30.09.2018: Tiny Moving Parts, Happy Accidents - Frankfurt - Nachtleben

03.10.2018
 

 

Beste Zeiten für Fans von Pop Punk, Run For Cover und Konsorten: Nicht nur The Story So Far und Citizen sind gerade im Lande, sondern auch TINY MOVING PARTS statten Europa bereits die zweite Tournee innerhalb eines halben Jahres ab.

Als Vorband im Gepäck hat das heitere Trio diesmal HAPPY ACCIDENTS, ebenfalls drei junge Musiker, die allerdings nicht den Atlantik, sondern nur den Ärmelkanal überqueren mussten. Bisher habe ich mich lediglich insofern mit den Londoneers beschäftigt, als dass ich mir ihre knapp sechzehnminütige Parodie auf das Finden eines Labels als kleiner Independent-Act auf ihrer Facebook-Seite angesehen hatte. In dem Video haben sie auch ihren Song „Act Naturally“ verwurschtelt, der mir als guter erster Eindruck der Band in Erinnerung geblieben ist. Ich bin sicher nicht der einzige im Raum, der an der Volljährigkeit der HAPPY ACCIDENTS zweifelt. Trotz des relativ geringen Altersdurchschnitts dürfte die Band unter selbigem liegen. Tut aber für die Musik natürlich nix zur Sache, außer dass die Band noch eine Menge Zeit hat, zu wachsen. Mit dem Supportslot für Tiny Moving Parts und der Show im fast ausverkauften Nachtleben geht die junge Kapelle jedenfalls sehr souverän und organisch um, ihre lockere Art schlägt sich nicht nur in, sondern auch zwischen den Songs nieder. Die Musik zeichnet sich durch gut gelaunten, zweistimmigen und mit liebenswürdigem britischen Akzent versetzten Gesang von Gitarrist und Sänger Rich sowie der Schlagzeugerin Phoebe aus, während Bassist Neil lebendige Läufe im Alternative-Rock-Gemisch der HAPPY ACCIDENTS unterbringt. Als Aufwärmer für Tiny Moving Parts funktioniert die Band aus London sehr gut. Man darf wohl gespannt sein, ob man sie eventuell als Headliner in kleineren Läden auf dem Festland wiedersehen wird.

TINY MOVING PARTS haben sich hingegen schon seit Jahren ihre eigene Fanbase auch hierzulande erspielt. Es wäre wohl eine vermessene Behauptung, dass dies erst seit ihrem (in meinen Augen Durchbruch-) Album „Celebrate“ der Fall wäre, denn der durchaus untypische Math-Rock-Ansatz des Trios aus Minnesota zieht sich auch schon durch das frühe Schaffen der Band. Nicht nur auf „Celebrate“, sondern auch auf dem Anfang diesen Jahres erschienenen „Swell“, zeigen sich TMP jedoch von einer catchigeren Seite: Zwar hat der Sound kaum an Verspieltheit eingebüßt, dafür ist der Griff für einen guten Chorus sehr sicher geworden. Demzufolge ist es kein Wunder, dass sich der Großteil des Sets heute auf die beiden letzten Alben konzentriert. „Applause“ und „Happy Birthday“ legen die Latte gleich zu Beginn sehr hoch. Grinsekatze Dylan Mattheisen meistert alle Songs wie gewohnt mit einem breiten Lachen und lässt die Gitarristen im Raum sich erneut die Frage stellen, wie das physisch eigentlich alles zugleich möglich ist. Drummer Billy Chevalier muss wie gewohnt nichts besonderes zu tun, um ´ne coole Sau zu sein – schließlich sieht er permanent aus wie einer von blink-182 im Video zu „First Date“ und legt dabei mit vertrackten Beats und Finessen nahezu fehlerfrei das Grundgerüst für die Songs. Neben „Sundress“ und „Always Focused“ vom 2014er Album „Pleasant Living“ gibt es mit Dakota noch ein ganz altes Schmankerl, das von den Fans in all seiner zerbrechlichen Schönheit mitgetragen wird. Ansonsten lassen vor allem „Headache“ und „Birdhouse“ die Menge zeitweise sehr hoch kochen. Nach elf Songs verlässt das Trio zunächst die Bühne, aber klar: Ohne Zugabe ist nicht. Deshalb gibt es, wie einige helle Birnen aus dem Publikum schon lautstark erraten, „Caution“ noch als Extrabonbon. Und Dylan lässt sich zum Ende der Show nochmal mitsamt seiner Gitarre von vorne nach hinten und zurück tragen – wie immer natürlich sein Kinderschokoladen-Junge-Lächeln auf den blend-a-med-funkelnden Zähnen.