Interview mit Remember

13.05.2009
 

 

Hallo Jungs, stellt euch doch erstmal vor. Wer und was sind Remember?

Wir haben uns im Sommer 2008 „gegründet“ und Remember ist nichts weiter als das Resultat einiger Jamsessions im Proberaum. Jeder von uns hat vor und sogar noch während der Anfangszeit von Remember in anderen Bands gespielt. Basti macht die Vocals und spielt Gitarre, Mirko spielt den Bass, Thatchai spielt die zweite Gitarre und ich spiele Schlagzeug. Ich habe neben Sidetracked schon länger versucht Musik zu machen in der ich den Part vom Schlagzeug übernehmen kann, aber das hat nie so wirklich geklappt. Basti, Thatchai und Mirko kenne ich schon seit Jahren und als der ein oder andere sein Abi fertig hatte und sich wieder mehr der Musik widmen konnte, haben wir angefangen zu jammen. Wir sind einfach 4 junge Menschen die Bock haben Musik zu machen, Spaß daran haben neue Bands und Leute kennen zu lernen und durch Städte zu reisen.

Das klingt ja schonmal klassisch. Wie entstand eure erste EP ?

Ja man sollte nicht alles immer so spektakulär aussehen lassen, wenn oftmals eine normale Entwicklung dahinter steht. So hat sich das auch mit unserer Demo E.P. ergeben. Das Ding haben wir mit einem Bekannten bei uns im Proberaum aufgenommen. Mirko war gerade mal knapp 3 Wochen aktiv dabei und hatte erst einige Proben mit uns hinter sich. Wir haben also nach knapp 2 ½ Monaten gemeinsamen musizieren einen einfachen Livemitschnitt gemacht. Plan war gar nicht der, den Mitschnitt für die Demo zu nutzen, aber wir waren mit den Songs zufrieden und der Sound war für einen Livemitschnitt aufjedenfall okay. Basti hat noch die Vocals drüber gelegt und fertig waren die ersten Songs, die vor der Aufnahme gerade mal ein-zwei Wochen fertig geschrieben waren. Unterstützt hat uns direkt der Matthias von ElevenDaysRec. dem ich früher für Village Kids Rec. das Logo designt habe und somit schon einige Zeit kenne. Als er mir von seinen neuen Plänen bezüglich ElevenDaysRec. berichtete, erzählte ich ihm von unseren und somit startete die direkte Zusammenarbeit.

Stand für euch bei den Jam Sessions gleich fest, dass daraus mal eine feste Gruppe werden soll ?

Nein, so direkt nicht. Das erste mal habe ich mich mit Thatchai in einem Proberaum von Freunden getroffen, um einfach mal wieder Schlagzeug spielen zu können. Ich habe vorher nie wirklich aktiv getrommelt und wollte einfach etwas mehr am Schlagzeug machen... und so kam das eine zum anderen. Kurz zuvor habe ich Sidetracked aus persönlichen und privaten Gründen verlassen, wollte aber weiterhin musikalisch aktiv bleiben. Basti habe ich damals schon mal gemeinsam Musik gemacht, für Mirkos damalige Band habe ich Konzerte organisiert und so setzte sich das Puzzle zusammen. Wir haben also zu viert angefangen an Songs zu arbeiten und überlegt uns noch einen Sänger zuzulegen oder Basti komplett als Sänger einzubinden. Allerdings wollten wir auf beides nicht verzichten und entschieden uns zu viert zu bleiben. In der Hardcore-Szene vielleicht eher etwas untypisch keinen einzelnen Sänger zu haben, aber das spielt bei uns keine Rolle, solange das was wir verfolgen und machen wollen möglich ist - und das ist es!

Wie wichtig ist euch Heldenverehrung und doch Eigenständigkeit in der Musik?

