Interview mit Blooddawn

05.04.2008
 

 

Hallo BLOODDAWN! Stellt euch doch mal kurz vor, wie lange zockt ihr als Band zusammen, woher kommt ihr, wie alt (jung) seid ihr, was macht ihr neben der Musik usw.

Howdy! Also, die Band besteht aus folgenden Schlawinern: Ali an den Drums ist 30 , sieht man ihm aber nicht an. Er ist Altenpfleger, hat die wohl größte Shirtsammlung der Welt und ist der bandinterne Sexhirsch, ich denke jeder von uns hat in “entspannten“ Momenten schon einmal an ihn gedacht! Dann haben wir da Christian, Klampfer Nummer 1, ebenfalls 30 und Lebenskünstler von Beruf, hehe. Er und Ali sind zu großen Teilen für die Basis unserer Songs zuständig. Als nächstes wäre da Hanni, zweiter Klampfer und unser „Kleiner“. Er ist 18, macht gerade ne Ausbildung und hat die wohl geilste und haarigste Plautze der Welt. Mario am Bass ist so um die 30 und arbeitet in nem Fleischkombinat, hat nen crazy Bart und ist der bandinterne Türsteher, hehe. Und dann wär da noch ich, Philip, ich bin 24, Student und „singe“. Blooddawn wurden 2000 von Ali, Christian und mir gegründet. 2004 kam unser Demo “Kill or be Killed“ raus, was inzwischen ausverkauft ist, aber auf unserer Homepage gratis und komplett zum Download bereit steht. 2007 haben wir dann Mad Lion Records unterschrieben und Anfang 2008 erschien unser Debütalbum “Metallic Warfare“

Herzlichen Glückwunsch zu eurem Debüt „Metallic Warfare“. Da scheint sich ja eine Menge Frust bei euch in letzter Zeit angesammelt zuhaben. Oder warum spielt ihr gegen jeden Trend so einen heftigen Old-School Kram? Lebt ihr in der Vergangenheit?

Vielen Dank erstmal. Och, Frust würden wir das nicht nennen, es ist einfach die Musik, auf die wir Bock haben und die uns beim Spielen den meisten Spaß bringt. Trends sind uns dabei ziemlich egal, wir wissen natürlich, dass diese Art von Musik heutzutage nicht sonderlich beliebt ist, zumindest bei den Plattenfirmen. Sieht man sich aber mal die Reviews an, die wir bisher bekommen haben, so kann man feststellen, dass es da draußen scheinbar noch genügend Metalheads gibt, die eher auf den Old-School-Kram abfahren und für die es nicht immer 30 Riffs pro Song sein müssen. Im Endeffekt spielt die Außenwahrnehmung für uns aber keine große Rolle, wir finden das Album geil, das zählt.
Wir würden auch nicht sagen, dass wir unbedingt in der Vergangenheit leben, aber es lässt sich wohl nicht abstreiten, dass ein Großteil der geilen Sachen, egal ob nun Death/Thrash oder Black Metal, einfach früher erschienen ist. Deswegen ist das aber noch lange kein Grund neuere Bands nicht auch zu hören, sofern sie dufte Musik machen!

Ihr hattet in Oldenburg eure Releaseparty. Ich kenne Oldenburg ganz gut und habe die Stadt immer als sehr langweilig (trotz der Universität) empfunden – Sorry dafür. Ich habe sogar einmal einen Strafzettel bekommen, weil ich mit dem Fahrrad auf der falschen Seite gefahren bin! Wie sieht es metalltechnisch in und um Oldenburg aus?

Wir kommen aus Sachsen Anhalt und auch wenn ich mittlerweile in Mainz lebe, so ist dieses Bundesland unsere Basis. Was Oldenburg angeht, so gebe ich dir dennoch recht, hehe, die Stadt war nicht gerade prickelnd und auch der Laden, in dem wir gespielt haben, war eigenartig. Beleidigungen und sexuelle Belästigung waren unter anderem verboten, wir wussten gar nicht, was wir den ganzen Abend machen sollten...Zur Metalszene in Oldenburg kann ich daher nicht wirklich etwas sagen, ich hoffe aber für die Bands dieser Stadt, dass die zehn Leute, die bei unserem Gig da waren, nicht die komplette Metalszene Oldenburgs sind!

