Interview mit Slayer

10.12.2006
 

 

Slayer

Slayer Illusion?

Slayer? Da war doch was. Ein besonderer Ruf vor allem. Als „Ungekrönte Könige des Very- Heavy- Metal“, „Chefprovokateure“ oder „Satansjünger“ tituliert fristen die amerikanischen Thrash- Kanonen seit etlichen Jahren ein Nischendasein das seines gleichen sucht. So kompromisslos treu blieben sich vielleicht gerade noch Bon Jovi oder U2, nur dass diesen Kasperletheatern schon immer das nötige Pfund Schneid fehlte eine derart kultische Fanverehrung zu provozieren, wie sie Slayer noch heute zu Teil wird… Moment. Wurde hier grade Slayer mit Bon Jovi verglichen?!?

Ein rettender Themenwechsel: Die Düsseldorfer Philipshalle im ausklingenden Herbst des Jahres 2006. Ein schwarzer Tourbus parkt auf dem Hinterhof. Journalisten stehen Schlange um kostbare Redeminuten mit Jeff Hanemann, Tom Araya, Kerry King und neuerdings auch wieder mit Dave Lombardo anlässlich des aktuellen Slayer- Outputs „Christ Illusion“ zu ergattern. Und um sich Tütenweise Slayer- Bootlegs mit einer Unterschrift veredeln zu lassen.

Aber warum der Vergleich mit Bon Jovi?!? Kleiner Hinweis: Bon Jovi sind das eine Ende auf der Rock- Entertainment- Skala… Aber lest am besten selbst was Jeff Hanemann zu sagen hat.

Hallo Jeff! Wie läuft Eure Tour soweit?

Soweit, so gut! …Sehr gut!

Wie viele Konzerte habt Ihr schon gespielt und wie viele stehen noch auf dem Programm?

Ich glaube wir spielen bis zum 24. November.

Ah, okay. Ihr seid also grade mitten drin…

Ja, genau. Wir haben in Japan angefangen.

Verrückt. Aber lass uns mal zu den eigentlichen Fragen kommen, wir haben ja nur 20 Minuten. Ganz allgemein: Tom sagte, dass SLAYER keine politische Band sind, aber was sind SLAYER dann wenn nicht politisch?

Wir sind Entertainer, wie ich meine. Immerhin, zumindest sehe ich persönlich das so, möchte ich nicht meine politischen Überzeugungen irgendwem aufschwatzen. Ich möchte niemandem sagen wie er zu denken hat, besonders nicht den Kids. Es gibt so viele Bands die ihren Fans ihre politischen Ansichten aufschwatzen wollen. So von wegen, hey, wenn du nicht wie ich denkst, kannst du auch meine Musik nicht anhören usw. Bei uns geht es mehr um Entertainment. Wir sind eine Band und wir schreiben über böses Zeug, aber ich will nicht predigen und auch kein Prediger sein.

Worauf meine Frage abzielte war, dass ihr ja schon irgendwo politische Angelegenheiten thematisiert. Immerhin ist ja alles irgendwo politisch im weitesten Sinne.

Ja, wenn man Menschliches anspricht ist das eine politische Äußerung. Aber, ich meine, Du verstehst ja was ich meine. Wir sagen einfach nicht dass du ein Demokrat, oder ein Republikaner oder sonst was sein sollst. Aber ja, offensichtlich treffen wir auch politische Angelegenheiten. Ja.

Würdest Du sagen, dass Eure Sichtweise als „anthropologisch“ bezeichnet werden könnte anstelle von „politisch“ im traditionellen Sinn?

Ja, irgendwie schon. So könnte man dass wohl beschreiben.

Kommen wir zur neuen Platte und vielleicht lässt sich da auch wieder ein Stückweit der politische Horizont erkennen. Was kannst du mir über die Probleme mit Eurem Cover zu „Christ Illusion“ in den Usa berichten?