Heldenverehrung und Eigenständigkeit…Das sind mittlerweile wahrscheinlich die Kernbegriffe der Szene, in der wir uns Bewegen. Jeder von uns hat seine Lieblingsbands, genauso wie jeder andere Mensch auf dieser Welt auch. Aber ich glaube die Zeit der Heldenverehrung ist bei uns vorbei. Helden sind in unseren Augen, die das durchziehen, was ihnen wichtig und sinnvoll ist, egal wie oft sie gestoppt und gehindert werden. Helden sind aufjedenfall die Personen die sich für den Kampf gegen rechtes Gedankengut einsetzen egal in welcher Szene, egal in welcher Stadt und egal in welchem Ort auf dieser Welt. Wir machen die Musik die uns gefällt und wir sind immer noch in der Phase, in der wir auf der Suche sind zu einem runden Ergebnis zu gelangen. Um genau zu sein, stehen wir erst seit knapp über einem halben Jahr auf der Bühne und jede neue Band braucht die Zeit um sich zu entwickeln.Bands die nicht zur eigenen Entwicklung stehen oder denken, sich anpassen zu müssen, erzählen nicht die Wahrheit oder ignorieren natürliche und selbstverständliche Werdegänge einer Band. Klar, heutzutage sind die Ansprüche überall gestiegen, ob die Aufnahmen einer Demo gut genug sind, die Gitarren böse sind oder ob sich der Drummer wie ein Computer anhört. Leider sind das Dinge, auf die man nicht 100% verzichten kann, wenn man sich mit Promomaterial für Konzerte bewirbt. Allerdings sind die Möglichkeiten preiswert – aber auch relativ gute Aufnahmen machen zu können um einiges leichter geworden, als vor einigen Jahren. Von daher gleicht sich diese Angelegenheit zum Glück aus. Eigenständigkeit zu besitzen wird objektiv gesehen immer schwieriger. Man sollte sich halt eben nicht immer nur auf die reine Musik konzentrieren, denn es steckt immer noch mehr dahinter, oder eben auch nicht. Bei uns fließen halt eben mehr Einflüsse im Songwriting ein als nur: Jungs, wir machen „Hardcore“, wir brauchen unbedingt noch mehr Moshparts oder ne Stelle für nen geilen Twostep. Unser Set ist Bunt gemischt aber dafür auch zu 100% ehrlich.


Wie reagiert ihr auf Kommentare zu eurer Platte wie beispielsweise auf unserer Homepage ?

Um ehrlich zu sein gar nicht. Ich habe 2-3 Mal öffentlich Stellung zu gewissen Dingen genommen und bin somit wahrscheinlich direkt auf der Abschussliste gelandet. Das ist eben der Nachteil, wenn man sich nicht der Anonymität anschließt. Die gesamte Band beschäftigt sich nicht mit Foren oder Communitys in der Szenespezifisch diskutiert oder geschrieben wird. Leider ist ja die Kritik die zum Beispiel bei euch auf „allschools.de“ geäussert wird, nicht wirklich konstruktiv oder seriös, warum sollten wir uns dann damit beschäftigen? Erschreckend ist halt, dass die Toleranzgrenze oder der Respekt halt sinkt und die Leute sich ein Urteil bilden über Dinge, die sie überhaupt gar nicht wissen oder noch nicht mal gesund einschätzen können. Die Diskussion war bei SinkOrSwim endlos, genauso wie bei MilesToGo und wieso sollten wir uns als einzige Band mit Äußerungen auseinander setzen oder auf alberne Anspielungen reagieren, wenn man noch nicht mal weiß, wer die Person ist und wer hinter der Fassade steckt?! Da rede ich lieber mit meiner Wohnzimmer Wand und halte wahrscheinlich da noch eher eine sinnvollere Diskussion am laufen, als hier im Internet.


Gibt es Dinge, die ihr unbedingt mit Remember erreichen wollt, oder lasst ihr das nun laufen?

Im großen und ganzen lassen wir das Projekt Band einfach „laufen“. Wir wollen uns weder musikalisch fest fahren noch irgendwelche Klischees abklappern. Wenn das bei dem ein oder anderen rüber kommen sollte, können wir aufjedenfall auf diesem Weg versichern, dass wir Spaß an der Sache haben und das ist doch auch genau der Aspekt, den schon öfter andere Bands offensichtlich verloren haben. Solange man ehrlich zu sich selbst ist und man die Möglichkeit hat das zu tun was einem Kraft, Halt und Freude gibt, sollte das jeder akzeptieren und vor allem respektieren, egal ob wir jetzt Nikes, Vans oder Flip Flops tragen. Wir haben bereits die „Vorproduktion“ für unser nächstes Release abgeschlossen und einen Song bei MySpace hochgeladen. Anfang Juni werden wir zu unserem Freund Simon Werner ins Studio gehen und unsere Songs für die 7’’ aufnehmen. Simon hat auch den aktuellen Stuff von BlackFriday29 aufgenommen und wir sind schon sehr auf unser Ergebnis gespannt. Wir haben keine großen Pläne außer die Musik, die wir machen und mögen, mit sovielen Bands und Menschen zu teilen wie nur möglich! Deswegen werden wir auch unsere kommende 7’’, die wir im Spätsommer releasen, direkt zum free-download anbieten. Es ist die Zeit angebrochen, in der das herunterladen und der kauf im Internet fast zum Regelfall geworden ist und da wir mit unserem Stuff eh nichts verdienen wollen und uns mehr daran liegt, dass die Leute unsere Musik hören und schätzen stellen wir die Songs direkt online. Wir lieben Vinyl und die Menschen, die es auch tun, werden sich nicht nur mit den Mp3-Dateien zufrieden geben und sich die 7’’ ans Herz legen. Somit tun wir mehr Menschen einen Gefallen, als nur zu hoffen, dass man heutzutage noch Umsätze mit Tonträgern machen kann. Ansonsten hoffen wir soviel wie möglich Live spielen zu können und wollen Faschisten / Nazis von der Szene weg halten. Wir können/wollen uns mit solchen Personen nicht Identifizieren - genauso wenig wie mit Christen oder anderen Menschen die Menschenverachtende Ideologien verfolgen oder verfolgt haben! We´re not with you!

