Interview mit Underoath

28.09.2008
 

 

It's you and me on a Monday…The lies that we told.

Es waren zwar Underoath und ich, aber nicht an einem Montag, sondern an einem Mittwochnachmittag in den Räumlichkeiten des Luxor in Köln. Lügen wurden natürlich keine erzählt, sondern Klartext geredet. Schreihals Spencer und Gitarrist Tim nahmen Platz auf unserem kleinen Allschools-Beichtstuhl.

Euer neues Album „Lost In Sound Of Separation” ist gerade raus. Wie würdet ihr das Album jemanden beschreiben, der es bis jetzt noch nicht gehört hat?

Tim: Es ist auf jeden Fall lauter und stärker als unsere Vorgänger. Das Album bietet auch eine bunte Mischung: Wenn man den ersten Song nicht mag, mag man dafür vielleicht den zweiten Song. Es fängt total anders an, als es endet oder umgekehrt.

Und worin genau seht ihr die Unterschiede zu euren alten Platten?

Tim: Warte mal kurz. (Ruft zu Chris rüber, der am anderen Ende der Theke auch ein Interview gibt): Chris, oh mein Gott, du antwortest so laut, dass ich jedes Wort hier hören kann. Kannst du ein bisschen leiser sprechen?
Chris: Kein Problem. (Flüstert) : Es tut mir leid, ich werde jetzt leise sprechen.
Tim: Danke Chris. Ähm, wo waren wir stehen geblieben?

Du wolltest gerade etwas über die Unterschiede zwischen euren alten Alben und der neuen Platte erzählen.

Tim: Ah ja richtig. Danke. Ich glaube, alle Alben sind einfach total verschieden. Das müssen sie auch sein!
Spencer: Ja, jeder Musiker muss ja unterschiedliche Sachen machen, sich weiterentwickeln. Ich finde, dass unser aktuelles Album bisher unser bestes Album ist. Wir haben neue Sachen ausprobiert, herum experimentiert und was dabei herausgekommen ist, hört sich auf jeden Fall härter an, als das, was wir bisher gemacht haben.

Woher kamen die Ideen für das Album? Was war eure Inspirationsquelle?

Tim: Wir hören uns jetzt nicht irgendwelche Alben an, um Ideen zu bekommen. Wir werden eher vom Leben inspiriert, von Dingen, die wir selbst in den letzten zwei Jahren erlebt haben.

Welcher Underoath Song hat für euch persönlich eine Bedeutung? Welcher ist euch am Wichtigsten?

Tim: Ich glaube nicht, dass es da einen Song gibt. Wir alle verbinden mit irgendwelchen Liedern irgendetwas. Klar mag ich einige Songs lieber, als andere. Aber es gibt keinen Song, der besser ist als alle anderen. Ich mag z.B. unseren Song Emergency Broadcast sehr gerne. Mir persönlich geht es auch mehr um die Musik, als um die Texte. Ich bin ja auch nicht so ins Songtexte schreiben verwickelt. Spencer verbindet mit den Liedern ganz andere Sachen, weil er sie geschrieben hat.
Spencer: Ein Album ist immer ein Gesamtbild. Jeder Song auf dem Album spielt dabei eine wichtige Rolle. Sie haben alle ihren festen Platz. Ich würde sie nicht vertauschen wollen und damit ihren Platz auf dem Album wechseln. Man kann da nicht einen Song raussuchen und sagen, der ist der Beste. Die Leute sollen unser Album ganz hören und nicht nur die Tracks von denen wir sagen, dass sie gut sind.

Für euer neues Album habt ihr euch ganz schön was einfallen lassen. Ihr habt in den Alben goldene Tickets versteckt. Wie viele goldene Tickets gibt es?

Tim: Es sind 15 Stück im Umlauf. Aber bis jetzt hat sich noch niemand gemeldet, der schon eins gefunden hat. Wer eins findet, kommt umsonst auf jede unserer Shows, auf der ganzen Welt, ein ganzes Leben lang.

Wer hatte denn die Idee dazu?

Spencer: Willy Wonka aus Charlie und die Schokoladenfabrik.
Tim: Ja, genau der war’s. Chris hat uns irgendwann davon erzählt. Wir haben in der Band darüber diskutiert und dann daraus die Idee mit den goldenen Tickets gemacht.

Sind die goldenen Tickets ein Anreiz für die Fans sich das Album wirklich zu kaufen, anstatt es sich illegal irgendwo zu besorgen? Glaubt ihr heutzutage muss man solche Ideen haben, den Fans ein schönes Extra bieten, damit die CD sich verkauft?

