Interview mit Jupiter Jones

04.02.2008
 

 


Am 02.02.2008 darf ich endlich meine Lieblingsband “Jupiter Jones” interviewen.
Aufgeregt sitze ich nun im Kulturzentrum Pelmke mit Sänger und Gitarrist Nicholas, Gitarrist Sascha und Bassist Klaus zusammen während Drummer Marco auf einer Matratze liegt und schläft.


Das letzte Jahr war sehr turbulent. Erst kein Label gefunden, dann auf dem Hauseigenen veröffentlicht und die Erstauflage ruck zuck Ausverkauft. Eine Tour die mehr als nur super lief und sogar in Bulgarien wart ihr und euer Acoustic Gig mit DVD Aufzeichnung. Wie denkt ihr wenn ihr 2007 so Revue passieren lasst ?

Nicholas: (überlegt) Datt war aber turbulent (lacht). Ne, also ist schon ne ganze Menge passiert, was aber bei mir vorliegt ist einfach die Tatsache das wir uns von allem getrennt haben also Management, Label, wie schon gesagt. Wo wir uns halt vorher immer gesagt haben das es zwingend notwendig ist möglichst viele Leute einzubinden die da alle irgendwie ne bessere schlauere Meinung zu haben. Es war schön zu merken das wir entgegen aller Umrufe es alleine auf die Beine gestellt haben. War ein super Gefühl.

Man liest oft das sich eure Fans mit euren Texten identifizieren können und ihnen einfach Kraft geben. Wie fühlt man sich dabei wenn man sieht das man da so den Nerv trifft ? Vielleicht ein stück weit Verantwortung ?

Nicholas: Wenn es da konkret um die Texte geht freue ich mich da natürlich extrem drüber das wir eine Band sind wo auf die Texte geachtet wird weil es einfach viel zu viele Bands gibt die einfach über Bausparverträge singen und es kein Schwein juckt weil keiner hinhört. Ist natürlich ne Super Sache und auch das was wir damit bezwecken wollten auf Deutsch zu singen. Ja ein wenig Verantwortung ist auch dahinter. Weil viele Leute tatsächlich kommen und sagen „Hat echt Trost gespendet und hat echt geholfen“ oder das andere Extrem „Hey das Lied ich weiß genau was du damit meinst, mir geht es zwar jetzt nicht besser aber du sprichst mir halt aus der Seele damit“. Ist einerseits total super, andererseits weiß ich halt echt nie was ich da sagen soll wenn jemand kommt und sagt „Der und der Song hat mir total geholfen“. Ist schon manchmal ein derbes Stück aber lieber so als anders.

Habt ihr schon begonnen an neuen Songs zu schreiben oder muss man als Jupiter Jones Fan nun wieder warten ?

Sascha: Also eigentlich war die DVD ja ursprünglich dafür gedacht die Zeit zwischen der „Tapete“ und der nächsten Platte ein wenig zu überbrücken. Wir sind allerdings in letzter Zeit ein wenig Schreibfaul gewesen aber wir fangen jetzt an erste Ideen umzusetzen und dran zu arbeiten.

Nicholas: Man muss aber auch als Verteidigung sagen das wir so über die Republik verteilt sind. Sonntags mal proben gehen ist halt nicht mehr. Zwei wohnen in Hamburg, ich in Münster und einer in der Eifel. Der Proberaum ist in der Eifel von daher ist das nicht so einfach.

Sascha: Also Herbst 2011 neue Platte (lacht)

Eure Fans sind euch Treu. Kann man anders nicht sagen. Das sieht man schon allein an eurem Street Team. Wie fühlt es sich an zu sehen was eure Fans tun, wie weit sie fahren um euch live zu sehen, wie oft sie das tun, und wie sehr sie eure Songs lieben.

Sascha: Ich bin da immer wieder erstaunt. Ist natürlich ein sehr gutes Gefühl – ganz klar. Ist natürlich ein Arsch voll Arbeit, gerade das Street Team so aufrecht zu erhalten aber ist immer wieder ein geiles Gefühl wenn man Feedback bekommt und man sieht wie viel Herzblut die Leute da reinstecken. Zum Beispiel beim Unpluggedkonzert haben wir Karten nach Karlsruhe und sogar Berlin geschickt.

Nicholas: Man stuft sich ja selber auch gar nicht so ein. Man bleibt ja irgendwo immer die Kapelle die sich in der Eifel zusammen gesetzt hat um zu proben. Klar haben wir nen Arsch voll Konzerte gespielt aber man bekommt das dann so richtig erst mit wenn wir woanders spielen und dann die Bude echt voll ist und man dann weiß das die wegen dir da sind. Schießt schon über das Ziel hinaus.

