21.03.2013: Kollektiv Barner 16, Kundekönig - Hamburg- Hafenklang

21.03.2013
 

 



Nehmen wir die Quintessenz mal direkt vorneweg: Dieses Konzert war bestimmt das Konzert das Jahres. Eine großartigere, perfektere Veranstaltung soll erstmal eine andere Band hinterherschieben, das wird schwer. Und nun gehen wir über zur Beweisführung:
Es ist kalt in Hamburg, seit zwei Wochen will der Schnee nicht weichen und es ist wirklich hart, sich an einem Abend wie diesem vom gemütlichen Sofa zu erheben und seinen Arsch hinaus zu bewegen. Doch diese Mühen werden – wie bereits Eingangs erwähnt- belohnt. Der Weg zum Hafenklang ist weit, verschneit und nicht ganz barrierefrei. Für niemanden. Die coolen Leute möchten heute in den großen Saal des Hafenklang zu HARMFUL und ZEN ZEBRA, die cooleren Menschen steigen ein paar Treppenstufen hinauf in den goldenen Salon, denn im Grunde hat die Band, die hier heute ihre Releaseparty feiert, nichts anderes als Gold verdient. In Anbetracht der Mischung des Publikums fragt man sich allerdings, warum ausgerechnet das Hafenklang, welches über einen relativ barrierefreien Konzertraum verfügt, ausgerechnet diesen nicht den Menschen zur Verfügung stellt, die ihn heute brauchen könnten. Aber vielleicht sorgt gerade dieser Umstand dafür, dass das buntgemischte Publikum umso fröhlicher und zusammener ist. Punker, Indies, Hippies, Normalos, junge, alte. Das wollen heute alle miterleben, was hier passieren könnte.

Es ist voll und ausverkauft als KUNDEKÖNIG die Bühne betreten. Verhältnismäßg puristisch, cureistisch geht es auf der Bühne zu. Kein großes Bohei, einfach nur bodenständig und ruhig. Gerader (Sprech-)Gesang, Keyboard, Gitarre, Schlagzeug, Bass, Akkordeon und Tenorsaxophon kommen zum Einsatz. Das tiefgefrorene hamburger Publikum taut schnell auf. Es wird gelacht, sich die Hand gereicht, hallot und milde getanzt. Stimmung wie auf einer guten kleinen Fete auf der man sich kennt. KUNDEKÖNIG lassen sich feiern, müssen Zugeben und der Abend beginnt gediegen. Man kann sich akklimatisieren.

Wer noch Berührungsängste hat, muss sie spätestens dann abwerfen als KOLLEKTIV BARNER 16 die Bühne betreten. Der goldene Salon ist brechend voll, Tuchfühlung ist angesagt, doch diese zeichnet sich durch Sympathie, Rücksichtnahme, helfende Hände und Freundlichkeit aus.



Und nach den ersten Takten sind alle Dämme gebrochen. Blicke nach vorne, Tanzen, Hände in die Luft. Die Besetzung auf der Bühne wechselt mit jedem Song. Eine multifunktionale Band, die so offensichtlich Spaß bei dem haben was sie tun, dass der Funke ein Lauffeuer durch den Salon entfacht. Tanzen, klatschen, mitsingen, der Chorus wird öfter an das Publikum übergeben. Euphorie. Es wird warm in den Herzen. Punk, Soul, Pop, Electro. Ein Vielseitigkeitsrennen der musikalischen Art, dargeboten mit Herz, Hirn, Hand und Können.



Die Minusgrade draußen sind schnell vergessen. Vor den Fenstern das Lichtermeer des Hafens, drinnen strahlende Augen und wenn man Ohren abschrauben könnte, würden sich zahlreiche Mundwinkel an den Hinterköpfen die Hand geben. Es ist schwer zu fassen, vor allem in Worte, was hier passiert, doch es ist einer dieser guten Momente. HARMFUL und ZEN ZEBRA können einem da von unten nur die Füße massieren, wenn man sie bei dieser Musik nur mal kurz still halten kann. Zugabe muss sein und zwar genau "Graue Welt", ein Song welcher einen nach hause schickt, mit der Botschaft, dem Arbeitsauftrag, die man von einem Abend wie diesem mitnehmen sollte: Die Welt ein bisschen bunter machen.



Und wer es immer noch nicht verstanden hat bekommt einen Tip: Stock aus dem Arsch, Hand reichen, unbedingt KOLLEKTIV BARNER 16 hören und am besten live erleben, wenn die Möglichkeit besteht!