Interview mit Himsa

30.09.2007
 

 

HIMSA haben mit ihrem aktuellen Album „Summon In Thunder“ ein wahres Metal-Monster auf unsere Ohren losgelassen, das definitiv eine kleine Überraschung im Jahr 2007 darstellte. Doch fernab der der musikalischen Qualitäten der Band, interessierte uns während eines Interviews im Rahmen der gerade absolvierten Tour mit AS I LAY DYING und DARKEST HOUR vielmehr der Hintergrund, warum es eigentlich HIMSA gibt und wo genau die Einflüsse liegen. Bandkopf und Bassist Derek, wie auch Gitarrist Kirby gaben uns netterweise Auskunft über ihre fünf „life-changing-records/bands“! Aber lest am besten selbst, welche Künstler die beiden Jungs verändert haben:






Okay, Derek wir fangen mit dir an!


Derek: Hm, dass erste Album das mein Leben verändert hat, war von Youth Of Today. Ich war wirklich sehr tief im Hardcore verwurzelt und dieses Youth Crew Ding übte eine große Faszination auf mich aus. Ich hab Youth Of Today in einem sehr kleinen Club in Salt Lake City spielen sehen und während dieser Show haben sie mich einfach umgehauen. Die Band ist total durchgedreht und ist wild herum gesprungen. Ich hatte so was noch nie vorher gesehen und nach dem Auftritt waren wir noch skaten und die Band hat noch mitgemacht. Für mich war es einfach nur cool eine Band zu erleben, die sogar mit dir abhängt und solch großartige Alben veröffentlicht hat. Ich würde sagen, dass ich allein aufgrund der Alben sehr viel offener für viele Dinge wurde, wie zum Beispiel Vegetarismus. Youth Of Today sind definitiv eine der Bands, die mein Leben so sehr beeinflusst haben, dass ich mir nicht vorstellen könnte, einen solchen Lifestyle heute zu führen, wenn ich sie nicht damals erlebt und gehört hätte. Eigentlich hat es sogar weniger damit zu tun, was sie gesagt haben, als vielmehr damit was sie getan haben und was für eine Philosophie dahinter steckte.


Kirby: Ich würde sagen, dass Metallicas „Master Of Puppets“ mein Leben nachhaltig verändert hat. Damals war es eine der ersten Bands, die ich wirklich für mich entdeckt und gehört habe. Sonst habe ich immer die Tapes und LPs meiner Freunde sporadisch gehört, aber bei diesem Album habe ich angefangen mich wirklich mit Musik zu beschäftigen. Es war auch das erste Mal, dass ich realisiert habe, dass man Musik zurückverfolgen kann. Ich musste mir direkt „Ride The Lightning“ und „Kill’em All“ holen, als ich „Master Of Puppets“ gehört hatte.


Derek: Kommen wir zu Nummer Zwei: Ich muss jetzt Cannibal Corpse nennen. Allein schon aus dem Grund, dass es diese Band bereits so lange gibt und das sie immer noch die brutalsten Metal-Alben veröffentlichen, die man sich vorstellen kann. Ich mag komischerweise nicht wirklich viele Death-Metal-Bands aus vielerlei Gründen, aber Cannibal Corpse sind eine der wenigen Bands, zu denen ich bis heute heraufschaue und immer noch grinse, wenn ich sie live sehe. Aus bestimmten Gründen finde ich auch die morbiden Texte von der Band sehr witzig, wobei andere die Texte wahrscheinlich zu ernst nehmen. Ich habe fast die gesamte Band kennen gelernt und die einzelnen Jungs sind wirklich sehr „Down-To-Earth“ und haben ein ganz normales Familienleben, was angesichts ihrer Texte und ihrer Live-Show, etwas komisch anmuten mag. Die band hat nachhaltig meinen schwarzen Humor geprägt.


Kirby: Ich würde jetzt Sepultura und das Album „Chaos A.D.“ nennen. Ich habe Sepultura immer geliebt und bin ihr sehr lange gefolgt. Sepultura sind eine der wenigen Bands, die es für mich geschafft haben immer besser zu werden, was mit „Chaos A.D.“ meiner Meinung nach einen Höhepunkt hatte. Die band hat oft ihren Sound verändert und war dennoch immer heavy und politisch, was zu der Zeit wirklich anders war. Es ist einfach eines der wenigen Alben das selbst heute noch höre.