Aus irgendwelchen Gründen mochte jemand den Typen auf dem Cover nicht. Ich glaube vielleicht einfach, wegen der Art wie Jesus dort abgebildet ist. So wie ich dass sehe haben wir einfach ein Cover das wir mögen und uns ging es dabei nicht darum die Leute zu verärgern. Aber wenn wir die Leute verärgern, dann mögen wir das auch! (lacht)

Vielleicht liegt das teilweise an der politischen Situation in den Staaten. Immerhin sind die konservativen ja momentan am Drücker.

Ja, könnte sein.

Kannst Du Namen von bestimmten Gruppen nennen die gegen das Cover sind oder waren?

Ich kann mich nicht mal erinnern.

Du hast ja den Song „Jihad“ geschrieben. Die Perspektive bei diesem Song ist recht eigensinnig, da der Text aus der Perspektive der Terroristen vom 11. September verfasst ist. Wie waren die Reaktionen bisher?

Bis jetzt waren die Reaktionen, außer in Indien oder so, okay. Ich glaube irgendwo steht die Platte auf jedem Fall auf dem Index. Ansonsten hat aber so gut wie jeder verstanden was ich versucht habe zu sagen. Tom hat für eine Millisekunde überlegt ob manche Menschen in den Usa das Ganze falsch verstehen könnten.

Zum Beispiel die Hinterbliebenen der Opfer des 11. September?

Ja, zum Beispiel. Aber bis jetzt: Pfft! Alles okay. Abgesehen davon denke ich, dass sie wenn sie sich damit beschäftigen würden und sehen würden dass es aus der Sicht der Terroristen geschrieben ist, und dass das die Art ist wie wir über Dinge schreiben. Wir schreiben nun mal Songs so, dass wir von der Bösen Seite an die Themen herangehen. Es konnte zum Beispiel gar nicht der Blickwinkel der Opfer sein, so schreiben wir einfach keine Songs. Ich denke, die Menschen verstehen uns zum größten Teil.

Ich denke die negative Dimension ist zwar in dem Song enthalten, aber nicht idealisiert oder beschönigend.

Ja, genau! Wenn man den Song komplett anhört versteht man worum es geht. Man hört, dass wir nicht Position für die Terroristen oder so beziehen.

„Christ Illusion“ ist seit langer Zeit wieder ein Album dass ihr mit der ursprünglichen Besetzung von SLAYER aufgenommen habt.

Ja.

Denkst Du dass dieser Umstand bei den Fans Erwartungen hervorgerufen hat und Ihr diese Erwartungen erfüllen konntet?

Ich denke das haben wir. Und ich denke auch, dass die Leute sich gefreut haben dass Lombardo wieder mit dabei ist. Ich denke außerdem, dass sie eine gute Platte erwartet haben und weiter, dass wir sie auch liefern konnten. Ich glaube wirklich, dass es eine richtig gute Platte ist und es eine bestimmte Art gibt wie Dave Schlagzeug spielt und Paul (…) eben nicht, ohne damit Paul herabwürdigen zu wollen. Aber Dave ist einfach ein Irrer, man weiß einfach nicht was er machen wird. Er ist genau wie Paul ein sehr guter Schlagzeuger, aber Paul ist eine Maschine und Dave einfach nur komplett verrück. Du kannst echt nicht sagen was er als nächstes anstellen wird. Ich bin einfach nur glücklich mit dem was er jeden Abend abliefert weil es nicht voraussehbar ist. Wenn du dir genug Shows von uns ansiehst wirst du diesen Blick von mir über meine Schulter in Richtung Dave sehen. Ich denke dann immer: Shit man! What the fuck are you doing! (lacht) Er spielt einfach mit einer Menge Emotion.

Würdest Du sagen, dass der Widereinstieg von Dave eine Art Erfrischung für Euch war?

Ja, ich denke wirklich dass es so ist. Ich denke es hat auf der neuen Platte sehr geholfen und das wird es auch auf den Nächsten tun und genauso auf den Touren die wir fahren. Wir sind einfach alle wieder beieinander und das heißt einfach, dass es rund geht!

Er ist wieder also ein fixes Mitglied und nicht nur zeitlich begrenzt wieder dabei?

