Interview mit Sonic Reign

01.01.1998
 

 

Oliver: Hallo Ben, erzähl’ doch mal was über deinen „Werdegang“ als Musiker. Wie bist Du zum Gitarre spielen und vor allem zum Black Metal gekommen?
Ich habe mich schon immer sehr für Musik begeistert und hatte das Glück, daß meine Eltern mich dabei von Anfang an unterstützten. Durch meinen Bruder kam ich früh zum Metal und wollte wenig später unbedingt Gitarre lernen.
Mit 17 entdeckte ich Satyricon, kurz darauf Emperor für mich. Die einzigartige Stimmung, die der Black Metal transportieren kann, hat mich in ihren Bann gezogen und bis heute nicht losgelassen.


Gibt es irgendwelche Bands oder Musiker, egal aus welchem Bereich, von denen Du sagen würdest, dass sich dich in deiner Art Gitarre zu spielen und Songs zu schreiben besonders beeinflusst haben? Oft passiert so was ja eher unterschwellig.
Zu der Zeit, als ich begann Gitarre zu spielen stand ich sehr auf Blues. Ich bezweifle allerdings, daß man das aus meiner heutigen Spielweise raushören kann hehe.
Bewusst beeinflußt fühlte ich mich nie. Trotzdem kann ich durchaus viele Einflüsse in unserer Musik erkennen. Satyricon, Emperor, Darkthrone, Thorns… aber es sind zu viele, als daß man diese Mischung als „beeinflußt“ im eigentlichen Sinne bezeichnen könnte.


Im Hinblick auf die letzte Frage dürfte bei Euch (von Seiten der Medien) immer wieder der Name Satyricon fallen. Nervt das langsam, fasst ihr das als Kompliment auf oder seht ihr da womöglich gar keine eindeutigen Parallelen?
Ich sehe eigentlich keine derart starken Parallelen. Man selbst nimmt seine Musik aber ohnehin nie wie die anderen wahr. Uns stört es nicht, wenn man uns mit Satyricon vergleicht. Dann wissen die Leute wenigstens grob, was für eine Art Musik sie bei uns erwartet. Es gibt auch kaum eine Band mit der man uns treffender vergleichen könnte. Sonic Reign ist aber viel mehr als eine bloße Satyricon-Kopie.

War die Strategie von Supreme Chaos Records euch als „Deutsche Antwort auf Satyricon“ zu vermarkten evtl. mit ein Grund für eure Trennung von ihnen, oder zumindest für die Entscheidung ein eigenes Label zu gründen?
Nein. Wir fanden diese Art der Werbung zwar idiotisch, aber das allein wäre sicherlich kein Trennungsgrund für uns gewesen.
Es gab viele Gründe unser Label Sovereignty Productions zu gründen. Der wichtigste war, daß wir so Qualität und Glaubwürdigkeit garantieren können. Um beides gewährleisten zu können ist es am sichersten, möglichst viel selbst in die Hand zu nehmen und sich sonst nur auf wenige Menschen verlassen zu müssen.


Wie sieht es mit den genauen Plänen für Label aus? Ihr wollt glaube ich auch Sachen anderer Bands veröffentlichen. Habt ihr da schon Kandidaten im Auge?
Erstmal wird unser nächstes Album „raw, dark, pure“ über Sovereignty veröffentlicht. Wir wollen später neben Sonic Reign auch noch andere Bands rausbringen. Konkret geplant ist in diese Richtung allerdings zur Zeit noch nichts. Uns fehlen ausreichende Finanzielle Sicherheit und Kontakte um eine andere Band gut genug unterstützen zu können und ihr nicht im Weg zu stehen. Wir werden die Entwicklungen die die Zeit mit sich bringt einfach abwarten müssen.
Es wird allerdings über Sovereignty neben allen Sonic Reign Veröffentlichungen eine kleine aber hochwertige Liste von CDs anderer Modern Black Metal Bands zu sehr fairen Preisen geben. Wir wollen dem Underground damit etwas zurückgeben, denn er hat uns viel gegeben.



