Interview mit Enter Shikari

24.12.2014
 

 

Allschools: Danke, Rou für deine Zeit heute! Lass uns gleich starten: Ihr bringt demnächst ein neues Album raus mit dem Titel „Mindsweep“ auf auf dem Label PIAS am 16. Januar. Ihr habt schon ein Video zum Song „The Last Garrison“ rausgebracht, das uns ein bisschen einstimmen sollte, aber lass es uns von dir selbst hören: Was können wir erwarten?



Rou: Es ist ein sehr durchwachsenes Album. Ich denke, wir sind in unserer Musik wirklich gewachsen und selbstbewusster geworden. Wir wollten die so ziemlich jede Emotion übermitteln, die man mit Musik schaffen kann. Deswegen gibt es einige sehr schöne Parts, manche sind böse, vehement, also sehr heftige Parts. Es ist also sehr divers und dynamisch.


Allschools: Stimmt. Als ich durchgehört habe, hat mich der letzte Song ziemlich an System Of A Down erinnert, dann gibt es einen Hip Hop Song und andere unterschiedliche Genres..
Woher kommen diese vielen Einflüsse?



Rou: Wir sind sehr glücklich, dass wir so viele Einflüsse wahrnehmen können. Uns wurden schon die unterschiedlichsten Genres entgegen geworfen, als wir aufgewachsen sind. Mein Vater war ein DJ, er machte sowas wie Mo-Town und Northern Soul und da wir direkt in der Nähe von London gewohnt haben, kannten wir viele verschiedene elektronische Musikrichtungen. Wir haben zum Glück auch eine sehr lebendige Punk und Hardcore Szene, auch ein paar Ska Bands. Also waren wir schon immer in vielen verschiedenen Genres unterwegs und immer sehr interessiert an neuen Sachen.


Allschools: Woher kam der Albumtitel „Mindsweep“ und in welcher Verbindung steht das mit dem Albumcover?

Rou: Also.. In dieser Struktur, die wir zur Zeit haben, wie unsere Gesellschaft geordnet ist, gibt es diejenigen mit Macht, die keine neuen Ideen oder Alternativen annehmen wollen, sie wollen sie weg „sweepen“. Sie wollen all das, was ihnen keinen Gewinn bringt, nicht beachten. Das ist der Mindsweep, der Wächter des Status Quo, Leute die immer gleich sein wollten. Daran sind die meisten Songs angelehnt.





Allschools: Ihr habt auf dem neuen Album auch den Song „The Bank Of England“, der sich ganz offensichtlich gegen die Leute in Macht richtet. Was würdest du diesen Menschen gerne mal persönlich sagen?

Rou: Nun, „The Bank Of England“ ist fast schon eine Warnung. Im Grunde genommen sagt es, dass, wenn die Dinge sich nicht ändern, wird alles ineinander brechen, wenn es denn nicht kleine Schritte des Neuaufbaus gibt. Wegen der verschiedenen voreingestellten Fails, die im Kapitalismus stecken und seine Gegensätze..
Zum Beispiel: Kapitalismus dreht sich komplett um Gewinne, also ist die Umwelt ziemlich egal und wir alle wissen, wie wichtig unsere Umwelt und die Natur für uns ist. 
Also müssen wir eine neue gesellschaftliche Struktur formen und designen, die unsere Umwelt respektiert und mit einbindet, anders als der Kapitalismus, der die Umwelt als unendlich ansieht und nur für den eigenen Nutzen gebraucht.. Also ja, es ist Zeit für einen Wandel der Struktur.


Allschools: Das Thema, das du ansprichst, zieht sich durch eure gesamten Werke und es ist euch ein wichtiges Anliegen. Welches Feedback in dieser Hinsicht könnt ihr von euren Fans erkennen?

Rou: Ganz egal, wo wir sind, es gibt überall Leute, die es schätzen, dass es diese Art von Musik gibt, die diese Themen behandeln und die immer noch seine Meinung und Fortschritt repräsentiert. Es gibt den Leuten Selbstbewusstsein und Stärke und sie wissen, dass sie nicht die einzigen sind, die so denken. Und das ist sehr sehr wichtig, finde ich.


Allschools: Die eigene Enter Shikari Army quasi.