Tim: Ich glaube, es hilft auf jeden Fall, den Verkauf zu steigern. Solche Extras sind eine gute Idee, um die Musikindustrie zu unterstützen, weil Fans dann auch das Album kaufen und sich die Sachen nicht auf Seiten wie Bittorrent.com downloaden. Wir kümmern uns auch eigentlich nicht um das Geld und die verkauften CDs. Es ist aber trotzdem schade, dass sich die meisten Leute das Album herunterladen, obwohl sie es sich leisten können es zu kaufen.
Spencer: Stimmt heutzutage wird die Musik überall nur noch geklaut und heruntergeladen. In solchen Zeiten braucht man natürlich irgendeine Idee, damit die Alben wirklich legal gekauft werden. Es tut halt weh, wenn sich die Leute alles runterladen. Wir geben das Geld ja aus, für die Sachen, die wir brauchen, um Musik zu machen. Aber wenn sich die Leute Musik nur noch herunterladen, gehen die Plattenverkäufe in den Keller und das war es dann. There goes the world of bands.

Warum ist die Adresse eurer Website Underoath777.com? Warum ausgerechnet 777?

Tim: Eigentlich wollten wir Underoath.com aber die Adresse war schon besetzt. Und Underoath777 war irgendwie das nächste an das wir gedacht haben. Viele assoziieren das natürlich mit 666 und Satan und denken 777 hat dann irgendwas mit Gott zu tun. Aber daher kommt es nicht. Es war einfach eine Idee von jemandem aus unserem Label. Für uns hat es keine Bedeutung, es bedeutet nichts machtvolles, auch wenn die Leute das immer wieder denken. Es ist nur unsere Internetpräsenz, auf der unsere Fans alles über uns nachlesen können. Nur eine Bandseite eben.
(Anm. d. Red.: Komisch, dass es für die Christen keine Bedeutung hat, wo sieben doch so eine religiöse Zahl ist!)

Wenn Underoath ein Buch wäre, welches Buch würde das sein?

Tim: Gute Frage…lass mich mal überlegen…
Spencer: Wir wären irgendwas mit Flüchen und Zauberern. Hm, was für ein Buch würde das dann sein? Fantasy?
Tim: Ja, irgendein Fantasy-Buch. Vielleicht so was wie House of Leaves oder wie ein Sylvia Plath Buch. Auf jeden Fall wäre Underoath etwas in diese Richtung.

Würde nicht auch die Bibel passen?

Spencer: Nein, man kann sich selbst nicht mit der heiligen Bibel vergleichen.

Habt ihr Underoath gegründet, weil ihr es liebt Musik zu machen oder wollt ihr mit der Band den christlichen Glauben unter die Leute bringen?

Tim: Auf jeden Fall wegen der Musik. Wir sind halt Christen! Das kommt bei uns in der Band dazu und das zeigen wir auch. Ob du in einem Büro oder an einer Tankstelle arbeitest, in einer Bar kellnerst oder in einer Band spielst, das ist doch total egal. Wo auch immer du arbeitest, wenn du ein Christ bist, zeigst du bei deiner Arbeit dich und damit auch deinen Glauben. Wir sind Musiker und spielen in einer Band und leben alle leidenschaftlich unseren Glauben aus. Natürlich benutzen wir dann auch die Band, um unseren Glauben zu verbreiten. In unserer Band gibt es halt beides: Musik und Religion.
Spencer: Ja, es ist irgendwie beides: Unsere Liebe zur Musik und unsere Leidenschaft für die Religion.
Tim: Genau, die Musik ist ein guter Weg zu zeigen, an was wir glauben. Diese Mischung macht uns aus.

Glaubt ihr, dass eure Fans genervt sind von der christlichen Message, die hinter eurer Band steht?

Tim: Es gibt Fans, die finden es gut und es gibt Fans, die finden es scheiße. Aber uns ist das total egal. Wir wollen unsere Fans nicht damit nerven, wir sind halt so. Wir machen uns auch keine Gedanken darüber, ob es jemanden stören könnte.
Spencer: Unsere Fans müssen ja auch nicht religiös sein, um unsere Musik zu hören. Jeder kann unsere Musik hören.

Welche Rolle spielt Religion in eurem Privatleben? Betet ihr jeden Tag oder geht ihr in die Kirche?

Tim: Ich bin einer christlichen Familie aufgewachsen. Das ging schon alles los als ich 5 war und als ich dann 15 oder 16 war, begann ich auch richtig zu verstehen wer Gott wirklich war und was er gemacht hat. Ich fühlte mich richtig mit Gott verbunden. Daher kommt es, dass ich ein religiöser Mensch bin.

