Interview mit Maroon

06.10.2007
 

 

MAROON haben ihren Weg gefunden, dass beweist THE COLD HEART OF THE SUN", dass nunmehr fünfte Werk der Jungs sehr beeindruckend. Weg von den HC-lastigen Anfangstagen, hin zu einer reinen, aggressiv, aber nie zu stumpf agierenden Metalband. Doch das hassliche Anhängsel Metalcore bleibt, nicht zuletzt wegen der engagierten und kritischen Texte, die neben der Musik mit ein Grund für die Popularität der Band sein sollten. Auf dem Wacken ergab sich die Gelegenheit für uns mit dem Drummer Nick und Bassist Tom-Erik einen kleinen Plausch über vergangenes, bald folgendes und schiefgelaufenes zu halten. Viel Spaß beim lesen:

Okay, erste Frage: Wie fühlt es sich an zum ersten Mal auf dem Wacken spielen zu dürfen?

Nick: Für uns ist es das erste Mal auf dem Wacken und wir sind relativ aufgeregt. Aber wir hegen keine großen Erwartungen, obwohl wir natürlich hoffen das es eine gute Show wird. Ansonsten ist es das erste Mal und deswegen denke ich das wir erstmal sehen müssen was das gibt. Wir sehen der Sache aber positiv entgegen.

Es wäre halt interessant zu wissen wie ihr darüber denkt auf einem reinen Metalfestival zu spielen, als eine Band die ja sonst eher auf HC-Festivals/Touren gebucht wird.

Nick: Das kommt noch dazu. Die Imagesache spielt da eine gewichtige Rolle, denn gerade diese Metalcoregeschichte ist zurzeit ziemlich verhasst… (lacht)

Tom: Es wird spannend zu sehen, inwiefern das Publikum bei unserem Auftritt mitzieht. Ich könnte mir vorstellen, dass das ziemlich schwierig werden könnte. Wir sind gespannt darauf zu sehen, ob wir den Leuten heavy genug sind.

Nick: Wir erwarten aber jetzt keine Megaparty, aber eine gute Show wollen wir dennoch abliefern.

Tom: Wir hoffen das uns schon noch ein paar Leute anschauen wollen…(lacht)

Ich hatte ja vorab die Ehre euer neues Album „The Cold Heart Of The Sun“ zu hören und habe zunächst nur den Rough-Mix gehört und war sehr angetan und überrascht von dem Album, denn ich fand es wesentlich metallischer und rotziger als eure Vorgänger. Des weiteren ist mir aufgefallen das ihr dem Label Metalcore nicht mehr wirklich gerecht werdet, sondern euch mehr denn je als eine Metalband präsentiert. Wie seht ihr das eigentlich?

Nick: Diese Klassifizierungen sind ja eh immer schwierig. Das stört uns auch ein wenig, denn im Endeffekt ist nur unsere Musik wichtig. Ob das nun Metalcore, Metal oder Hardcore mit Metaleinflüssen ist.

Tom: Wir schreiben ja auch nicht unsere Songs nach dem Motto: „Hier muss jetzt ein wenig mehr Hardcore rein und hier muss noch ein wenig mehr Metal rein.“

Nick: Dem Hörer ist es selbst überlassen herauszufinden, wie er die Musik von Maroon einordnet.

Tom: Viele sagen zu uns wir wären eine reine Deathmetalband und andere sagen wiederum „Da ist der Moshpart und das ist wieder HC-lastig“. Wir selbst haben uns da keinen Rahmen gesetzt. Wir schreiben die Songs so wie wir darauf Lust haben und wie es halt kommt.

Wie bewertet ihr den rückblickend die Arbeiten zu dem neuen Album?

Tom: Wir standen schon unter einem gewissen Druck, aber dass hat man ja immer.

Nick: Den baut man sich ja selbst auf, in dem immer besser sein möchte als auf dem letzten Album.

Tom: Es ist auch sehr schwierig ein neues Album aufzunehmen, wenn man lange auf Tour war und nie dazu kam neue Songs auszuprobieren. Die ersten Songs sind immer die Testversuche und man versucht halt herauszufinden wohin sich die Arbeit entwickeln wird und danach kommt halt vieles von selber. Wir schreiben ja auch nicht ständig Songs und wir müssen uns irgendwann wirklich in den Arsch treten und anfangen uns Gedanken um unsere neuen Platten zu machen. Frei nach dem Motto: „Es wird mal wieder Zeit was für unsere neue Platte zu machen“

Nick: Diesmal war es aber relativ relaxt. Jeder hatte Ideen im Vorfeld und jeder hatte eine grobe Vorstellung, wo es hingehen sollte. Wir sind irgendwann an den Punkt angelangt wo es für uns ganz einfach hieß: Los geht’s und jetzt stehen wir mit unserem neuen Album da. (lacht) Wir haben aber dann auch sehr fokussiert gearbeitet und alle zusammen die Songs im Proberaum geschrieben. Bei uns ist das immer sehr demokratisch geregelt, wenn einer mit einer Sache nicht einverstanden ist, wird auch mal länger diskutiert wie man eine Lösung im Interesse aller Beteiligten finden kann. Deswegen kann man auch bei uns immer davon ausgehen, dass alles womit wir unzufrieden sind im Vorfeld ausgesiebt wurde.

