24.02.2017: TAKING BACK SUNDAY, FRANK IERO AND THE PATIENCE - STUTTGART - CLUB CANN

26.02.2017
 

 

AUSVERKAUFT stand in großen Lettern an der Kasse im Stuttgarter Club Cann. Von der Schweiz sind sie gekommen, aus Australien und den USA. Vor FRANK IERO AND THE PATIENCE und TAKING BACK SUNDAY stand am Freitagabend ein internationales Publikum. Als Erstere die Bühne betreten, ist der überschaubare Konzertsaal mit den hohen Decken noch sehr luftig besetzt. Macht nichts – die FRANK IERO AND THE PATIENCE-Fans in den ersten vier Reihen machen gute Stimmung. Der Glanz von Frank Iero als ehemaliges MY CHEMICAL ROMANCE Mitglied strahlte bereits von der Bühne als diese noch leer war. Der Mythos eilt der Performance voraus. Dabei ist die Band, die am Freitag vor den Stuttgartern stand, so unvergleichbar mit MY CHEMICAL ROMANCE wie Äpfel mit Rosinen. Klar sind beides Früchte (Bands), aber Form und Inhalt sind komplett verschieden. So ganz loszulösen scheint sich Frank von seiner Vergangenheit aber nicht zu können. Der ewige Vergleich hinkt nach. Vielleicht kommt die Musik deshalb bei den nicht von Fans besetzten Gebieten eher semi-gut an. Von Hierarchien scheinen FRANK IERO AND THE PATIENCE nichts zu halten. Denn Bassist, Schlagzeuger, Sänger und Gitarrist stehen in einer Reihe auf der Bühne, sehen aus wie vier Jack Blacks. Die Performance wirkt monoton, ohne viel Schnickschnack, unauffällig. Passend zur Musik. Bodenständig, solide, es rockt, aber das besondere Etwas sucht man vergeblich. Mit rund 45 Minuten dauert das Set ungewöhnlich lang. Leider lassen sich die Stuttgarter bis zum Schluss nicht wirklich mitreißen.

Dem selben Problem stehen zunächst auch TAKING BACK SUNDAY gegenüber. Sie eröffnen ihr Set mit „Death Wolf“, das erste Lied des letztjährig erschienenen Albums „Tidal Wave“. So richtig springt der Funke da nicht über. Die ersten fünf Lieder spielen sie ohne Unterbrechung. Erst jetzt richtet sich Sänger Adam Lazzara ans Publikum. Gitarrist John hat Geburtstag, die Leute jubeln, später wird noch ein Ständchen gesungen. Ein paar Amerikaner aus der Menge lassen Adam wissen, dass sie auch da sind. Ob’s den wirklich interessiert, bleibt ungewiss. Das Eis ist danach jedenfalls gebrochen, die Sympathien steigen. Es folgen ein paar ältere Lieder, dann wieder Neue. Die Oldies aber retten, wie oft, die bombenmäßige Stimmung. Dann geht’s im Cann richtig ab. Wie viel Herzblut in allen Liedern steckt, merkt man deutlich an Adams Art die Lieder zu vermitteln. Wie ein Geschichtenerzähler steht er über den Fans, die Haare vor sein Gesicht gehängt, wie ein Vorhang, der ihn von der Außenwelt abtrennt. In seiner eigenen Welt zurückgezogen singt er emotional geladene Texte. Leider ist der Sound im Cann nicht berauschend. Die Stimme zu leise, der Rest zu laut. Der Stimmung schadet es letztendlich aber nicht. Die Hütte kocht, die Leute tanzen und singen mit. Und dann ist plötzlich alles vorbei. TAKING BACK SUNDAY verlassen die Bühne, aber das Licht bleibt zunächst noch aus. Hintergrundmusik wird eingespielt. Die Leute werden stutzig. Es wird nach einer Zugabe gerufen. Vergeblich. Das Licht geht an, die Show ist rum. Ein paar vereinzelte Pfiffe sind der Abschiedsklang des Abends. Ein Fan fängt an zu weinen und muss von Freunden getröstet werden. Was da los war, ob es geplant war oder nicht, ist eigentlich egal. Es ist jedenfalls ein jähes Ende für ein tolles Konzert.