Derek: Ich finde vor allem das politische an der Band sehr faszinierend. Die Band kommt aus Südamerika und da laufen die Dinge ja ganz anders ab, als bei uns. Es war halt anders.

Kirby: Damals wusste ich gar nicht wo Sao Paulo liegt und ich kannte unzählige Bands aus Amerika und England, aber ich hatte keine Ahnung was in Südamerika passierte. Sepultura ist wahrscheinlich die Band, die mich dazu anspornte eine Landkarte herauszuholen, um nachzuschauen wo Sao Paulo liegt.

Derek: Es ist einfach erstaunlich wie Sepultura ihren Weg gegangen sind und sich immer treu geblieben sind. Sie waren zu der Zeit in den USA eine richtig große Nummer, auch wenn es heutzutage ganz normal ist, dass zum Beispiel schwedische Bands Erfolg in den USA haben.


Kirby: Als nächstes Album würde ich AC/DC mit „Back In Black“ wählen, da ich aufgrund dieser Band mich entschieden habe zu lernen, wie man Gitarre spielt. Ich habe einfach immer die ehrliche Attitüde der Band geschätzt und die Art und Weise wie die Gitarren klangen. Mein erstes Stück was ich auf der Gitarre spielen konnte, war ein Stück von AC/DC. Eigentlich ist es schwierig ein bestimmtes Album von AC/DC als das einzig wahrer zu bezeichnen, aber die Band hat mich definitiv dazu gebracht Gitarre zu spielen.


Derek: Mein erster Song, den ich spielen konnte, war der Charlie Brown-Theme (lacht). Aber zurück zum Thema: Mein nächstes Album, dass mich nachhaltig beeinflusst hat, war von den Cro-Mags und zwar „Age Of Quarrel“ Bei dieser Band wusste man was man bekommt. Die Jungs sahen aus, als würden sie direkt aus der Hölle kommen und ihr Verhalten war immer etwas ungewöhnlich. Als ich jünger war, hab ich mir bei den Konzerten immer gedacht, dass ich nicht sicher im Raum bin, da auf der Bühne ein absoluter „Maniac“ sein Unwesen treibt. Cro-Mags sind eine der wenigen Bands, die sich ihre toughe Attitüde und ihre Psycho-Mentalität immer noch erhalten haben.


Kirby: Ich würde als nächstes Fugazi mit ihrem Album „Repeater“ als einen maßgeblichen Einfluss auf mein Leben nennen. Ich dachte damals, ich würde so etwas Neues wie Minor Threat hören und ich hab es natürlich damals gar nicht gerafft, wofür Fugazi eigentlich stehen. Ich habe die ganze Zeit darauf gewartet das die Songs so richtig loslegen und ganz ehrlich sie tun es auch, aber auf eine andere Art und Weise als es Minor Threat-Songs machen würden. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, warum ich diese Band eigentlich so lange gehört habe, bis „Repeater“ dann herauskam und ich Fugazi einmal live sehen durfte. Diese Band war nicht wirklich Hardcore, sie war nicht Metal, aber es war trotzdem irgendwie voller Energie und Dynamik.

Derek: Fugazi waren einfach großartig. Jeder hat sie gemocht und trotzdem haben sie nie für viel Geld gespielt, oder in einer Bar. Sie wollten immer in All Ages-Clubs spielen. Ihre Integrität war einfach atemberaubend und hat die Band auch erhalten. Sie standen für ihre Ideale ein und das ist großartig. Ich weiß noch ganz genau, wie alle an meinem letzten Highschool-Tag, als wir unsere Abschlusszeugnisse bekommen haben, zu Partys gefahren sind und ich ganz alleine zu einem Fugazi-Konzert in die nächste Stadt gefahren bin.

Kirby: Ich hab das gleiche an meinem letzten Schultag gemacht (lacht). Es war einfach großartig.

