MENTAL CRUELTY - Interview mit Gitarrist Nahuel

07.06.2021
 

 

Hallo MENTAL CRUELTY, mein Name ist Clement und ich schreibe für das EZine „allschools.de“. Mit wem habe ich das Vergnügen?

Hi Clement! Ich bin Nahuel, Songwriter und Gitarrist der Band. Vergnügen ist ganz auf meiner Seite!

Nach Genuss eures neuen Albums „A Hill To Die Upon“ zunächst einmal die Frage nach der Bedeutung des Titel, der im Zusammenhang mit dem Coverartwork stehen dürfte?

Auf jeden Fall! Tatsächlich sind wir auf den Titel des Albums gekommen nachdem wir das Artwork bekommen haben. Wir hatten so ungefähr eine Vorstellung davon was wir haben wollten, waren uns aber im Endeffekt noch nicht wirklich sicher. Als die Songs angefangen haben Form anzunehmen und der Großteil fertig geschrieben war haben wir uns dann für "A Hill to die Upon" entschieden. Eine eigenständige Bedeutung für den Titel gibt es im Endeffekt nicht, wer sich aber mal die Zeit nimmt die Lyrics durchzulesen wird der Sache schon etwas näher kommen.

Euer sinfonischer, blackig angehauchter Deathcore ist auf der einen Seite zügellos und wild, auf der anderen Seite habt ihr versucht, ein homogenes Gesamtgefüge zu kreieren, also richtige „Songs“ zu schreiben. Sehe ich das richtig?

Könnte man so stehen lassen! Anfangs wussten wir noch nicht genau in welche Richtung das alles eigentlich geht. Unser erster Song den wir fertig geschrieben hatten war "Death Worship", da hört man noch deutlich heraus woher wir eigentlich kommen. Nachdem wir dann aber den Song durch hatten haben wir unsere Prioritäten auf andere Dinge gelegt. Am Ende waren uns die Emotionen, die Atmosphäre und vorallem die Authentizität unserer Musik am wichtigsten. Dadurch ist dann das Gesamtgefüge entstanden. Da Marvin und Ich während des Songwriting auch viel andere Musik gehört haben hat sich das natürlich auch auf die Songsrukturen und Melodien ausgewirkt. Im Großen und Ganzen haben wir aber trotzdem probiert die Essenz der alten Mental Cruelty Platten auf "A Hill to die Upon" mitzunehmen.

Woher nehmt ihr die Energie und das kreative Momentum, innerhalb so kurzer Zeit drei Alben vollgepackt mit Ideen zu veröffentlichen? Es scheint so, als benutzt ihr die Musik als Ventil, weil ihr im „normalen“ Leben keine Gelegenheit habt, euch auszuleben.

In erster Linie spielt die Liebe zu der Musik natürlich eine große Rolle. Aber im Endeffekt kann man aus allem Energie schöpfen um gute Musik zu schreiben. Letztes Jahr war ja sowieso nicht sonderlich viel los (Danke Corona) dadurch hatten wir auch viel Zeit an unserer Musik zu arbeiten. Ich denke ich spreche für uns alle wenn ich sage dass das letzte Jahr ziemlich beschissen war, dazu kamen noch die ein oder anderen persönlichen Probleme und die Stimmung war bei uns im Keller, aber genau diese Gefühle haben uns die Kraft und Energie gegeben das Album so zu schreiben wie es heute klingt!

Seid ihr eigentlich sicher, dass ihr aus Karlsruhe kommt? Denn ihr kling amerikanischer als so manche amerikanische Deathcore-Band. Wenn ich tippen müsste, welche Bands für euren Sound Pate standen, dann LORNA SHORE, HUMANIT‘S LAST BREATH und WINDS OF PLAGUE. Auch CRADLE OF FILTH sowie vor allem DIMMU BORGIR sollten in eurem Plattenregal zu finden sein.

Danke für das Kompliment haha Mit Dimmu Borgir und Lorna Shore hast du auf jedenfall schonmal ins schwarze getroffen. Beide Bands waren eine riesige Inspiration für unsere Platte. Aber auch Bands wie Emperor, Dark Funeral, Der Weg einer Freiheit, Gojira, Behemoth oder Numenorean haben einiges dazu beigetragen dass die Platte jetzt so klingt wie sie klingt.

Sinfonischer Metal läuft immer Gefahr, etwas kitschig zu wirken. Habt ihr das bewusst in Kauf genommen oder verdrängt ihr dieses aufkommende Gefühl mit der Vehemenz des Deathcores?

