21.11.2010: Joan Of Arc, Escapado - Hamburg - Hafenklang

21.11.2010
 

 

Zunächst mal für alle die es interessiert: Shirts von ESCAPADO kosten 15€ und sind Fair Trade. Für die Fair Trade Qualität von mir ein dickes Plus vorneweg, der Preis ist mir piepe.

Gegenüber dem Hafenklang bei Blomen & Voss liegt gerade ein dickes Kreuzfahrtschiff auf dem Trockendock. Auf Kreuzfahrt waren ESCAPADO nun nicht gerade, aber zwei Wochen auf Tour und spielen heute ihr letztes Konzert der Reise in der Hansehauptstadt. Mit im Gepäck ein Haufen Storys und skuriles aus Rastatt (s. Interviewsektion) und JOAN OF ARC.

50% von JOAN OF ARC beginnen dann auch den Abend unter dem Namen LOVE OF EVERYTHING. Schüchternes aus Chicago mit Gitarre, Drums und Computer. Irgendwas zwischen Singer/Songwriter und Inbrunst bringen sie zustande, kommen damit aber nicht weiter als bis zum Bühnenrand.

Holen sich LOVE OF EVERYTHING noch ein paar weitere Musiker auf die Bühne, tauschen ein paar Instrumente und schon stehen JOAN OF ARC auf der Bühne. Definitiv praktisch. Posthardcorig instrumentalisieren sie sich durch ihr Set. Themen tauchen auch nach minutenlangem Anderem wieder auf, Gesang spärlich eingesetzt. Es treibt so dahin, das Publikum bewegt sich wohlgesonnen. Eine Stimme verzweifelt, der Mann am Bass hat Spaß, der Sound ist dementsprechend basslastig. Auf jeden Fall ein netter, softer Einstieg in den Abend. In Anbetracht der Spannung im Publikum auf den Hauptact, möchte ich hier aber gar nicht viel weiter Klönschnack betreiben.

Das Publikum verhält sich wirklich sehr erwartungsvoll. Man tastet sich so in den Abend rein. Ab sofort bin ich als Berichterstatterin des Abends die Objektivität in Person- NICHT! Jaja, ESCAPADO sind zur Hälfte neu. Und? Was nun folgt beweist, dass sich hier niemand verstecken muss, dass hier niemand auch nur ansatzweise eine Basis für Negativkritik findet. ESCAPADO brettern auch live nach wie vor alles weg. Dass Helges alte Gesangsparts in den älteren Songs nicht gerade Felix´ Stärke sind, merkt man schon, dennoch ist es amtlich was da abläuft und es gibt nichts zu meckern. Der Sound immer noch basslastig, aber da muss sich auch Hannes vor niemandem verstecken. Eine schöne Mischung aus alten und neuen Songs. ESCAPADO ziehen einem die Feder im Kreuz wieder auf. Man steht zum Bersten gespannt und es schreit raus. Im Publikum sind alle Zweifel weggewischt. Felix macht dann auch gerne mal einen Spaziergang in der Menge. Zu „Stillleben“ verlässt er kurz gänzlich die Bühne. Ansonsten ist seine angespannte Präsenz in den längeren Instrumentalparts wie bei „Ferngesteuert“ absolut beeindruckend. Feinste Arrangements in denen alle präsent sind. Seb an der Gitarre hat das Brett mit einem Haufen Pedale zur perfekten Sounderstellung zu Füßen und weiß es wie immer zu nutzen. Der Drumer liefert sein eigenes.
„Coldblackdeathmurderhatemachine“ darf an diesem Abend auch auf gar keinen Fall fehlen. Wer ESCAPADO schon vormals live gesehen hat, weiß um die unglaubliche Ladung, welche einem hier um die Ohren gefeuert wird. Und auch heute ist es nicht anders. Der Break so lange gehalten, die Luft brennt. Es fühlt sich an, als ob einem mit dem stumpfesten Buttermesser langsam die Brust auf- und danach das Herz rausgepult wird. Als die Hand dann endlich zur Faust werden darf, ist es wie der Donnerschlag der einen daran erinnert, dass bei all der Beklemmung noch Leben in einem steckt. Der Oberwahnsinn! Wegen so etwas braucht es ESCAPADO.
Mit glühenden Wangen, absolut befreit und befriedigt springt man danach in die kalte Herbswinterhateluft und weiß: Die Momente die es wert sind, ziehen so schnell vorbei...