26.10.2016: FACE TO FACE, ISOTOPES, YOUTH DECAY - Vancouver - Rickshaw Theater

01.11.2016
 

 

 

Zur Abwechslung regnet es heute mal innen. Draussen halten sich die dunklen Wolken wacker - im Inneren des Rickshaw Theatres von und zu Vancouver jedoch tropfen Bier, Schweiss und Kondenswasser um die Wette und aus allen Richtungen. FACE TO FACE feiern Fuenfundzwanzigjaehriges - da duerfen es mit den lokalen Helden von YOUTH DECAY um Stu Ross (COMEBACK KID, LOWTALKER) sowie den Baseball-Punks von ISOTOPES auch schon mal zwei geladene Special Guests sein. Erstere schlagen mit feinem Livesound und angespitzten Riffs zwischen FOUR YEAR STRONG und SUCH GOLD zwischen die noch spaerlich gefuellten Reihen des alten Theaters. Songs wie "Hysteria" oder "Balance" scheinen gerade die aelteren Besucher trotz tightem Drumming und stimmiger Buehnendynamik nicht vom Hocker zu reissen. Zum catchy Klamauk-Poppunk der ISOTOPES aber steht nicht nur die Kuttenpflicht, sondern auch der bandeigene "Coach" im Mittelpunkt. Der selbsternannte "Punkrock Baseball Club" trumpft mit "Poison In The Clubhouse", "Bleacher Creature Girl" und "Never Been Caught", dazu hagelt es Ramones-Verbeugungen, Bonbons aus dem Tiefschutz und Sport-Nerd-Humor galore - die passendere Einstimmung auf die klassischen Cali-Punk-Hymnen der Headliner.

Diese starten ohne Backdrop hinter einem optisch nicht mehr ganz so gesund genaehrt aussehenden Trever Keith, dafuer aber mit "See If I Care", einem der wenigen aktuelleren Beitraege des heutigen Sets. Basser Scott Shiflett scheint kein Stueck gealtert, Drummer Danny Thomson's Gemuetlichkeit erinnert an eine Mischung aus Maerchenonkel und Dave Hidalgo Jr. "Walk The Walk" und "Fourteen Fiftynine" erzeugen interaktive Bierdosenschlachten, die das komplette, mittlerweile randvolle Venue beanspruchen. "Party like it's 1996" nennt Keith das ueberrascht und teilt Anekdoten zu den ersten Vancouver-Besuchen der Band. "Das hier ist bei Weitem der Club mit dem meisten Punkrock-Charakter. Ratten, Spritzen, dieser Stadteil - das ist hart zu toppen" scherzt Keith. Traurig aber wahr. Im "sicheren" Inneren zaehlt mehr der Moment und den bestimmt das groesstenteils pausen- und filler-freie Set der Suedkalifornier. "Double Crossed" tritt an gegen "A-OK", "Ordinary" fordert "Disconnected" heraus. Nach dem ersten Songblock haengt endlich das Banner, aber auch Patzer dieser Art koennen FACE TO FACE heute nicht das Grinsen aus dem Gesicht reissen. "Say What You Want" und "You've Done Nothing" kuendigen nach einer guten Stunde das nahende Ende eines rundum bemerkenswerten Konzertabends an, der nicht bloss durch zuviel Alkohol und Nostalgiebonus als runde Sache ins Geschichtsbuch eingeht. Anders als diverse Genrevertreter ihrer Generation beweisen Shiflett, Keith, Thomson und Gitarrist Chad Yaro, dass ihnen die Ansprueche an ihren von der kalifornischen Sonne gekuessten Punkrock keinesfalls entfallen sind. Eher, so scheint es, tragen die vier Ü-50er jene weiterhin stolz und bedacht durch die Welt.