Was mir als erstes bei eurem neuen Album aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass der Sound sehr rotzig ausgefallen ist, auch wenn es natürlich auch zum Teil an dem gehörten Rough Mix lag. Aber euer Vorgänger erschien im Vergleich schon sehr glatt gebügelt. War das ein Ziel von euch?

(Beide verziehen die Gesichter)

Nick: Uns ist es bei unserem letzten Album auch sehr stark aufgefallen, dass der Sound zu glatt erschien und das war eindeutig ein Punkt den wir verbessern wollten.

Tom: Der Sound bei dem neuen Album gefällt mir zum Beispiel sehr gut und wir hatten halt alle Lust auf was eher punkigeres, was die Produktion angeht.

Nick: Durch das Glattpolierte ging auch ein wenig die Brutalität der Songs verloren und die kamen nicht mehr so rüber, wie wir sie ursprünglich rüberbringen wollten.

Tom: Diesmal haben wir uns gedacht „So räudig wie möglich“! Auf der einen Seite wollten wir eine richtig schöne Produktion haben und auf der anderen Seite wollten wir die Leute merken lassen, dass es nach vorne geht.

Ihr habt ja einen Teil der Aufnahmen in den Rape Of Harmonies Studios aufgenommen und den Rough Mix dort erstellen lassen. Warum habt ihr eigentlich nicht die ganze CD dort produzieren und mixen lassen? Warum macht Jacob Hansen den endgültigen Mix?

Tom: Weil er cool ist! (lacht)

Nick: Erstens finde ich, macht es halt sehr viel Spaß mit ihm zu arbeiten und zweitens wollten den Mix woanders machen, als wo das Album aufgenommen wurde. Man läuft unter Umständen Gefahr, dass alles so nach einem Sound klingt und wir wollten ungern einen typischen Rape Of Harmonies Sound haben. So haben wir ein wenig den Rape Of Harmonies-Einfluss drin und den Hansen-Mix, was wir sehr gut finden. Es ist halt schwierig, wenn viele Bands zu den Rape Of Harmonies Studio gehen und alle gleich klingen. Das wollten wir halt nicht, deswegen auch die Verlagerung des abschließenden Mixen des Albums.

Tom: Wir haben diesmal generell mehr Wert auf den Sound an sich gelegt und lange ausprobiert und uns gedacht, dass wir lebhafter klingen wollen. Generell ging das bei den Rape Of Harmonies Sessions besser, da wir in der Nähe wohnen und so länger und konzentrierter aufnehmen konnten. Das ist ja auch immer eine Geldfrage und in den Studios arbeiten jahrelange Kumpels von uns und da kann man halt ein wenig mehr testen. Bei Jacob Hansen muss man nach Dänemark fahren und hat natürlich einen entsprechendes Zeitfenster, in dem man die Aufnahmen beendet haben muss und das ist ein bisschen schwierig.

Wie seid ihr eigentlich auf die Idee mit dieser Ballade gekommen, auf der Andre im Whiskeygetränkten Johnny Cash-Stil mit cleanen Vocals sicherlich einige überraschen wird?

Nick: (lacht) Das hat sich im Laufe der Zeit angezeichnet. Wir wollten immer in alle Richtungen was ausprobieren und wir wollten gerne mal eine Ballade schreiben und das ist halt alles spontan entstanden. Das mit dem Gesang war auch nicht von vornherein klar und Andre hat uns selbst überrascht, als er den Song singen wollte.

Tom: Wir wollten auf jeden Fall wieder einen Song haben, der nicht typisch-Maroon ist und nicht wieder nur rein instrumental daherkommt. Wir sind ja alle Fans von Bands wie Metallica und die haben ja schon auf ihrem Album supergute Balladen draufgehabt.

Nick: Das ist ja auch nicht wie Bon Jovi mit Akustikgitarre, da ist ja auch ein wenig Härte mit drin.

Der Song kommt ja auch sehr düster rüber von der Grundstimmung her gesehen!

Nick: Wir wollten das halt gerne mal ausprobieren und mal sehen wie der Song ankommt. Wir finden es jedenfalls gut.

Ich denke aber nicht das es euch ganz egal ist…

Tom: Klar, dass will man natürlich immer.

Nick: Mich interessiert es natürlich schon was die Leute denken, aber letztendlich ziehen wir das durch was wir gut finden. Mir persönlich gefällt es sehr gut, deswegen kann es mein Bild des Songs nicht trüben.