Ich muss ja immer an diese Geschichte mit dem Shirt denken: „This Is Not A Fugazi-Shirt“

Kirby: (lacht) Ja stimmt, die hatten nie offizielles Merchandise und auf ihren Shows haben sie den Leuten, die rumgepöbelt haben, oder einfach nur stumpf Minor Threat gebrüllt haben, das Eintrittsgeld wiedergegeben damit sie gehen. Das fand ich großartig. Ich habe Fugazi wirklich oft gesehen und es passierte immer wieder, dass so ein Idiot da herumrannte.


Derek: Diese Band gehört definitiv zu unserer absoluten Top 5 für die Ewigkeit. Aber wenn wir gerade schon bei mir sind: Ich würde gerne Refused und ihr Album „The Shape Of Punk To Come“ als wirklich wegweisend bezeichnen. Dieses Album hat so viele Fans und Musiker beeinflusst, dass es einfach unglaublich ist. Dieses Album ist einfach monumental in seiner Wirkung gewesen.


Kirby: Mein viertes Album wäre „Enemy Of The Sun“ von Neurosis. Das Album ist einfach unglaublich und ich habe, als das Album veröffentlicht wurde, in einer Band gespielt und wir haben eigentlich immer versucht wie Neurosis auf diesem Album zu klingen. Wir haben es zwar nie geschafft so gut wie Neurosis zu sein. Es ist einfach schwierig zu beschreiben, aber Neurosis waren und sind einfach unglaublich.

Derek: Wir haben uns sogar letztens darüber unterhalten wie unglaublich atmosphärisch diese Band ist und wie ihr Sound jeden Raum füllen kann.

Kirby: Früher haben sie in wirklich kleinen Läden gespielt, aber selbst in größeren Clubs entfaltet die Musik ihre volle Wirkung. Es ist einfach interessant zu beobachten, wie ihre Musik funktioniert. Diese ganze Band ist eine unglaubliche Einheit, zu der jeder etwas beiträgt, selbst der Drummer arbeitet auf seine ganz eigene Art und Weise. Ich habe versucht, seit „Enemy Of The Sun“ wirklich jeden Schritt dieser Band zu verfolgen und bis heute ist es einer meiner Lieblingsbands.


Derek: Kommen wir zum letzten Album: Integrity mit dem Album „Those Who Fear Tomorrow“ oder Deadguy mit „Fixation On A Coworker“.

Ich muss gestehen, dass ich das letzt genannte Album nicht kenne.

Derek: Echt nicht? Du kennst nicht Deadguy? Deadguy sind aus New Jersey und waren bei Revelation Records und eine zeitlang bei Vicotry Records. Diese Band hatte die mit Abstand furcht einflössende Stimme, die ich je in meinem Leben gehört habe. Das gleiche gilt für Integrity – das ist einfach unglaublich wie brutal, aggressiv und angepisst der Gesang klingt. Die Lyrics sind bei beiden Bands so angepisst und ich denke es ist okay wenn ich diese beiden Bands in meine Liste einreihe. Beide Band haben einfach die pure Wut und Power auf ein Album pressen können und das beeindruckt mich noch heute.

Dann ist jetzt Kirby mit seinem letzten Album dran!


Ich würde Sacred Reich nennen und ihre erste EP. Diese EP hat mir ein Freund von meinem Bruder in die Hand gedrückt und als wir es abspielten, konnten wir nicht glauben was da passierte. Das Schlagzeug war so unglaublich schnell und es war einfach wegweisend für so viele Bands heutzutage. Ich weiß gar nicht warum, aber einfach aus dem Grund, dass diese Band so schnell und brutal war, kam ich so richtig zum Metal. Die EP bot einerseits den Punk/HC-Einfluss, aber andererseits auch richtig schnell gespielten Metal. Sacred Reich haben mir die Augen für viele andere Punk7Crust-Bands geöffnet, wie DRI zum Beispiel. Und bei Sacred Reich hab ich auch das erste Mal realisiert: Drummer machen wirklich was aus (lacht) (Im Hintergrund hört man ein leises Aufbäumen des Darkest Hour-Drummers)!