25.10.2016 FJORT, ASHES OF POMPEII - Bielefeld - Forum

26.10.2016
 

 

FJØRT spielen an einem nasskalten Dienstag Abend im Rahmen ihrer „Herbstreise“ im Forum zu Bielefeld – und alle gehen hin! Das letzte Mal durfte ich die Aachener im Rahmen ihrer Demontage-Tour in der Alte Pauline Detmold vor gefühlten 20 Leuten bewundern. Nach 2 Alben und weiteren unzähligen Shows kann das Trio mittlerweile auf eine enorm gewachsene Fanbase zurückgreifen. Das und die Magie, die diese Band umgibt, sorgten dafür, dass sich ca. 350-400 Zuschauer im Forum einfanden.

Das Rahmenprogramm hatte es aber auch in sich, so ließen sich ASHES OF POMPEII nicht zweimal bitten, die Tour zu komplettieren. „Die gibt es noch“ schwirrte durch das Plenum, schließlich liegt das letzte Albumzeichen bereits mehr als 4 Jahre zurück. In der Szene eine halbe Ewigkeit, zumal die Kölner auch meines Wissens live nicht mehr aufgetreten sind. Aber eine fantastische Band bleibt natürlich immer eine fantastische Band, das Quartett hat an diesem Abend sicherlich einige Fans dazugewonnen und es bleibt zu hoffen (zumindest wurde das nicht gänzlich ausgeschlossen…), dass in absehbarer Zeit mal wieder Bewegung in das Bandlager kommt. Die Musik liegt irgendwo im Spagat zwischen Post-Hardcore und Indie Rock, bei einer gewissen Eingängigkeit - getragen von einer markanten, immer wieder in Shouts ausbrechenden Stimme - basieren die Songs auf einer verspielteren Grundrichtung. Nicht richtig zu greifen, aber bei immer wieder ausbrechender Explosivität sehr emotional und gefühlvoll. Ruhige Töne werden zelebriert, herzergreifende Melodien treffen auf interessant arrangierte Songstrukturen. Nicht umsonst erwähnt David von FJØRT später, dass ASHES OF POMPEII zu deren Beeinflussern zählten.

Als die 3 Hauptakteure dann im künstlichen Nebel ihre aus der Seele sprechende Musik darboten, stand die Zeit einen Augenblick still und der Vorhang für tiefschürfende Emotionen ging auf. Mit einem drückenden, klaren Sound und einer gedoppelten Gitarre im Rücken zeigte das Trio erneut, dass es im deutschsprachigem Hardcore mit Intellekt und Herz momentan nichts Besseres gibt. Interessant war, dass einige Songs (z.B. das grandiose „Revue“) ausgeweitet wurden, damit sie live noch besser zur Geltung kommen. Die sehr professionell agierende Band lässt es sich bei aller Einstudiertheit nicht nehmen, einen Treffer versenkenden und auf den Punkt bringenden Apell an alle mit gesundem Menschenverstand gesegneten Bürger zu richten, die braune Scheiße da draußen - insbesondere die AFD als Wolf im Schafspelz - nicht nur zu ignorieren oder im Netz zu dissen, sondern offen auf der Straße zu bekämpfen! Ein Bedürfnis war es der Band auch, sich bei der Vorband und dem Team „Forum“ zu bedanken. Das alles wurde durch das Sprachrohr David gemacht, der auf seine eigenwillig ruhige Art seine Message zielsicher zu formulieren und zu adressieren weiß. Die Interaktion mit dem Publikum wird auch während der Songs durch ihn vorgenommen, Chris an der Gitarre richtet kaum Worte an die aus der Hand fressende Meute. Apropos: Diese bedankte sich mit ordentlich Bewegung direkt vor der Bühne. Insgesamt fiel der Jubel nicht frenetisch, aber Respekt zollend und nachdrücklich aus. FJØRT waren und sind keine oberflächlich agierende Band, wer sich von dieser Stimmung einatmen lassen möchte, muss sich auf die Musik einlassen. Und genau das haben die Zuschauer an diesem entspannt hochklassigen Abend gemacht.