Interview mit The Anti Doctrine

10.07.2005
 

 

Teilnehmer: Adnan (Gitarre) / Philip (Gitarre) / Carsten (Gesang)

Skizziert doch erstmal den Werdegang der Band!

Adnan:
Ich versuche es kurz halten J ! Carsten und ich haben uns Ende 1999 kennen gelernt und 2000 als STRAIGHT losgelegt. Wir haben uns wie jede andere Band um Gigs bemüht und irgendwie ist uns der Riesencoup geglückt, 2002 drei Shows mit SLIPKNOT zu spielen, wodurch viele Booker auf uns aufmerksam geworden sind und wir im Folgenden viele weitere spannende Supportshows spielen durften. In dieser Zeit haben wir verdammt viel von diesen Profis gelernt. Nach intensivem Songwriting und einigen Wechseln in der Besetzung wurden wir 2004 schließlich bei der Labelsuche fündig und haben bei Eat The Beat Music unterschrieben. Da wir uns in der Zwischenzeit musikalisch wesentlich weiterentwickelt und verändert hatten, beschlossen wir, unseren Bandnamen zu ändern. Wir wählten THE ANTI DOCTRINE, da wir denken, dass der Name zum Gesamtkonzept der Band passt, sich recht wenig um (Szene-)Dogmen und -Gesetzen zu kümmern und vor allem musikalisch diese Gesetze zu brechen. Tja, und jetzt haben wir bereits eine EP und eine LP veröffentlicht, sind natürlich sehr stolz darauf und heiß auf die weitere Zukunft.

Wie habt ihr euch kennengelernt, wie habt ihr euren gemeinsamen Stil gefunden und wie lange existiert "The Anti Doctrine" bereits?

Adnan:
Kennengelernt haben wir uns nach und nach - deshalb auch die Besetzungswechsel. Seit dem Frühjahr 2002 sind wir nun in dieser Konstellation und arbeiten seit jeher daran, unseren Stil zu entwickeln und bewusst recht offen zu halten. Der Grundgedanke, brachiale und anspruchsvolle Musik zu machen, ist wohl unser gemeinsamer Nenner.

Philip:
Die meisten Bands, die ihren Stil gefunden haben, abgesehen von Obituary oder Six Feet Under, sind
langweilig! Ich hoffe wir finden unseren nie, und erfinden uns immer neu.

Carsten:
Richtig, es ist immer wichtig, als Band auch überraschen zu können und sich und seine Fans zu fordern.

Wie, wo und wann entstand euer nun erhältliches erstes Album?

Adnan:
Wir waren den gesamten Februar über im WORLDSENDstudio in der Eifel. Die Entstehungszeit war leider nicht immer einfach. Das lag keineswegs an uns als Band, sondern eher an den Arbeitsbedingungen. Wir sind aber sehr glücklich mit dem Endergebnis, sodass wir darüber hinwegsehen können. Das Album klingt exakt so wie wir es wollten. Dazu hat auch der Mastering-König Eroc beigetragen.

Ihr verarbeitet auf eurem Debut-Album "A Worldwide Elite..." eine Menge verschiedener Einflüsse. Wie würdet ihr eure eigenen Einflüsse beschreiben?

Philip:
Ich weiss nicht, wie es in anderen Bands zugeht, aber ich finde, wir hören relativ wenig aus unserem eigenen Genre. Natürlich wissen wir, was im Moment in Sachen Metal-, Chaos-, Hard-, Was-auch-immer-core der status quo ist (nicht zuletzt auch wegen der Bands mit denen wir Shows spielen), aber privat hört jeder von uns viel Genreuntypisches. Carsten ist im Stonerrock, Maryland- und Seattlesound zuhause, Basty mag Metal&Roll, Markus liebt Punk (und Schlimmeres J ), Adnan, der sich noch am ehesten im extremeren Metalcore aufhält, genießt auch gerne mal das eine oder andere Indie- oder Ambientalbum, und ich höre momentan viel Grind, Crust und Noise aus dem Underground.

Ich persönlich finde, ihr klingt wie eine komplexere, brutalere und progressivere Version von Unearth. Was meint ihr zu dem Vergleich?