Rou: Ja, so ungefährt. (lacht)


Allschools: Lass uns das Thema wechseln. Mir ist aufgefallen, dass ihr sehr aktiv seid auf den sozialen Kanälen, besonders auf YouTube. Macht ihr das wirklich alles selbst?

Rou: Wir machen die ganzen YouTube Sachen selber. Ich editiere meistens die Tour Videos und die Vlogs. Ich mache das sehr gerne, ich sehe es einfach als einen anderen kreativen Output. Naja, und unser Twitter und Facebook machen wir auch, wird aber auch von unserem Management geführt.


Allschools: Wir Magazine sehen zur Zeit eine kleine Bedrohung gegenüber den sozialen Kanälen, dass es mehr und mehr nur noch Facebook, Twitter und YouTube geben wird. Wie siehst du das als Künstler?

Rou: Ja, das merkt man schon, auf jeden Fall. Twitter ist eher eine Plattform, auf der man die ganzen interessanten Links findet, die dich dann auf die anderen Seiten führt. Facebook nutze ich privat gar nicht, nur für die Band. Aber ja, es scheint als entwickle es sich in diese Richtung..


Allschools: Vor kurzem gab es einen sehr populären Artikel von dir auf Rock Sound über Meet & Greets und dass andere Bands dafür Geld nehmen. Da ihr ja demnächst eine Tour spielen werdet: Was werdet ihr in dieser Hinsicht machen?

Rou: Wir werden es auf jeden Fall nicht „Meet & Greet“ nennen. Was wir bisher gemacht haben und weiterhin machen werden: Jeder, der schon zum Soundcheck da ist, kann rein kommen und sich den Soundcheck angucken. Natürlich kann man dann auch schon Fotos mit uns machen, mit uns abhängen und das gleiche auch nach der Show.


Allschools: Lass uns über deine Live Show reden. Du bist bekannt dafür, dass du wirklich die ganze Bühne nutzt und manchmal noch mehr. Erinnert mich ein bisschen an Jason Butler von LETLIVE. Planst du irgend etwas von dem, was du tust oder ist es wirklich alles spontan?



Rou: Man plant das nicht wirklich. Natürlich geht man manchmal in eine Venue und denkt sich.. „von der Box könnte ich nachher mal runterspringen“, aber es kommt wirklich ganz spontan durch die Musik, die dich wild rum rennen lässt. Und dazu kommt, dass wir die ganze Zeit irgendwo im Bus, Flugzeug oder sonst so eingeengt sind und wir unsere Energie dann eben auf der Bühne auslassen.





Allschools: Was macht ihr am liebsten in der Zweit zwischen eurer Ankunft am Club und bis ihr dran seid, außer Soundcheck natürlich?

Rou: Naja, wir versuchen schon, ein bisschen Sightseeing zu machen, wenn es sich anbietet. Manchmal sind wir natürlich aber auch in einem wirklich uninteressanten Teil der Stadt, nur in einem Industriepark oder so.. Ansonsten lesen wir viel, gucken Dokumentationen, Filme, Serien.. so etwas.


Allschools: Ihr habt auf eurer nächsten Tour die Band HACKTIVIST mit dabei. Was waren die Gründe, sie mit auf Tour zu nehmen?

Rou: Mittlerweile sind wir wirklich gute Freunde miteinander, wir haben ein paar Tours mit ihnen gespielt. Ich stehe wirklich total auf ihre Musik und es funktioniert einfach in jeder Hinsicht.


Allschools: Und als letzte Frage: Wenn du dein eigenes Tour Line Up zusammen stellen könntest, sagen wir 3 andere Bands, wen würdest du wählen?

Rou: Oh, das ist schwierig. Ich denke, ich würde ein sehr durchwachsenes Line Up zusammen stellen. Eine Hardcore Band… vielleicht SICK OF IT ALL.. dann etwas sanfteres.. JOSE GONZALEZ.. ist nicht wirklich eine Band, aber gut.. und vielleicht noch TAYLOR SWIFT. Zwei Leute aus unserer Crew sind wirklich verliebt in sie, sie verehren sie richtig, das wäre auf jeden Fall cool. 

Allschools: Und als After Show Party euer DJ Set?

Rou: Auf jeden Fall!





Allschools: Vielen Dank für das Interview!



Rou: Gerne!