Priorität hat also erstmal euer kommendes Album „Raw, Dark, Pure“. Wo steht ihr damit gerade?
Wir lassen uns viel Zeit bei der Vorbereitung zu den Aufnahmen, denn diesmal soll schon im Vorfeld alles möglichst optimal ablaufen (Soundcheck, etc…). Wie es aussieht werden wir Mitte / Ende April beginnen aufzunehmen. Wir können es kaum abwarten bis dahin...
Wir werden übrigens ein Studio-Tagebuch führen und auch ein paar Videos von den Aufnahme-Sessions online stellen, so daß sich alle die es wollen immer über den aktuellen Stand der Dinge informieren können.


Ich nehme an, ihr habt die Tracks in eurem nagelneuen Studio Sonic Room (www.sonicroom.de) aufgenommen? Wie kam es zu dieser mit Sicherheit nicht unerheblichen Investition?
Die Vorproduktion zu „raw, dark, pure“ lief auch schon im Sonic Room ab, ja. Sebastian, unser Drummer, interessiert sich seit langem für Studio-Technik. Er hat das Studio schrittweise mit einem Freund zusammen aufgebaut und erweitert. Es waren also Investitionen, die mit der Zeit kamen und nicht auf einmal. Insgesamt hat das die zwei zwar sehr viel gekostet, aber was tut man nicht alles für seine Leidenschaft?
Mittlerweile haben beide ein wirklich gutes Know-how, so daß ich sehr zuversichtlich bin was den Sound von „raw, dark, pure“ angeht. Da wir im Studio unter keinerlei Zeitdruck stehen werden wir viel Zeit zum ausprobieren haben. Ein sehr großer Vorteil gegenüber anderen Bands.


Seht ihr im Zusammenspiel von Band, Label und Studio eine mögliche „Existenzgrundlage“, oder ist es euch primär wichtig eine sehr autarke Band zu sein?
Letzteres. Wir wollen wie gesagt möglichst viel in der eigenen Hand haben. Wenn sich andere Leute um die Musik deiner Band kümmern besteht immer die Gefahr, daß sie nicht genügend Herzblut in die Sache stecken. Sei es, weil sie die Musik nicht verstehen, oder weil sie nicht genug Zeit investieren können / wollen.
Mit dem Studio wollen wir aber auch anderen Bands die Möglichkeit geben zu bezahlbaren Preisen professionell aufnehmen zu können.


Wenn man sich das Design euren letzten Mini-CD „The Decline Portrait“ anschaut, wird klar, dass ihr mit gewissen Black Metal Klischees nicht viel am Hut habt. Wie seht ihr die Entwicklung und den momentanen Status der Szene? Ist es für euch persönlich mehr ein Rahmen um euch musikalisch und textlich Auszudrücken, oder steckt auch eine Philosophie dahinter, die ihr über die Musik hinaus lebt?
Black Metal ist die Möglichkeit Seiten unserer Persönlichkeit ausleben zu können, die man im Alltag nicht oder nur schwer ausleben kann. Er hält uns insofern geistig gesund. Darüber hinaus leben wir seinen Mut und Willen zur Individualität. Das sind allerdings Eigenschaften, die uns schon immer wichtig waren und die nichts mit einer vom Black Metal übernommenen Philosophie zu tun haben. Diese Eigenschaften haben uns zum Black Metal gebracht – nicht umgekehrt.
Die Klischées, die die Szene zu erdrücken drohen, stehen der Kraft und dem Purismus der Musik meiner Meinung nach nur im Weg. Es braucht so unendlich viel mehr als corpsepaint, spikes und das, was heute so gerne als „true“ hochgeredet wird, um die richtige Atmosphäre zu erzeugen.


Bis jetzt habt ihr soweit ich weiß noch keine Konzerte gespielt. Soll sich das mit
erscheinen des Albums ändern? Ist evtl. sogar eine Erweiterung des Line-Ups geplant?

Am Line-up wird sich nichts ändern. Wir sind zu gut eingespielt und werden nicht aufs Spiel setzen, daß sich daran durch neue Leute etwas ändert. Live Auftritte sind in der Zukunft möglich. Wir werden sehen.

Irgendwelche abschließenden Worte?
Behaltet uns im Auge