23.01.2010: Marduk, Vader, Mastic Scum, Sinate - Underground, Köln

23.01.2010
 

 



Ich erinner mich noch an eine Zeit, in der ich mir nichts sehnlicher gewünscht habe als bloß einmal VADER in der Nähe Live sehen zu dürfen. Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Und wo meine Wenigkeit die Band schon länger etwas aus den Augen verloren hat (was angesichts des neuen Albums vielleicht auch gerechtfertigt erscheint) scheinen auch bei der Band selbst die großen Tage so langsam gezählt zu sein. Co-Headliner, ein kleiner (aber immer wieder entspannter) Schuppen, 14 Euro VVK… Und dennoch war dieser kleine Schuppen voll mit Leuten in VADER-Shirts. Und trotzdem entschloss man sich von meiner Seite mit einem Freund diese alten Zeiten noch einmal kurz aufleben zu lassen.

Es ist ungefähr 8 Uhr. Die erste Band – SINATE – scheine ich bereits verpasst zu haben. Beim greifen der Türklinke spür ich ein aufdringliches vibrieren, so als ob die Schallwellen mich anhalten wollen würden – doch wovor? Ich muss zugeben: VADER, heute – das muss eigentlich nicht sein. Wann hab ich das letzte Mal die „Revelations“ aufgelegt? Wann „Litany“? Und Metal – das ist auch nichts mehr, was ich lebe, das ist für mich nun mehr eine Musikrichtung, wo ich einiges mag, mich anderes aber auch total kalt lässt – oder gar ganz abschreckt. Wie bei jeder Musikrichtung halt. Und obgleich ich mich unter meinem „Scream Bloody Gore“-Shirt verstecke (welches ich auch mit Stolz trage), so erweckt das klar definierte Publikum bloß noch den Eindruck einer Welt, mit der ich längst nichts mehr am Hut habe. Zwischen Kutte und OBITUARY-Shirt gibt man dennoch MASTIC SCUM eine Chance. Grindiger Death Metal mit megatiefen Gitarren – hat was von ROTTEN SOUND, muss ich sagen. Und das ist gut! Dazu ein Sänger, der nebst seines Pommesgabel-Fetischs durchaus auch Live Qualitäten zu vermitteln weiß, der das Publikum bereits zu solch früher Stunde ordentlich in Schach halten kann. Nicht schlecht! Sicherlich also kein weltbewegender, aber ein guter Start in den Abend.

Verdutzt starrt man auf seine Uhr, wenn es schon wenig später Vorhang auf für VADER heißt. Doch nicht um der Band großartig Spielraum für die Playlist zu lassen, denn – um das schon mal vorweg zu nehmen - mehr als 20 bis allerhöchstens 30 Minuten waren das beim besten Willen nicht. Diese 20-30 Minuten waren jedoch 20-30 Minuten, die seitens der Fans zu Genüge genutzt wurden. Die Band selbst bestach durch solide Kost wie man es von ihr gewohnt ist, ließ aber nicht ganz die insgeheim erhofften Gefühle wieder aufleben. Vielleicht lag’s an der Setlist, vielleicht an der Musik an sich. In jedem Fall stand ich dabei aber mit dieser Meinung ziemlich alleine da. Das Publikum feierte die Band bis zum Schluss – und bekam dann auch die so sehr geforderte Zugabe. Ein gemischter Eindruck bleibt zurück.

Letztlich noch MARDUK. Ein Headliner der durchaus seine Fans hatte, jedoch nicht so ganz ins Lineup passen wollte. Kein Wunder, dass vor der Tür nicht wenige in VADER-Shirts anzutreffen waren, die sich über MARDUK in alle Richtungen ausließen. Auch mich wusste man nicht sonderlich zu begeistern. Punkiger Black Metal mit viel Corpse-Paint und gruselig wirken wollenden Gesten – wer’s mag…

Etwas enttäuscht tritt man dann wieder von dannen; mit der Erkenntnis, dass nicht immer jede Band – so viel sie einen auch mal bedeutet haben mag – zwingend mitgenommen werden muss. Eine Erkenntnis, die ich wohl aber als einziger durchleben durfte.