Jahre nach Veröffentlichung, touren die Düsseldorfer wieder mit dem gleichen Album im Gepäck durch die Republik. Etwas reifer, grauer, älter,... aber kein bisschen leiser.

Nicht nur der Band sieht man die Jahre an, die seit der Erstveröffentlichung von „Monarchie Und Alltag“ vergangen sind. Das Publikum, das an diesem Abend den Weg in das Kulturzentrum dasHaus in Ludwigshafen gefunden hat, ist eine Mischung als Alt-Punkern mit Kutte, Anzugträgern und unscheinbaren Familienvätern/-müttern, die wahrscheinlich bereits 1980 vor den Bühnen der AZs und Jugendzentren standen. Menschen unter 30 findet man nur vereinzelt.
Es herrscht eine andere Stimmung als bei klassischen Punk-Konzerten. Das merkt man auch den Ansagen von Sänger Peter Hein an, der den kompletten Abend über ganz förmlich beim Sie bleibt. „Früher ist das anderes gewesen“, merkt er an. „Da wurde gepöbelt, das Publikum angeschnauzt und auch mal beschimpft. Heute ist das anders.“

Der Abend bzw die ganze Tour steht unter dem großen Namen „Monarchie Und Alltag“, dem Album, weshalb FEHLFARBEN 38 Jahre nach Gründung überhaupt noch dermaßen relevant sind. Erstmals in der Bandgeschichte spielen die Düsseldorfer das komplette Album.
In kompletter Länge, in gleicher Reihenfolge, live. Ohne Vorband.

Das Konzert beginnt, genau wie besagtes Album mit „“Hier Und Jetzt“. Es folgen „Grauschleier“, „Das Sind Geschichten“ und „All That Heavens Allows“. Der Trackliste nach wird sich durch das Album gespielt und einzig und alleine durch ein paar kleinere Ansagen unterbrochen.

Zur Halbzeit wird förmlich die Platte umgedreht, das Knistern beim Aufsetzen des Tonarms auf das Vinyl nachgespielt und da weiter gemacht wo die A-Seite endet und die B-Seite beginnt. Es folgen Hits wie „Ein Jahr (Es Geht Voran)“ und „Paul Ist Tot“. Die Stimmung ist ausgelassen. Es wird zwar nicht gepogt, dafür wild mit sich selbst, ohne Körperkontakt zur Musik getanzt. Bis das Album zu Ende ist, der Tonarm auf die Auslaufrille trifft und die Bühne leer ist.
39 Minuten Spielzeit vergehen schneller als man denkt. Schneller als einem lieb ist.
39 Minuten, etwas kurz für ein Konzert, wissen auch FEHLFARBE und hängen nach kurzem Verlassen der Bühne mitsamt Outfitwechsel ala Beyonce noch einige neuere Songs dran.

Von hier an wird die Stimmung ruhiger, der Saal leert sich sogar leicht. Man merkt, warum die Meisten heute Anwesend sind. Wegen „Manarchie Und Alltag“ und nicht aufgrund neuer Songs. Die neueren Songs ziehen einfach nicht so wie die Alten.
Dennoch tanzt Peter Hein auf der Bühne hin und her. Wie ein junger Hüpfer. Fast wie vor 37 Jahren.

Die Hülle ist gealtert, doch der Punk lebt noch genauso wie vor 37 Jahren.