Ja, genau, er ist wieder fester Bestandteil der Band. He is in…

Josh Abraham hat die Platte produziert. Wie war es mit ihm zusammen zu arbeiten?

Es war okay…

Nur okay?

Ja, es war schon gut. Aber ein paar Sachen haben einfach nicht so gut hingehauen wie sie sollten, aber, you know… Es war gut, und solche Sachen passieren einfach manchmal.

Du willst da also nicht näher ins Detail gehen?

Nein, das muss nicht unbedingt sein.

Okay. Weiter also. Denkst Du, dass es ein Teil Eurer Geschichte als Band ist die Leute zu provozieren?

Ja, es ist etwas… Hmm… Weißt Du, wir sitzen nicht zu Hause und überlegen uns wie wir die Leute am besten aufpissen können. So machen wir das nicht. Manchmal passiert das aber einfach.

Würdest Du vielleicht sagen, dass es einfach ein Teil Eurer Persönlichkeit als Band welcher die Leute immer wieder erneut verärgert?

Ja, wahrscheinlich ist das so. Es ist ja auch oft einfach so, dass das Zeug dass wir schreiben das die Leute verärgert. Nimm zum Beispiel „Angle Of Death“ oder „Jihad“ oder anderes Zeug oder auch Sachen die von Kerry kommen, der ja ziemlich auf vieles christliche scheisst. Es ist aber nicht so, dass wir uns hinsetzen und das im Vorfeld so ausmachen… Es ist einfach… Ich glaube es liegt einfach daran, dass es uns egal ist ob wir bestimmte Leute verärgern. Wir machen bestimmte Sachen also nicht bewusst um die Menschen zu verärgern. Es ist uns einfach egal was die Leute denken, und da passiert es einfach das Sachen dabei sind, die manchen nicht gefallen.

Es geht Euch also lediglich darum Schwerpunkte auf Dinge zu legen die Euch wichtig sind, auch wenn dadurch andere möglicherweise vor den kopf gestoßen werden?

Ja, genau…

Es gibt da eine Zeile in einem Song auf dem neuen Album die lautet: „Religion is hate, religion is fear, religion is war“. Im Kontrast zu dem von Euch auch mal gerne aufgemachten Fass Satanismus könnte man ja sagen, dass Satanismus, wenn er also eine Art Religion ausgeübt wird, keinen Deut besser ist. Wie würdest Du darauf antworten? Schließlich singt ihr auf der einen Seite gegen Religion, aber gleichzeitig befürwortet Ihr eine andere Form von Religion.

Ja, nun… Das ist eher Kerrys Gebiet, darüber schreibt er normalerweise. Ich weiß nicht was er denkt… (lacht).

Aber was sagst Du wenn Leute wie ich daherkommen und Eure Songs so interpretieren und in einen bestimmten Kontext setzen?

Nun, für mich… Ich schreibe normalerweise nicht viele Anti- Christentum- Songs. Ich meine, ich habe natürlich schon Lyrics geschrieben die „Fuck god“ oder ähnliches enthielten, aber ich bin einfach ein Atheist. Ich gebe einen Dreck darum was Deine Religion ist. Ich verstehe es einfach nicht. Wie auch immer. Kerry hat aus irgendeinem Grund dieses große Anti- Christentum- Ding am laufen, keine Ahnung warum. Vielleicht ist er als Kind verprügelt worden…

(Stille)

No! I ´m kidding! (lacht) Nein, nein. Aber ich weiß nicht wirklich wie ich darauf antworten soll.

Ist dieses Satanismus- Ding vielleicht einfach eine Art Code gegen das Christentum für Kerry? Also irgendwie eine Weise um auf anderer Ebene gegen das Christentum zu sprechen?

Ja, wahrscheinlich… Hmm… (lacht)

Seid Ihr eigentlich manchmal genervt davon, dass Euch die Kritiker immer mit älteren Sachen vergleichen? Wenn es zum Beispiel heißt: „Reign In Blood“ sei das SLAYER- Album schlecht hin?