Wenn ich ehrlich bin muss ich zugeben dass ich in jungen Jahren genau aus diesem Grund gar nichts mit Sinfonischem Metal anfangen konnte. Als ich dann das erste mal Emperor gehört habe hat sich das schnell geändert und seitdem mache ich mir da auch nicht wirklich mehr Gedanken drüber.

Woher kommt eigentlich die Affinität für das Orchestrale?

Wie schon gesagt sind wir riesen Fans von Bands wie Emperor und Dimmu Borgir, aber auch Filmmusik hat uns schon immer begeistert! Ich sag nur Herr der Ringe haha.

Einige Melodiebögen schreien förmlich nach Klargesang. Warum habt ihr euch (noch) nicht getraut?

Haben wir uns tatsächlich, scheint nur so als hätte das niemand gemerkt. In Songs wie Ultima Hypocrita, Abadon, A Hill to die Upon und The Left Hand Path hab ich einige Passagen eingesungen. Die meisten Leute dachten das wäre ein Chor der im Hintergrund laufen würde haha In Zukunft wollen wir aber auf jeden Fall mehr damit herumexperimentieren!

Inhärent ist dem Album eine gewisse Zerbrechlichkeit, die immer wieder mit der Fulminanz in den Arrangements gekittet wurde. Was genau steckt hinter dieser Sensibilität?

Ich sags mal so: Da wir mehr als nur einen Musikstil auf dem Album abdecken waren vorallem die Übergänge sehr wichtig. Da haben wir auch sehr viel Arbeit reingesteckt dass es am Ende so organisch klingt wie nur geht und dich nicht komplett aus dem Kontext reisst. Hätten wir da eingespart würde das Album wahrscheinlich ganz anders klingen.

Könnt ihr etwas zum Entstehungsprozess des Albums sagen? Hat sich die Art, an das Schreiben oder der Studioaufenthalt im Vergleich zu euren anderen Alben unterscheiden? Wie lange hat es ungefähr gedauert, bis die erste Songidee in einem physischen Tonträger manifestiert wurde?

Der erste große Unterschied wäre dass wir dieses mal gar nicht ins Studio sind. Die Spuren wurden alle DIY von uns zuhause aufgenommen und am Ende an unseren Mixing Engineer (Josh Schroeder) weitergeleitet. Wenn man die Zeit zwischen Release und fertigen Spuren mit dazu zählt hat es ungefähr um die 16 Monate gedauert. Acht davon sind für das Songwriting drauf gegangen und die anderen für Planung/Mixing/Mastering/Musik Videos etc.

Eine Sache stört mich bei fast alles Deathcore-Bands: Der Sound im Bereich der Drums! Das kling alles so nach Plastik (zum Beispiel der Beginn meines Lieblingstracks „Ultima Hypocratica“ – das Thema des Songs erinnert mich by the way an DER WEG EINER FREIHEIT…) und verhagelt mir das perfekte Hörerlebnis. Warum wird immer bis auf Teufel komm raus getriggert? Warum verlasst ihr euch nicht lieber auf euer spielerisches Können und produziert ein Album mal organischer?

Die Frage kann ich dir ganz einfach beantworten: Uns hat einfach die Zeit gefehlt. Wir sind gerade so mit dem Songwriting und Recorden vor der Deadline durchgekommen, da hätte uns jegliche weitere Arbeit den Nacken gebrochen. Auf unserem nächsten Album wollen wir darauf aber nicht verzichten!

Welche Message transportiert ihr in euren Texten? Gibt es einen roten Faden?

Grundsätzlich geht es in unseren Texten um viel Gesellschaftskritik die einfach einen blasphemischen Umhang bekommen hat. Zudem interessiert sich unser Sänger Lucca für viel okkultes Zeug und lässt das in die Texte mit einfließen.

Welche Alben sollten unsere Leser unbedingt mal antesten?

Ich nenn jetzt einfach mal fünf:

1. Finisterre - Der Weg einer Freiheit

2. Anthems to the Welkin at Dusk - Emperor

3. From Mars to Sirius - Gojira

4. Where Shadows forever Reign - Dark Funeral

5. Impius Viam - Night Crowned

Ich danke euch für das Interview und wünsche MENTAL CRUELTY alles Gute!

Ich hab zu Danken! Bleibt gesund stay metal m/