Ihr fahrt auf eurem Album durchweg eine aggressiv schnelle Linie und weicht in 11 Tracks nicht von diesem Schema ab. Steht ihr nicht auf Abwechslung oder seit ihr Prinzipienreiter?

Weder noch, würde ich sagen. Zuerst ist das Album nämlich gar nicht durchgängig schnell, Songs wie “Farewell to Sanity“, “Bitching Metal“ oder “Puke“ verfügen auch über sehr groovige Midtempoparts, um ein wenig Abwechslung in die ganze Raserei zu bringen!
Ansonsten verhält es sich wie in Frage drei geschrieben: Wir spielen das, worauf wir Lust haben, es muss nur knallen. Logische Konsequenz ist daher, dass wir uns größtenteils in schnelleren Gefilden aufhalten, das macht einfach Spaß zu spielen, egal ob im Proberaum oder auf der Bühne. Das ist auch nicht geplant, es kommt einfach aus uns raus, vielleicht sind wir alle zu aufgedreht und müssen das dann irgendwie kompensieren!

Nennt mal ein paar musikalische Einflüsse, die ihr in euer Album verarbeitet habt.

Puh, gute Frage, spontan fallen uns da jetzt Deicide, Testament, uralte Kreator, Death, Marduk und Vader ein

Was hat euch geritten, gegen Odins Frostdick anzustinken? Steht ihr etwa nicht auf nordischen Black Metal?

Doch, eigentlich schon, ich mag nordischen, besser gesagt norwegischen Black Metal sehr gern, die anderen Herren auch, manche mehr, manche weniger. Bei dem Text geht es auch gar nicht um Black Metal, sondern um diese zuckersüße Musik, die sich Pagan Metal nennt. Bands wie Helrunar wissen aus diesem Genre durchaus zu gefallen, aber sobald eine Flöte oder ein Akkordeon ins Spiel kommt, können wir uns diesen Scheiß nicht anhören. Hinzu kommen diese ganzen Idioten, die auf Festivals mit ihren Trinkhörnern durch die Gegend laufen und „Oooodddiiiiinnnn“ brüllen, nee nee, sowas ist schon reichlich lächerlich. Da diese Musik überraschenderweise in angeblichen „Metal“kreisen hoch im Kurs steht, haben wir uns gedacht, da könnte man mal nen duftes Lied drüber schreiben, solche Bands bringen den Puls immer ganz gut in Fahrt!

Welchen Stellenwert hat der Metal für euch? Wie sehr ihr die musikalische Entwicklung der letzten Jahre im Metalbereich? Meiner Meinung nach werden Newcomer oft zu schlecht geschrieben und alte Hasen zu gut bewertet!

Bei deiner letzten Einschätzung geben wir dir durchaus recht, wobei wir die Schuld da den “großen“ (Print-) Mags und Plattenfirmen geben würde. Es ist ja kein Geheimnis, dass eine große und teure Anzeigenkampagne in einem Mag auch eine gewisse Verantwortung für die Redakteure mitbringt, wenn es um das Besprechen der beworbenen Bands geht, hähä. In den letzten Jahren haben wir durch die Arbeit für Blooddawn viel hinter die Kulissen sehen können und wir denken, es werden uns viele recht geben, wenn wir sagen, dass das Metalbiz noch verhurter als das Popbusiness ist. Für Geld kannst du alles haben, wenn du willst. Hinzu kommen solche Aktionen wie diese Bandcontests, bei denen man sich für Promofirmen prostituiert und, indem man überall die Leute dazu auffordert, für die eigenen Band abzustimmen, ihnen die ganze Werbearbeit abnimmt. Pay to Play hat sich auch als gängige Praxis durchgesetzt und fast jeder macht mit. Was uns auch bei einigen Gigs, die wir in letzter Zeit besucht haben, aufgefallen ist: Es spielen kleine bis mittlere Bands, die nicht jeden Tag Auftritte haben und dementsprechend geil auf die Zockerei sind, für 5 Euro in irgendwelchen Klubs und keine Sau geht hin. Spielen aber Behemoth, Die Apokalyptischen Reiter, Amon Amarth oder andere „großen“ Kombos, die gefühlte 10 Touren im Jahr in Deutschland fahren, dann ist der Saal bis an den Rand voll und die Leute zahlen gern 15-25 Euro Eintritt! Eben diese Leute rühmen sich dann aber in irgendwelchen beschissenen Internetforen als noble Freunde des Undergrounds und faseln Bullshit ala „Metalheads müssen zusammenhalten“.
Ich kann da nur für mich sprechen, aber solche Praktiken haben den Stellenwert des Metals und vor allem der Metalszene bei mir schon erheblich sinken lassen, die Leute fressen einfach alles, was man ihnen vorsetzt. Aber ich denke, dieses Problem ist nichts Neues, was?
Auf der anderen Seite bekomme ich Monat für Monat immer wieder gute bis sehr gute CDs von interessanten Bands, die mein Interesse am Metal am Leben erhalten und zum Glück gibt es noch die vielen alten Platten, die ich mir oft und gerne reinziehe. Was die Entwicklung der letzten Jahren angeht, so würden wir sagen, es ist alles beim Alten geblieben. Viele Trends kamen und werden kommen und im Underground wird es Bands geben, die zwar keinen wirklichen Erfolg haben, ihr Ding aber dennoch durchziehen und ihrem Stil treu bleiben.
Und was die alten Bands angeht, so muss ich sagen, dass mir bis auf Darkthrone kein einziges neues Werk der einstigen Legenden gefällt, egal ob aus dem Death-/Black- oder Thrashbereich.