Äh… Oh Gott… ich glaube ein paar Platten später waren wir es ziemlich leid ständig darauf angehauen zu werden wann wir denn das nächste „Reign In Blood“ aufnehmen würden. Wir haben uns damals echt Gedanken gemacht wie wir „Reign In Blood“ überbieten könnten, es dann aber einfach aus unseren Köpfen verbannt haben. Mittlerweile denken wir überhaupt nicht mehr an so was. Wir werden gar nicht versuchen das zu überbieten. Warum auch? Warum überhaupt versuchen? Es gab aber mal einen Zeitpunkt, wo wir es echt satt hatten, aber jetzt: Who cares?!?

Wäre auch wahrscheinlich Druck von der falschen Seite gewesen…

Könnte sein. Nun, wenn das von unserer Seite siehst: Keiner von uns hätte damals erwartet mit „Reign In Blood“ eine solche Reaktion hervor zu rufen. Alles was wir gemacht haben war, zehn Songs aufzunehmen und raus zu bringen die wir lieben und von denen wir dachten, dass sie gut sind. Alles was danach kam kann man nicht planen, so was passiert einfach.

Was denkst Du ist der Grund dafür, dass Ihr immer noch machen könnt was Ihr macht ohne Eure Karriere zu sabotieren oder das wofür Ihr als Band steht? Oder anders, warum haben es METALLICA versaut und Ihr bisher nicht? Also, allein schon diese „Load“/ „Reload“- Geschichte…

Ach so, Du meinst sie haben eine schlechte Platte gemacht und dann versucht den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen. (lacht)

Ja, genau. Warum denkst Du ist Euch das nie passiert?

Ich denke wir mögen unsere Musik einfach immer noch, oder vielmehr unseren Stil. Ich denke sie… und das meine ich in keiner Weise persönlich gegen sie… Aber ich denke sie haben die erste… Nun, ich habe nach „Ride The Lightning“ aufgehört METALLICA zu hören… Ach halt, nein, nach „Master Of Puppets“ die war auch noch gut. Aber danach… ich glaube sie als Personen wollten einfach etwas anderes machen. Sie waren einfach nicht mehr in diesem ganzen, schnellen, bösen und harten Musikstil drin. Ich denke sie haben dann einfach angefangen Zeug raus zu bringen das einfach nicht mehr so großartig war und ich denke sie haben das irgendwo realisiert und sind dann einen Schritt zurückgegangen um es noch mal besser zu machen. Wir hingegen lieben immer noch unseren Musikstil und mögen es gerne heavy, so denken wir einfach immer noch. Nochmal: Es ist kein Angriff auf sie persönlich, aber ich denke sie mögen mittlerweile einfach andere Arten von Musik und wollen deshalb auch andere Musik machen.

Ja, stimmt. SLAYER haben immer in dem ihnen gegeben Rahmen agiert, wobei ich das im positiven Sinne meine.

Yeah. Wir bleiben einfach dabei. (lacht)

Wie ist das Verhältnis zu IN FLAMES und LAMB OF GOD?

Sehr gut! Wir kommen gut mit ihnen aus, hängen mit ihnen rum, haben Trinkkumpane. Wir nerven sie ein bisschen. (lacht)

Habt Ihr Euch die Supportbands für diese Tour selber ausgesucht oder war es die Entscheidung des Managements?

Das Management hatte die Idee und die Plattenfirma kommt insofern noch dazu, als dass sie uns vorschlägt bestimmte Bands mitzunehmen da sie besonders gut sind oder zusätzlich noch eine gewisse Zahl an Besuchern ziehen. Sie fragen uns dann was wir davon halten und wir sagen dann: Okay, cool, mit dieser oder jener Band kommen wir gut klar oder dass wir die Musik mögen oder was auch immer… Wir haben also gewissermaßen das letzte Wort, aber wir Spielen diese Karte eigentlich nie wirklich aus, da das Management so was eigentlich immer regelt und für uns ist es dann einfach ein Plus wenn wir mit den Bands gut auskommen, was bei dieser Tour auf jeden Fall so ist.