Adnan:
Die Band taucht immer wieder als Referenz auf und ich finde es durchaus cool. Wenn man Deine Komparative dabei noch hinzufügt, erst recht. Würden UNEARTH nicht auch auf diesen ständigen Breakdown-Moshparts rumreiten, würde ich die Alben sicher wesentlich öfter hören, finde sie von dieser ganzen Welle neben LAMB OF GOD noch am interessantesten. Mir gefällt ihr Gesamtsound aber nicht so richtig. Die aktuelle Scheibe klingt ein wenig zu brav… sagen wir… gezähmt.

Philip:
Wir haben auch bei der Produktion viel Wert auf Natürlichkeit, Spontaneität und Roughness gelegt. Also, wenn du noch das Attribut "roher" ergänzt, ist der Vergleich absolut OK !

Was verbirgt sich hinter eurem furiosen Albumtitel "A Worldwide Elite And Its
Downfall"? Die lyrische Ausrichtung ist ja aus den Songtiteln ein wenig herauszulesen, allerdings fehlen mir die Texte. Welche textliche Ausrichtung steht hinter eueren Texten?


Carsten:
Der Albumtitel mag auf den ersten Blick recht destruktiv anmuten. Es geht mir um das Verschwinden jeglicher Eliten. Ich verfolge da durchaus den „Unity“ und „One World“ Gedanken und sehe das vielmehr konstruktiv. Meine Texte geben im Grunde eine sehr subjektive Wahrnehmung meiner unmittelbaren Umgebung wider. All das, was ich zwischenmenschlich und natürlich auch gesellschaftlich erlebe - mitunter auch ganz simple Dinge. In „The Fraud Of Disco Culture“ geht es z.B. um das bescheuerte Selektieren von Gästen vor den Diskotheken, wodurch automatisch eine Elite geschaffen wird. Solche und viele andere Eindrücke meines Umfelds fasse ich in eine recht allgemein gehaltene und mehrdeutige Sprache, die natürlich viele Möglichkeiten der Interpretation bietet - das ist aber auch die Intention dabei.

Seht ihr euch als politisch ausgerichtete Band?

Carsten:
Natürlich führt die Mehrdeutigkeit meiner Texte auch zum Teil dazu, dass einige Leute eine politische Dimension darin entdecken. Das will ich ihnen auch gar nicht nehmen, sage aber ganz klar, dass ich das nicht beabsichtige und keine gezielte politische Ausrichtung in unserer Band sehe.

Adnan:
Gezielt sicher nicht. Finde es aber auch durchweg positiv, wenn Carstens Texte oder Philips Artwork politische Assoziationen erwecken.

Philip:
Es muss einen Grund dafür geben, warum Menschen wie wir solche Musik machen und Andere solche Platten hören. Nicht allen da draußen fällt es leicht in einer solchen Welt zu leben. Warum soll ich meine Stimme für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit erheben, wenn der Mensch augenscheinlich nichts davon in sich trägt? Unsere Reaktion darauf ist der Versuch ein Bewußtsein für das Negative zu schaffen, um die Aufmerksamkeit auf das "Warum" zu lenken. Wir sind der Soundtrack unserer Gesellschaft: kompliziert, verwirrt, schnell, laut und elektrisch. Wir sind nicht geplant politisch, aber irgendwie führt einen das eigene Leid immer wieder zu Politik und Gesellschaft.

Wie sieht es aus mit euren Tourplänen? Mit wem und wo habt ihr schon gespielt? Habt ihr vor, mit eurem Album auf Tour zu gehen?

Adnan:
Wir haben die vergangenen 15 Monate vor allem mit intensivem Songwriting verbracht. Dabei ist das Livegeschäft ein wenig zu kurz kommen. Das werden wir jetzt aber nachholen und sind froh, uns zunächst auf unsere Musik konzentriert zu haben, um sie mit der EP und natürlich dem Album jetzt zu präsentieren. Eine Tour ist für den Spätsommer (September) geplant. Davor und danach werden wir an den Wochenenden unterwegs sein.

Vielen Dank für Eure Zeit. Das letzte Wort gehört Euch.

Philip:
Danke auch Dir, und allen, die sich das hier durchgelesen haben! Wenn ihr mehr wissen wollt, geht auf unsere Homepage www.theantidoctrine.com. ! Hört euch unser neues Album an - unser Herzblut steckt darin!


by Moritz