Haben eure Texte eine Main Message oder stellen sie für euch nur einen Mittel zum Zweck dar, alles nicht zu ernst zu nehmen?

Hahaha was für Texte ? Es kommt natürlich auf den Text an, sofern vorhanden. Für dieses Album habe ich nur ein paar Texte geschrieben und der Rest, den man hört, sind Laute, ich war etwas faul. Manche Texte behandeln einfach nur einen versoffenen Abend und seine Folgen, die Worte zu “Pagan Storms Unleashed By Odin`s Frostdick“ oder auch “St. Pölten- Open All Night“ haben aber einen durchaus ernsthafteren Hintergrund, wenn auch bei letzterem Stück mit einem großen Schuss Ironie Kommt also immer auf die Texte an, ne direkte Main Message haben wir eigentlich nicht.

Wie seid ihr an euer polnisches Label „Mad Lion“ gekommen? Seid ihr mit der Labelarbeit zufrieden?

Ich habe die CD einer seiner Bands besprochen und bin darüber mit Przemek in Kontakt gekommen. Irgendwann habe ich ihm dann mal Blooddawn vorgespielt, er fand es interessant, bekam ein weiteres Tape von uns und bot uns schließlich den Vertrag über ein Album an. Über seine Arbeit möchten wir im Moment noch keine Worte verlieren, wir bekommen ja erst seit nem knappen Monat so allmählich die Reviews und wir wollen erstmal abwarten, was noch so geschieht.

Nennt mir mal 5 Alben/Bands, die man unbedingt mal anchecken sollte

Christian:Eternal Wisdom,Valkyria,Nephasth,Diabolic. Tja und alles von Death,Deicide,Brutality,Morbid Angel und Monstrosity
Hanni :Beethoven ,Dissection, Death,Brahms
Ali: Pantera.Death ,Deicide,Crowbar,Devourment
Mario: Rambo 4
Philip: Membaris/Weird Fate- Conspiracy; Obtained Enslavement- Soulblight, Canal Terror- Zu spät, Inarborat- Inarborat und Placebo- Sleeping with Ghosts

Wie sieht eure nahe Zukunft als Band aus? Kommt ihr auch einmal in die Nähe von Bielefeld in das schöne Ostwestfalen/Lippe?

Hm, im Moment wird gerade im neuen Line Up geprobt, wir hoffen, dass wir noch ein paar Gigs bekommen, bisher steht nämlich für 2008 nur einer an, was selbst für unsere Verhältnisse recht wenig ist. Wir würden sicherlich gern in deine Gegend kommen, allerdings liegt das zu 99% nicht an uns, wenn man uns einlädt sind wir immer bereit zu spielen, wir brauchen nur Spritkohle, nen Pennplatz und Bier zum Glücklichsein!

Die letzten Worte gebühren euch:

Wir danken für deine Fragen und das Review! Wer Bock hat, kann sich ja mal die Songs auf www.myspace.com/metallicwarfare anhören! Hail to the Chimp!