Habt ihr ein religiöses Ritual bevor ihr auf die Bühne geht?

Tim: Kein richtiges Ritual. Wir treffen uns alle vor der Show und reden miteinander über unsere Familie, Freunde und schwere Situationen, in denen sie sich befinden. Danach beten wir dann für unsere Freunde und Familien, für uns selbst, für die Show, das Gebäude und der Raum, in dem wir auftreten. Ich frage Gott Sachen und nehme dann alles so hin, wie Gott es vorgibt und akzeptiere es.

Ein kleiner Blick in die Zukunft. Stellt euch vor ihr habt Kinder. Werden sie religiös aufwachsen oder wartet ihr bis sie alt genug sind, um selbst zu entscheiden, ob sie Christ werden wollen oder nicht?

Tim: Eine Mischung aus beidem. Ich werde versuchen meine Kinder religiös zu erziehen, so wie ich es wurde. Doch wenn sie alt genug sind, sollen sie selbst entscheiden, ob sie sich mit Gott verbunden fühlen oder nicht. Ich weiß, dass der Glaube nicht echt ist, bis sie in dem Alter sind, in dem sie wirklich verstehen wer Gott ist und dann selbst entscheiden können.

Wie vertreibt ihr euch eure Freizeit? Habt ihr verrückte Hobbys?

Spencer: Mit noch mehr Musik.
Tim: Ja, das ist bei uns beiden so. Ansonsten noch Videos gucken…
Spencer: …und mit den Freunden abhängen und mit denen auch noch Musik machen. Da gibt es nichts außergewöhnliches, nichts spannendes.

Was habt ihr gemacht, bevor es Underoath gab?

Tim: Da haben wir auch schon Musik gemacht.

Ich meinte eher so jobtechnisch.

Tim: Achso, das meinst du. Ich habe langweilige Nebenjobs gemacht, wie Weihnachtsbäume sägen, Rasen mähen, all so was. Langweilige und anspruchslose Arbeiten halt. Wir hatten keine aufregenden Jobs.
Spencer: Bei mir das gleiche. Gartenarbeit, wie Rasen mähen und so. Ich habe auch in einem Aufnahmestudio gearbeitet. Da durfte ich aber auch nur langweilige Aufgaben machen, wie Sticker auf Tapes kleben. Ich habe aber schon mein ganzes Leben lang Musik gemacht. Underoath war dann natürlich perfekt für mich. Und jetzt können wir ja neben Underoath nicht noch einer anderen Arbeit nachgehen. Die Band nimmt unsere gesamte Zeit in Anspruch, da bleibt keine Zeit für einen anderen Job. Die Band ist jetzt unsere Arbeit.

Wo ihr doch so schön Weihnachtsbäume gesägt habt, hier eine weihnachtliche Frage, auch wenn es noch nicht so weit ist. In Amerika wird an Weihnachten eher gefeiert, dass Santa Claus kommt und die Geschenke bringt und viele kennen nicht den richtigen Grund: Jesu Geburt. Findet ihr es schade, dass die Geburt Jesu in den Hintergrund gerückt wird?

Spencer: Ich glaube, das ist wegen der Kinder. Denen wird gesagt, dass Santa Claus kommt und die Geschenke bringt, weil sie einfach zu jung sind, um zu verstehen wer Jesus ist. Deswegen finde ich es nicht so schlimm. Wenn sie herausfinden, dass es Santa Claus nicht gibt, sind sie vielleicht alt genug, um herauszufinden wer Gott ist und dann können sie auch die Geburt Jesu an Weihnachten feiern.
Tim: Genau, es ist doch egal, ob man den Kindern vier Jahre lang vormacht, dass Santa Claus die Geschenke bringt. Danach haben sie ja noch genug Zeit, um den wahren Grund von Weihnachten zu feiern.

Wie feiert ihr denn Weihnachten?

Spencer: Mit meiner Familie, die ist an so einem Fest das Wichtigste. Ich fahre nach North Carolina und verbringe Weihnachten mit meiner Mutter und meinem Vater.
Tim: Ich auch, ich fahre zu meiner Familie, schlafe dort und wenn ich aufwache, ist Weihnachten.

Das war’s so weit von mir. Danke für das Interview. Habt ihr noch ein paar letzte Worte für unsere Leser?

Tim: Wenn ihr unten angekommen seid, Danke fürs Lesen und Danke für eure Unterstützung. Wir schätzen es wirklich sehr, dass ihr uns unterstützt.