Habt ihr keine Angst, dass ihr mit solchen Aktionen eure Konten ins Minus segeln?

Also, die Sache ist ja, dass wir uns ja nicht an den Merchtisch stellen und die gepresste 7’’ verschenken! Wir wollen einfach jedem die Möglichkeit geben in unsere Musik reinzuhören und die Leute die sich für ein Vinylrelease interessieren, die haben vorab die Chance in die Songs zu hören. Wenn ich Songs einer Band downloaden kann, die mir gefallen und ich weiss, dass ich auf der Show der jeweiligen Band das ganze auf einer schicken 7’’ ergattern kann, dann tue ich das auch mit einem guten Gewissen und weiss somit auch, was mich soundtechnisch erwartet und dass mein Geld ehrlich und dankend entgegen genommen wird. Die Platte bringen wir gemeinsam mit 2 Label aus Deutschland
auf den „Markt“ und mit Glück sitzt noch ein Label aus Frankreich im Boot. Eins sitzt im Westen und eines im Osten von Deutschland und ist somit auch eine gute Möglichkeit die Platte gut zu vertreiben, ohne das man sich mit dem gleichen Stuff über die Füße fällt.

Beide kennen die Pläne, dieses Release von Beginn an für lau im Netz anzubieten und sind trotzdem optimistisch! Das ist für uns aufjedenfall eine gute Sache, für die wir auch unendlich dankbar sind. Wir machen eben nun mal gerne Musik und wenn die Bandkasse durch z.B. neu gedruckte Shirts wieder bei + - 0 liegt,
dann tut es einem auch nicht weh Studiokosten oder dergleichen von privaten Geldern zu bezahlen. Andere Menschen kaufen sich für tausende von oi´s Modelleisenbahnen – und wir geben eben auch gerne Geld für etwas aus, was uns am Herzen liegt.

Am Freitag war die Show mit Terror, wie lief es?

Erstaunlich gut, in der Hinsicht, wie sehr sich einige Allschools-Besucher vorab über uns ausgelassen haben. Wir waren echt gespannt, ob jemand die 5 Euro haben wollte, die ich jedem angeboten hab, der öffentlich dazu steht, was er im Internet fabriziert/fabriziert hat. Natürlich meldete sich niemand - aber das war fast schon zu erahnen. Der Abend selbst war aufjedenfall eine coole Erfahrung, aber wir sind eher Freunde kleinerer Veranstaltungen wo alles etwas familiärer zugeht. Wahrscheinlich waren wir auch die einzige Band, die musikalisch nicht zu 100% in das Abendprogramm gepasst hat, aber die Jungs von Terror und co. waren alle super nett und wir haben neue Leute kennen lernen dürfen – und diese Aspekte machen einen Abend wie diesen Wertvoll. Auf diesem Weg viele Grüße an die Go For It! Jungs und ein großes Dankeschön an Backs und das Positive Records Team für die Einladung und den Stressfreien Abend.

Was macht ihr neben der Band beruflich?

