23.02.2018: CALLEJON, ANNISOKAY, IMPROVEMENT - Nürnberg - Hirsch

24.02.2018
 

 

Freitagabend (arschkalt ist es): Auf zu CALLEJON, ANNISOKAY und IMPROVEMENT in den Nürnberger Hirsch. Nach Dresden stellt Nürnberg das zweite Date der „Fandigo“-Tour 2018, die noch bis zum 10.03.2018 läuft, dar. Da ich dieses Mal Fahrer bin und keine Aussage über das Bier treffen kann, kommen wir gleich zum Eingemachten.

Pünktlich um 19:30 Uhr starten IMPROVEMENT, die mich vorab auf Platte instrumental etwas an ANY GIVEN DAY erinnerten. Solides Coregeballer auch live, da gibt es nichts zu Meckern. Die Screams kommen mit Wumms, auch die Ansagen zwischen den Songs überzeugen. Zu Beginn setzte die Kälte den Besuchern noch etwas zu, Stück für Stück konnte aber auch diese abgelegt werden: Hände in der Luft bereits bei der ersten Band. Kommen wir zum persönlichen Wermutstropfen, ich hatte es leider bereits auf Platte vermutet: Cleanvocals und Synthies. Stellenweise komplett gesampelte Zeilen mit dem Versuch, durch viel Hintergrund und Hall eine Menge Vordergrund zu erzeugen. Das solide Auftreten von Vocalist Sebastian während der brachialen Screams war kein Vergleich zur unsicheren Körpersprache seiner Cleanparts. Vielleicht ist das aber auch nur mir aufgefallen. Ein wenig fehlt mir noch das Eigene der Band, um sich aus dem „nur soliden Coregeballere“ abzuheben. Ist allerdings nichts, was man nicht auch schaffen könnte. Das aktuelle Musikvideo zu „Beyond“ gefällt mir wiederum gut, der Song stammt vom aktuellen und ersten Album „Farewells“ (2018), gerne mal auschecken. Das Video selbst wurde übrigens vom Frontmann der schwedischen Band IMMINENCE, Eddie Berg, unter dem Label LIFTAMOUNTAIN produziert.

 

 

Nach der halben Stunde Warmup mit IMPROVEMENT starten ANNISOKAY unter gewohntem Jubel ihre Show, in Nürnberg sicherlich keine Unbekannten mehr. Wie ich erfahren durfte, waren einige Besucher hauptsächlich wegen dieser Band am Start. Ich muss auch zugeben, dass die meisten ihrer Songs live wahnsinnig gut funktionieren. Mit Ausnahme von diesen beiden furchtbaren Strobogerätschaften, die links und rechts am Lichtgerüst falsch eingestellt waren und den Besuchern während des ganzen Abend direkt ins Gesicht blitzten, auch eine sehr geile Show. Abgesehen vom Licht gab es nach wenigen Minuten ein technisches Problem an den Drums, soweit ich das erkennen konnte. Zwei Minuten können verdammt lang sein, Screamer Dave und Sänger/Gitarrist Christoph wussten das jedoch gut zu überbrücken. Spätestens beim Song „What’s Wrong“ von der aktuellen Platte „Devil May Care“ (2016) gab es kein Halten mehr. Erstaunt war ich einmal mehr von Christophs Vocals, die seit der letzten Liveshow vor über einem Jahr in Nürnberg (04.12.2016 mit ESKIMO CALLBOY und PALISADES, ebenfalls im Hirsch) noch besser geworden sind. Funkmikro sei Dank gab es die ebenfalls gewohnte Stagediving-Einlage von Dave, der „Mosesmove“ mit ausgestreckten Armen gehört ebenfalls zum Repertoire. Solide Show, gibt hier nur wenig zu meckern.

 

 

Um 21:15 Uhr starten CALLEJON mit ihrem Set von insgesamt 23 Songs, Respekt dafür. Nach dem Tourintro und „Fandigo Umami“ flippten die Fans spätestens bei „Schwule Mädchen“ völlig aus, Textsicherheit garantiert. Bei diesem Song fiel mir einmal mehr auf, dass Sänger Basti definitives Raptalent hat. Gerne mehr davon! Nach anfänglicher Skepsis über das Tourintro wurde ich doch überzeugt. Sicherlich war das Spiel mit ruhigeren Songs der aktuellen Platte „Fandigo“ (2017) und Brechern früherer kreativer Phasen gewollt. So wechselten sich beispielsweise „Dunkelherz“ mit „Hölle Stufe 4“ und „Porn from Spain 1“ ab. Der lila „Lichtwurm“ beim Song „Utopia“ war übrigens eine sehr willkommene Abwechslung zu diesen furchtbaren Strobolichtern. Habe ich schon erwähnt, dass sie einem direkt ins Gesicht blitzten?

Show können CALLEJON jedenfalls, daran gibt es nichts zu Rütteln. Wahnsinnig sympathisch außerdem, dass sich auch nach dem Konzert noch sehr viel Zeit für Fotos und Autogramme genommen wurde. Nach dem vorletzten Song „Kind im Nebel“ und dem darauffolgenden Abriss mit „Porn from Spain 2“ war der sowieso eher stickige Hirsch dann endgültig durch. Sehr wohltuend, nach fast zwei Stunden wieder frische Luft auch in der Venue zu bekommen.

Eine Sache möchte ich an dieser Stelle noch loswerden: Ich weiß, dass sich die allermeisten Konzertbesucher (vor allem im Metalbereich) vorbildlich gegenüber anderen verhalten. Sollte man dennoch kleinere Ausschreitungen mitbekommen, halte ich euch dazu an, das Securitypersonal direkt zu informieren. Damit Situationen nicht komplett eskalieren, ist das meist die beste Art zu handeln. Mit Ausnahme von solchen Kleinigkeiten ein wieder einmal sehr gelungenes und harmonisches Konzert!