Immerhin müsst ihr euch den Vorwurf der Stagnation mit diesem Song nicht gefallen lassen…

Nick: Es gibt halt immer Leute die finden es toll, wenn Bands über 10 Alben das Gleiche machen, weil sie dann wissen was sie erhalten. Die Leute wollen das halt auch. Ich persönlich bin da kein Freund von. Ich finde es aber auch nicht gut, seinen Stil komplett zu wandeln. Zum Beispiel eine Hip-Hop-Platte aufnehmen und danach eine Death-Metal Platte aufnehmen, dass wäre ja auch ein wenig doof. Wir setzen uns selbst keine Grenzen und wenn wir Lust haben sollten auf der nächsten Platte nur noch Akustik-Gitarren-Songs zu schreiben, dann machen wir das auch.

Das wäre ein krasser Gegensatz…

Tom: Ach, dass wäre wahrscheinlich auch ein großer Stilbruch.

Ihr könnt euch ja jetzt auflösen und in 20 Jahren eine Reunion feiern.

Tom: Da sind wir ja uralt! (lacht)

Würde dann aber mit dem Akustik-Album passen… Glaubt ihr eigentlich, dass ihr mit eurer neuen Platte mehr Metalhörer erreichen könnt?

Tim: Ich denke, dass es den meisten Leuten gar nicht um die Musik geht, die hören sich ja zum Teil gar nicht die Musik an. Die schauen sich das äußere Auftreten einer Band an und bilden sich ihre Meinung und ändern diese im Zweifelsfall nie…

Tom: Manche Reaktion auf unseren Auftritt hier auf dem Wacken zeigt das auch sehr deutlich, wo sich dann Leute beschweren was wir den hier zu suchen haben und warum die Veranstalter keine richtigen Metalbands holen… Die Leute denken sich wir hören den ganzen Tag Musik, die ich selbst mir noch nicht mal anhören würde. Ich bin ja genauso Fan wie die Leute, die vor der Bühne stehen und das ist dann traurig, wenn diese Ignoranz da ist.

Nick: Man muss aber dazu sagen, dass immer Metaller auf unseren Shows waren und vor allem die jüngeren Leute sehen das nicht so eng. Die kommen halt einfach zu einer Show, hören sich die Musik an und sagen dann, ob es Ihnen Spaß gemacht hat, oder sagen „Ihr seid eine geile Band“ und stellen sich nicht dahin und überlegen sich nicht, was dass nun für Musik genau ist. Die denken sich nicht „Das ist mir aber nicht Metal oder HC genug“.

Das ist wahrscheinlich das Problem, dass es diese riesige Intoleranz in den jeweiligen Lagern gibt.

Nick: Das ist halt sehr schade…

Tom: Wir versuchen ja überall zu spielen und geradeaus durch zu brechen.

Nick: Es gibt ja eigentlich nichts Schlimmeres als reine Death Metal- oder HC-Festivals, wo 20 Bands ähnlich klingen. Ein bisschen Abwechselung ist immer gut.

Mich würde mal interessieren, wie ihr über eure bald beginnende Tour mit As I Lay Dying denkt. Ist die Position als Opener ein wenig undankbar, oder seht ihr für euch Chancen bei der Tour?

Tom: Man hat als Opener halt immer überraschen, was definitiv ein Vorteil für uns ist.

Nick: Ich finde es persönlich, gerade auf der Tour nicht ganz gerechtfertigt, als Opener zu spielen – ich weiß gar nicht ob ich das jetzt so sagen darf – aber mich stört das schon ein bisschen. Da muss man halt durch.

Tom: Es ist schon mal sehr positiv zu bewerten, dass wir mal wieder eine ordentliche Tour fahren. Die letzte Tour war ja die Hell On Earth Tour und das ist dann auch schon wieder ein Jahr her. Da lief aber auch England relativ gut für uns, weswegen wir nicht so ganz nachvollziehen können warum wir diesmal nicht in England mit eröffnen dürfen.

Kommen wir zur letzten Frage: Wie sehen eure Zukunftspläne aus?

Tom: Erstmal erscheint unser neues Album „The Cold Heart Of The Sun“ am 19.10.2007 und dann werden wir im November nach Russland aufbrechen, um eine kleine Tour zu spielen. Im Januar werden wir dann wahrscheinlich eine Headliner-Tour spielen.

Nick: Die wird dick werden!

Dicker als die AILD-Tour?

Nick: Auf jeden Fall! (lacht) Aber im Ernst, dass ist erst mal der grobe Plan. Im September werden wir noch ausgewählte Shows spielen und dann wird es bei uns im Ort wieder eine Release-Show geben. Das ist immer schön und macht Spaß. Wir werden uns definitiv wieder was einfallen lassen. Unsere Russland-Tour ist definitiv noch eine sehr spannende Sache, da wir mehrere Shows dort spielen werden und mit dem Zug herumreisen werden. Das könnte auf jeden Fall gut werden, da wir schon einmal in Moskau gespielt haben und die Leute echt gut abgegangen sind. Das wird wohl der Fahrplan für die nächste Zeit sein!

Hab ihr noch ein letztes Statement für unsere Leser?

Tom: Kauft unsere Platte!

Nick: Nicht downloaden, oder so ähnlich! Sondern richtig im Laden kaufen! (lacht)