Zwei von uns haben direkt und indirekt was mit dem Musikbusiness zu tun.
Thatchai arbeitet seit einiger Zeit bei Artworx in der Siebdruck-Abteilung und bedruckt fleissig Bandshirts und ich arbeite im Trashmark-Store. Ich bin auf dem beruflichen Markt eigentlich Sonderpädagoge und arbeite mit Menschen mit Behinderungen zusammen. Ich habe im letzten Jahr meine Examensprüfungen geschrieben und nun steht noch ein Jahrespraktikum für die staatliche Anerkennung an, aber da habe ich die Möglichkeit das Praktikum nach hinten zu verschieben und dies habe ich in Anspruch genommen, um mehr Zeit für die
Band zu haben. Basti ist vor kurzem in die Dortmunder Innenstadt gezogen und studiert jetzt in Bochum Philosophie und Geschichte. Und Mirko ist schon länger in der Sicherheitstechnik tätig. Mirko und Thatchai arbeiten im Schichtdienst und da muss man halt öfter mal umorganisieren, damit man gemeinsam die Möglichkeit hat, in ruhe zu proben! Aber das funktioniert bisher ohne Probleme.

Wenn ihr die Wahl hättet – Major Label oder DIY, was würdet ihr wählen, und warum?

Das ist wieder die berühmt, berüchtigte Frage. Mittlerweile stellt sich ja auch die Frage, wo fängt Major an und wo hört DIY auf? Wir haben unsere Wurzeln aufjedenfall beim Hardcorepunk und verfolgen auch die DIY Einstellung. Natürlich kann man das was man heute „selbst produziert“ und DIY nennt, nicht mit den ersten Hardcorepunk Bands vergleichen, die ihre Plattencover selber kopiert, gefaltet und zurecht geschnitten haben, aber wir möchten schon noch die Kontrolle über das behalten was uns und unsere Band betrifft. Wenn Bands auf Label wie z.B. Bridge Nine landen, die ja auch wirklich gute Bands beherbergen, dann sollte man sich vorab Gedanken darüber machen, ob man überhaupt Bock darauf hat, dass die eigenen Songs als Handy-Klingeltöne angeboten und verkauft werden. Dies und viele andere Gründe sprechen für uns aufjedenfall gegen ein „Riesenlabel“ weil wir einfach auch den direkten Kontakt zum Label bevorzugen und auch wollen. Matthias von ElevenDaysRec. kam für insgesamt 7 Tage aus Jena zu uns, um uns auf der Tour zu begleiten. Wir hatten noch einen Platz frei und luden ihn ein. Nach der Tour blieb er noch 2 Tage bei mir in Dortmund und das war alles im gesamten eine super geile Zeit und wenn man ab einem gewissen Level bei einem größeren Label unter Vertrag ist, dann wird dieses familiäre und Publikumsnahe auch irgendwann genommen.

Wir hätten gar keine Lust den ganzen Abend abgeschottet im Backstage Bereich zu sitzen und erst kurz vorm Auftritt die Bühne zu betreten um sie nach dem Liveset direkt wieder zu verlassen. Glücklich sind wir eher, wenn wir auf Shows spielen können, wo nichts mehr als ein Teppich für die Drums auf dem Boden liegt und wir mit dem Publikum eine Einheit werden können. Wenn wir uns zwischen a) „Isomatten, besetzten Häusern, DIY Shows und selbst gemachtem Essen“ und b) „Hotelzimmer, Bühne mit Scheinwerferlicht und Riesencatering“ entscheiden müssten, würden wir uns natürlich für a) entscheiden. Denn es gibt nichts schöneres, als selbst gemachtes Essen und immer wieder Überraschungen / neue Situationen kennen zu lernen. Langweilig wäre es, zu wissen wie viel Betten man im Hotelzimmer hat und wie das Frühstück auszusehen haben muss.
Man muss sich halt im klaren sein, dass ein Major Label mehr / oder eben weniger ist, als nur mehr Platten pressen lassen zu können. Bist du auf einem größeren Label musst du ein ganz anderes Livepensum füllen, du musst Material nachliefern, du musst touren, auch wenn es jemanden gerade nicht passt…

Und all diese Entscheidungen möchten wir nicht aus unserer Hand geben. Wir halten uns da sehr gerne und auch ohne Probleme lieber im kleineren Kreise auf.

Ok, das war es soweit. Die letzten Worte sind dir.

Wir danken dir / euch erstmal für eure aufgeopferte Zeit, dass Interesse und für die Möglichkeit ein paar Dinge loswerden zu können. Ein großes Dankeschön an Matthias und all die Leute, die uns bisher für Shows eingeladen haben und es möglich machen Live zu spielen! Lasst euch nicht von der Masse blenden und versucht das zu sehen was euch wirklich nach vorne treibt und wichtig ist!