Das Unpluggedkonzert in Cochem war riesig. Man hat euch nach jedem Song die Last die von euch abgefallen ist angesehen, was ich sehr sympathisch fand. Auch fand ich es sehr schön das ihr nicht einfach eure Songs runtergerasselt habt sondern euch eine solche Mühe gegeben habt. Man merkte halt einfach das Herzblut dabei war. Und welche Band organisiert ein solches Konzert schon quasi allein zu einem Preis von 7Euro + 55 Cent Porto ? Ich könnte mir vorstellen das viele allein das Porto als Geldquelle gesehen hätten.

Versteht meine Frage nicht falsch, ich möchte keine Kontoauszüge sehen aber bleibt bei dieser Loyalität der Fans gegenüber noch was für euch hängen ?


Sascha: Nein.

Nicholas: Haha kurz und schmerzlos – ein Wort – Nein !

Sascha: Wenn man halt wie wir alles selber finanzieren muss wie Platte, Promoagentur, die Leute die helfen und sowas kostet das halt alles echt en Haufen Geld. Wir sind die letzten bei denen was Hängen bleibt. Zur Zeit ist alles eher kostendeckend.

In Cochem habt ihr „Hank wäre stolz auf mich“ in dieser ultra Version gespielt. Wo findet man das Lied in dieser Version eigentlich ? Bitte erschlagt mich nicht aber ich habe es in MP3 Form auf meinem Rechner, von daher muss es das ja irgendwo geben ?

Sascha: Das ist auf der Vinyl von der ersten Platte als Bonus drauf

Nicholas: Das ist auch gut das von der Version nicht jeder weiß dann müssen wir es auch nicht so oft spielen. Das gibt nämlich Schmerzen in allen Gliedmaßen.

Ich habe neulich mit einem anderen Jupiter Jones Fan geredet der sagte das Jupiter Jones die ehrlichste Band in Deutschland seien. Durch Aktionen wie eben diese mit dem Eintrittspreis für die Unpluggedshow wird sowas sehr bestärkt.

Angenommen Jupiter Jones haben nun die Möglichkeit die Show im Vorprogramm von der Band XY zu spielen in den großen Arenen und machen dann das fette Geschäft. Hättet ihr da irgendwie Angst das da Stimmen aufkommen wie „früher waren die ja viel geiler in den kleinen Clubs“ oder sowas ?


Nicholas: Das kommt auf die Band drauf an. Es gibt ja auch Arenenbands die druchaus legitim sind und egal wie groß die Halle ist wirklich gut sind. Man wird uns niemals vor Revolverheld oder Silbermond sehen. Gerade in unserer Position, wenn man sich selbst finanziert, muss man auch irgendwann aufhören sich nen Keil in den Arsch zu schieben und immer zu überlegen ob man das Konzert jetzt spielen kann oder nicht und an Glaubwürdigkeit verlieren oder nicht. Und die Leute die dann da denken wir verlieren für sie an Glaubwürdigkeit das ist dann ganz einfach deren Problem. Wir werden bestimmt nichts machen was uns komplett gegen den Strich geht, auf gar keinen Fall.

Sascha: Es geht halt auch irgendwie da drum das man auch langsam mal ein größeres Publikum erreicht. Man kann einfach nicht auf Dauer so weitermachen. Man muss mal einen Schritt weiter machen und dazu gehört auch ein Support von einer größeren Band. Klingt jetzt vielleicht doof aber irgendwann müssen wir auch mal Geld verdienen.

Auf den letzten Konzerten die ich von euch besuchte hatte Nicholas das Publikum darum gebeten einen Circle Pit auf die Beine zu stellen und sagte es sei zwar für „euer“ Genre eher untypisch aber ist ja „Hardcore und so“. Nicholas sah ich zum Beispiel in Münster bei der Never Say Die Tour wo Comeback Kid und andere spielten. War das jetzt nur so aus Gag oder ?

Die Jungs lachen.
Nicholas:
Das war auf 3 Konzerten und ausgerechnet auf denen warst du. Damals bei der Never Say Die Tour in Münster war mir halt fürchterlich langweilig und ich konnte auf die Gästeliste. Ich war auch glaube ich ganze 20 Minuten da drinne. Ich hätte gerne Comeback Kid gesehen aber diese Hardcore Leute da.. ich weiß nicht.. Nix gegen die aber ich habe mich da halt nicht so wohl gefühlt. Der Circle Pit war halt so ne Idee die in Köln im Sonic Ballroom entstanden ist. Da war es halt proppevoll und da hat nix mehr reingepasst in den Saal und es war halt so die dümmste Idee die man haben konnte also hatte ich sie. In Köln hat es zum Glück auch keiner gemacht aber in Saarbrücken auf der Tourabschlussshow der Circle Pit war echt richtig ordentlich. Aber eigentlich war das halt nur so ne Idee.

