26.06.2018: TOUCHÉ AMORÉ, BASEMENT, FOR THEM ALL - Frankfurt am Main - Das Bett

01.07.2018
 

 

Eine Ehre, wenn man einen solchen Abend eröffnen darf. Das denken sich sicherlich auch die drei Herrschaften von FOR THEM ALL, der lokalen Supportband aus Frankfurt und Koblenz. Auch wenn im Facebook-Event zuvor noch von 20:30 Uhr als Konzertbeginn die Rede war beschallen FOR THEM ALL das Bett bereits ab kurz nach acht. Einen sonderlichen Unterschied dürfte es für sie nicht machen, denn bereits zu dieser frühen Stunde ist der Laden gut gefüllt und fast alle Konzertbesucher haben sich schon eingefunden, auch wenn viele davon lieber noch vor dem Bett abhängen. Ein Signing auf Midsummer Records fliegt natürlich nicht vom Himmel und so spielen FOR THEM ALL ein wirklich grundsolides Set ohne Unsicherheiten oder Verlegenheiten, die man so oft bei lokalen Supportbands beobachten muss. Dafür ernten die drei Jungs sich nach ihren Songs verdientermaßen einen ordentlichen Applaus. Allerdings ist das heutige Konzert selbstverständlich auch kein einfaches Los, denn die Leute haben bei gutem Wetter Bock draußen abzuhängen und wissen auch, dass sie heute noch genug gute Musik auf die Ohren bekommen.

 

BASEMENT hätten diesen Abend wahrscheinlich auch headlinen und vielleicht sogar auch alleine ausverkaufen können, so mein Gedanke. Schwierig zu entscheiden, wer hier wohl mehr Publikum gezogen hat. Fest steht, dass das Bett kaum noch zu halten ist, als die Band um Andrew Fisher die ersten Töne von „Whole“ anklingen lässt. Ganz schön gemausert hat die Kapelle sich über die Jahre, ich schwelge einige Sekunden in Erinnerung an die Tour mit More Than Life und Brutality Will Prevail im Jahre Zufaulzumgooglen, auf der BASEMENT gerade Mal ihre „Songs About the Weather“ EP draußen hatten und trotzdem schon ein bombiges Set hingelegt haben. Drei Alben und einen Hiatus später sind BASEMENT sicherlich einer der Favoriten der deutschen Hardcore-/Emo-/Punk-Szene, und das absolut zurecht. Das Set ist heute eine ausgewogene Mischung aus besagten drei Alben, wobei der Fokus (ebenfalls zurecht) auf dem Überalbum „colourmeinkindness“ liegt. Doch auch die neuen Songs („Brother’s Keeper“, „Aquasun“ und der Titeltrack „Promise Everything“) kommen live in Frankfurt sehr gut an und man merkt, dass sich hier Fans der früheren und der späteren Stunde gleichermaßen vor der Bühne tummeln. Insgesamt handelt es sich um einer junges und ein zur Abwechslung mal geschlechterausgeglichenes Publikum. Einige nutzen bereits die Chance den gut gefüllten Raum vor der Bühne zu bestagediven, gerade bei den ganz großen Hits („Fading“, „Covet“).

 

Die Messlatte liegt also hoch für TOUCHE AMORE, aber die Band aus Los Angeles war schließlich nicht umsonst die letzten 8 Jahre gefühlt ununterbrochen auf Tour. Mit den ersten Klängen von „Tilde“ steigt die Vorfreude wie gewohnt rasant an, bis dann auch der Mitsing- und Stagedive-Reigen durch den Gesang von Jeremy Bolm eröffnet wird. TOUCHE AMORE springen also problemlos schon auf den ersten Metern höher als ihre Vorgänger und somit sind meine Zweifel am Headliner-Status schleunigst verflogen. Auch die „Stage Four“ Songs wie „Rapture“ und „Flowers and You” warden von vorne bis hinten abgefeiert und von der Band makellos vorgetragen. Gut, dass Drummer Elliot inzwischen wieder im Lande ist, nachdem er ja an seinem abgelaufenen Pass gescheitert ist und die Band das Southside Festival spontan mit einem Ersatzdrummer gespielt hat (macht auch nicht jeder!). Auch ältere Songs wie „And Now It’s Happening In Mine“ und „Adieux“ haben es auf die Setlist geschafft und werden von der Menge mitgegangen. Generell haben TOUCHE AMORE heute einen Querschnitt ihrer gesamten Karriere im Gepäck, nämlich auch die beiden Songs von der Split mit La Dispute (die sie laut eigener Aussage sehr lange nicht mehr gespielt haben) und mit „Green“ auch einen ganz neuen Song, der schon seit längerer Zeit z.B. bei Spotify zur Verfügung steht. Außerdem im Gepäck hat Sänger Jeremy seinen Gedichtband „Words from a Porch“, der am Merchstand für 15€ zu erstehen ist – zugegriffen. Nach einem schweißtreibenden Set beenden TOUCHE AMORE mit „Skyscraper“ (leider ohne Julien Baker, und die hohe Gesangsspur fehlt dem Lied dann tatsächlich leider auch total) und mit der Zugabe „Honest Sleep“ (ohne vorheriges Klatschen) einen Abend, an den sich viele noch mit einer gehörigen Portion Nostalgie zurück erinnern werden.