Vielleicht ist die folgende Frage etwas komisch: Gestern habe ich zufällig eine Folge South Park gesehen. Dort wurde eine SLAYER- Cd dazu benutzt ein Hippie- Festival aufzulösen.

Ich finde das interessant, da es den Sonderstatus den ihr inne habt betont, aber gleichzeitig auch zeigt dass Ihr irgendwo „Kulturgut“ geworden seid. Wie denkst Du darüber?


Ich finde das ist großartig, ich habe mir den Arsch abgelacht als ich es zum ersten Mal gesehen habe! Kerry und ich benutzen oft diesen alten Witz. Wir sagen „Fuck that Hippie!“ wenn jemand sich zum Beispiel wie ein Pussy aufführt und Sachen sagt wie (mit weinerlicher Stimme): „Oh, we shouldn’t do that…“ Sowas eben. Es passte also ein bisschen zu unser Denkweise und war deshalb doppelt lustig für uns.

Auf der einen Seite sprecht Ihr als Band gegen Konservatismus und Religion, auf der anderen Seite benutzen Mainstreammedien, zu deren Teil ich South Park jetzt einfach mal dazuzähle, SLAYER um bestimmte Sachen auszudrücken. Denkt Ihr das könnte ein Indikator dafür sein wie sehr Ihr Teil des Mainstream seid? Oder dass Ihr vielleicht auch einen gewissen Einfluss auf die Mainstreamkultur habt?

Vielleicht ein bisschen Einfluss. Ich glaube immer noch, aus welchen Gründen auch immer, dass wir kein Mainstream sind.

Würde ich auch nicht sagen, aber vielleicht gibt es trotzdem eine Verbindung.

Wir haben vielleicht einen gewissen Einfluss auf neue Bands die auf der Bildfläche erscheinen und somit auch einen kleinen Einfluss auf die Mainstreamkultur wenn man so will. Aber nicht so richtig viel. Wir haben ihnen lediglich ein bisschen den Weg bereitet.

Okay. Kommen wir zu einer Sache die mich persönlich auch interessiert. Glaubst Du wirklich an Satan?

Nein, ich bin Atheist, ich glaube nicht an Religionen, Gott oder den Teufel. Ich glaube nur, dass wir geboren werden, irgendwann sterben und das war `s.

Was ja ein Argument dafür wäre dass Ihr dieses Satanismus Ding als Code gegen etwas anderes nutzt.

Ja.

Ihr seid mittlerweile ja in Eurem 25igsten Jahr der Bandexistenz. Wie fühlt es sich an einen so maßgeblichen Einfluss auf viele Metal- und Hardcorebands gehabt zu haben?

Das ist wieder eine von den Sachen über die wir uns keine Gedanken machen. Wie schon gesagt, wir setzen uns nicht zusammen und denken so etwas durch. Wir machen einfach was wir machen und was wir immer noch mögen. Am Ende des Tages gehen wir einfach unserer Wege und denken über so etwas nicht nach. Verstehst Du was das heisst? Wir denken einfach nicht, dass wir jemanden beeinflusst haben.

Ihr verfolgt also die Reaktionen und Diskussionen nicht?

Nein, nicht wirklich.

Was denkst Du würde passieren wenn Ihr Euch mit so was beschäftigen würdet? Wenn Ihr denken würdet: Oh ja, wir haben die Tür für all diese Bands aufgestoßen? Also, rein hypothetisch…

We might fuck up! (lacht) Wir würden vielleicht anfangen METALLICA- Songs zu schreiben! (lacht immer noch) Nein, nein, war nur Spaß. Ich denke Du weißt was ich meine. Wir würden vielleicht Songs nicht mehr so schreiben wie vorher oder wie wir sollten. Wir könnten vielleicht zu viel über so etwas nachdenken, so a la: „Wir haben so großen Einfluss, wir müssen mit diesem oder jenem rüberkommen oder so. Anstatt einfach das zu tun was wir normalerweise tun, nämlich zu sagen: Hey, ich habe ein gutes Riff, was denkst Du?

Also würde diese Art der Außenperspektive eher nicht so gesund für die Band sein.

Nein, das wäre sie wahrscheinlich nicht.