Wie beurteilt ihr die Newcomerbands in Deutschland bzw. die Chancen für die Bands ? Wenn ich mir da eure Heimat, die Eifel anschaue muss ich sagen das es dort genügend Potenzial gäbe. Die Bandgeek Mafia, die auch auf eurer Platte zu hören ist spielt inzwischen auch schon mit großen Bands zusammen und überhaupt hat gerade die das Saarland / die Eifel eine große Musikszene und glücklicherweise genügend Festivals auf denen viele Bands spielen. Wie beurteilt ihr das ?

Sascha: Wir haben tatsächlich das Glück das wir in Rheinland-Pfalz den Rockbuster Contest haben es gibt nämlich nicht viele Wettbewerbe die was taugen so wie halt Rockbuster. Die meisten wollen nur Kohle machen. Ansonsten finde ich es sehr schwer. Vor allem bei uns in der Eifel halt. Da ist es nicht so das man mal in die Kneipe geht und nen Manager triffst oder andere Musiker. Du musst du echt nen steinigen Weg gehen.

Ich habe euch Anfang 07 in Niederwallmenach auf einem Rockabend gesehen mit Bands vom „Rockbuster“ (Rockbuster hat seinen Sitz in Rheinland-Pfalz und fördert Nachwuchsbands. www.rockbuster.de) . Niederwallmenach hat ca. 500 Einwohner. So sah es dort auch aus. Natürlich war viel los aber leider war das Publikum seltsam. Onkelz T-Shirts, Schlägereien vor der Halle und so weiter. Wie ist das für euch vor einem solchen Publikum zu spielen ? Ich erinnere mich z.B. als Nicholas eine Ansage machte und sagte „so einen können wa noch, oder lieber was von den Onkelz ?“

Die Jungs verziehen das Gesicht.
Nicholas:
Ok, da war natürlich schon sehr extrem. Du kamst in die Halle und da steht an der Wand ganz groß „Dem deutschen Volke“ und sowas hätte man halt überpinseln sollen und nicht noch fein säuberlich nachziehen.

Das passiert aber überall das es immer Leute gibt die nur da sind um Scheiße zu erzählen und sich einfach zu besaufen. Gott sei Dank sind solche Veranstaltungen sehr rar gesät sind und man sich da keine Sorgen machen muss. Die meisten Shows die wir spielen sind wirklich in sehr angenehmen Jugendzentren, wie hier, autonome Zentren oder einfach schöne Clubs. Es gibt aber leider auch Gegenden die man kein zweites Mal besuchen muss

Sascha: Ich wurde bezüglich dieser Show auch schon angesprochen und ich meine – es waren ja nicht nur solche Leute. Andere Leute die ihren Spaß haben wollten haben ja auch Eintritt gezahlt und deshalb darf man wegen so ein paar Idioten nicht den Leuten die da sind wegen uns die Show vermiesen.

Womit ist 2008 mit euch zu rechnen außer der DVD ?

Nicholas: Wenn alles gut geht wollen wir Ende des Jahres im Bezug auf die neue Platte ins Studio gehen und bis dahin halt Lieder schreiben, proben, auftreten. Und mal ne Woche in die Sonne, das hat sich bei vielen Bands schon gelohnt mal was Sonne zu tanken, den Kopf frei zu bekommen um dann was vernünftiges zu schreiben. Im Sommer so viele Festivals wie möglich mitzunehmen.

Sascha: Vielleicht darf man das schon sagen, in naher Zukunft so Ende Mai werden wir eine Acoustic Tour machen. Nicht so wie im Rahmen von Cochem aber trotzdem schön klein.

Was sagt ihr zur Hot Water Music Reunion ?

Klaus: JUHU !! Habe meine Karte schon.

Nicholas: Für mich so oder so die beste Band der Welt von daher bin ich seelig die paar Abende. Würde mich total freuen wenn das so weitergeht wie früher halt, aber nur damit die Band jetzt weiterlebt muss ich das nicht haben. Großartige Alben genug herausgebracht..

Klaus unterbricht: Würde mich trotzdem total über ne neue Platte freuen.

Nicholas: Ja natürlich, wenn die wieder so loslegen und so geile Platten wie früher machen ist natürlich alles perfekt. Wenn das nicht so ist und die nur die paar Konzerte spielen bin ich froh die paar Konzerte zu sehen und kann zufrieden sterben oder so.

Okay das war es auch schon, ich bedanke mich für das Interview und viel Glück weiterhin.

Bleibt zu sagen das Jupiter Jones für mich die beste Band, aber insgesamt wohl eine der ehrlichsten und nettesten Bands Deutschlands sind. Und mehr können als sie zur Zeit noch zeigen dürfen.