Mal zu was anderem: Du und Kerry, wechselt Ihr eigentlich mal die Seiten wenn ihr auf der Bühne steht? Oft sieht es nämlich nicht so aus…

Doch doch, wir tauschen auch schon mal die Seiten. Nicht oft, aber bei ein paar Songs tauschen wir die Seiten, des visuellen Effektes wegen. Wir haben da dieses „Ego- Rampen“, so nennen wir sie, die wir nutzen damit die Kids auf der anderen Seite der Halle Dich auch mal zu Gesicht bekommen. Nein, wir tauschen also schon ab und zu.

Was außer diesen Rampen habt ihr noch für die Show dabei?

Wir haben noch riesige Kreuze die verkehrt herum von der Decke hängen die aus Marshall- Boxen bestehen, sowie eine große Video- Leinwand auf der wir ein paar Sachen zeigen während wir spielen.

Nutzt ihr die Boxen auch?

Nein, nur die auf der Bühne sind tatsächlich angeschlossen. Aber es sieht einfach geil aus.

Welche von Euren Platten ist die beste für Dich oder auch Deine Lieblingsplatte.

Ich hasse es das zu sagen, aber wahrscheinlich ist es wirklich „Reign In Blood“. (lacht) Aber eigentlich mag ich alle unsere Platten. Aber die Zeit in der „Reign In Blood“ entstanden ist war einfach etwas Besonderes für uns. Einfach weil wir zu dieser Zeit eine professionelle Band wurden und sozusagen aus der Garage herauskamen. Zu dieser Zeit hatten wir zu ersten Mal auch einen Tourbus, ein richtiges Management und eine Plattenfirma die eine echte Plattenfirma war. Es war einfach eine sehr sehr coole und spezielle Zeit an die ich mich gerne erinnere. Ich mag einfach wie es damals abging, aber natürlich mag ich die Platte auch wegen der Musik, keine Frage. Wir sind da aber einfach in die obere Liga aufgestiegen. Es war schlichtweg eine gute Zeit.

Wenn Du Dir die ganze harte Musikszene anschaust, auch über die 25 Jahre Eurer Existenz, was sind die schlechten Sachen und die guten Sachen dieser Szene für Dich im Moment?

Was ich für eine kurze Zeit mochte, dann aber schnell gehasst habe war dieses Crossover- Ding zwischen Rap und Metal. Ich habe es am Anfang gemocht, aber es wurde sehr schnell alt, wenn man es so ausdrücken will. Das ist eine Sache von der ich mittlerweile denke sie hätte uns erspart bleiben können.

Ihr habt damals ja dem Judgement- Night- Sampler einen gemeinsam mit Ice- T produzierten Song beigesteuert, oder?

Ja, genau. Aber unser Song konnte eigentlich nicht wirklich als Crossover bezeichnet werden, außer dass er über unseren Track gesungen hat. Die Musik war immer noch purer Metal.
Mögen tue ich hingegen die Zeit in der wir und METALLICA oder auch VENOM angefangen haben. Als die ganze Scheiße noch neu war und die Kids verrückt danach waren uns sehen zu können, das war auch eine echt besondere Zeit.

Wie denkst Du eigentlich über die Metalcoreszene die ja viele SLAYER- Versatzstücke benutzt?

Ja, es ist nicht wirklich cool. Nicht nur dass es für uns nicht cool ist, sondern auch nicht für die Bands die so vorgehen. Einfach weil sie nicht mal versuchen mit was Eigenem zu kommen. Sie versuchen nur etwas zu kopieren was bereist funktioniert hat. Für mich ist das: Mann, Du solltest davon Abstand nehmen und was Eigenes machen. Mach was, was vorher noch keiner gehört hat! Arbeite einfach etwas härter… (lacht)

Okay, das ist ein cooles Statement für den Schluss des Interviews. Oder möchtest Du noch irgendwas loswerden?

Nein, ich glaube nicht, alles cool bei mir! (lacht)

Okay, dann beste Dank!

Vorbereitung: Dario, Sebastian Kötz
Interview: Sebastian Kötz