MYRA - Interview mit Felix (Bass)

05.01.2018
 

 

MYRA - Das ist hausgemachte Leidenschaft aus Leipzig. Und das nun schon seit über einer Dekade. Grund genug, um uns über wichtige neue Dinge, u.a. die Crowdfunding-Idee zur Finanzierung des neuen Albums, zu unterhalten und in Erinnerungen zu schwelgen. Aufhänger des Interviews waren 8 bzw. 9 Begriffe, zu denen Bassist Felix seine Fragen gestellt bekam.


allschools: SANTA CLAUS - In der Post-Weihnachtszeit natürlich die Frage am Rande: Hat euer Bandname etwas mit der türkischen Stadt Myra zu tun, wo ja der Bischof Nikolaus Gutes getan hat oder sind andere namentliche Assoziationen Pate für Euch?
FELIX (MYRA): Es wird auf jeden Fall Zeit, dass der Nikolaus mal wieder etwas Gutes tut in der Türkei. Egal ob man über Deniz Yücel liest, oder die Behandlung von Flüchtlingen in türkischen Auffanglagern oder eine gewisse Humorlosigkeit gegenüber deutscher Satire – da hat der Nikolaus 2018 ne Menge Hausaufgaben auf dem Plan. Mit unserem Namen hat das allerdings wenig zu tun. Sachen die man liebt gibt man gern schöne Namen und MYRA war für unsere Kapelle einfach passend. Natürlich gibt es hier auch eine kleine Story im Hintergrund, wer sich ein bisschen mit unseren Plattencovern auskennt kommt vielleicht drauf.

allschools: MYRA - ihr geht mit mit der Band ins 15. Jahr, da gab es ja einige Besetzungswechsel, u.a. auch am Mikro. Sänger sind ja immer so etwas wie das Aushängeschild aka Wiedererkennungsteil. Mit Sebastian Spillner (“Spüle”) ist seit einigen Jahren ein Fast-Gründungsmitglied wieder an Bord, der Florian Batze ersetzt. Erzähl doch mal einiges dazu, warum ihr Spüle wieder an Bord habt, obwohl das mit Flo aufgenommene “Valley” eigentlich das “professionellste” Album von Euch war.
FELIX (MYRA): Erst einmal freue ich mich jedes Mal wieder, dass wir nach fast 15 Jahren immer noch zusammen unterwegs sind. Wenn wir so an die Bands aus den Anfangstagen denken, sind da nur noch sehr wenige übrig geblieben. Generell habe ich das Gefühl, dass Musik heute für viele ein Projekt ist. Das war bei uns immer anders, es gibt nichts Geileres als mit deinen Freunden unterwegs zu sein und Shows zu spielen, Songs zu schreiben oder Platten aufzunehmen. Nur weil etwas Neues angesagt ist oder das eigene Genre gerade nicht im Trend liegt, gleich eine neue Band zugründen kam für uns nicht in Frage. Das Spüle damals die Band verlassen hat, lag an einer räumlichen Distanz, die für diesen Zeitraum einfach nicht zu überbrücken war. Umso dankbarer waren wir Flo für seinen grandiosen Einsatz und seine Arbeit an unserem letzten Album Valley. Leider kam es im Zuge der Konzerte, die wir im Rahmen der Platte gespielt haben, zu einem unangenehmen Vorfall, sodass die Ganze Nummer einen ordentlichen Dämpfer bekommen hat. Ein Glück hat es Sebastian damals wieder nach Leipzig verschlagen, sodass wir relativ zeitnah wieder loslegen konnten. Wie du schon sagst, ist er Fast-Gründungsmitglied und es ist einfach cool, dass wir wieder in gewohnter Formation am Start sind. Wir haben übrigens auf unserer neuen Platte einen Song geschrieben, der sich genau damit auseinandersetzt – also unbedingt „Together“ auschecken!


allschools: VALLEY - A propos “VALLEY”, ihr hab das Album unter der Regie von keinem geringeren als Tue Madsen aufgenommen. und es hat in vielen Reviews gute Kritiken erwirtschaftet. Erzähl uns ein bisschen darüber, wie dies so funktioniert hat, z.B.: Wie habt ihr das finanziert, da man euch ja eigentlich immer noch dem Underground zuordnet? usw.
FELIX (MYRA): Kleine Korrektur an der Stelle, aufgenommen haben wir die Rinde bei Jacob Bredahl, der ebenfalls in Dänemark sein Dead Rat Studio hat. Tue hat die Platte dann gemixed und gemastered, wie übrigens auch unsere letzte EP, die nach der „Valley“ erschienen ist. Es war schon immer unser Traum, mal eine Platte fernab von Zuhause aufzunehmen und dann mit solchen Koryphäen zu arbeiten, war die absolute Krönung. An die Zeit in Dänemark werden wir uns auch sicher immer erinnern, das war ein bisschen wie Klassenfahrt für Erwachsene. Zum Thema Finanzierung muss ich sagen, dass die Dinge damals insgesamt auch für Underground Bands noch anders liefen. Wir haben unsere ersten beiden Alben „The Venom It Drips“ und „Godspeed“ komplett ausverkauft und in einer Prä-Spotify-Deezer-Welt konnte man so seine Platte finanzieren. Mittlerweile müssen auch wir neue Wege gehen, aber darüber reden wir ja gleich.

allschools: OBITUARY - Stichwort Finanzierung: Das vorletzte Alum der Deathmetalband OBITUARY “Inked In Blood” wurde via Crowdfunding finanziert. Ihr seid auch dabei und wollt euer neues Album ebenfalls “fremdfinanzieren”. Wie läuft es, was kann man tun, wo kann man sich informieren?
FELIX (MYRA): Wenn man sieht das selbst namenhafte Bands wie OBITUARY oder DARKEST HOUR so ihre Platten finanzieren, bekommt man vielleicht ein Gefühl dafür, das etwas falsch läuft. Eigentlich kann man ja auch nicht von „fremdfinanzieren“ sprechen, denn eigentlich machen wir nichts anderes als vorher: unsere Fans kaufen unsere Platten/Shirts/Tickets etc. und wir können damit die Aufnahmen zumindest anteilig bezahlen. Früher gab es Vorschüsse von Indielabels oder man hat über Gagen oder Plattenverkäufe einfach so viel übriggehabt, das hat sich aber radikal geändert. Du bist heute froh, wenn du bei Shows nicht draufzahlst und vielleicht hier und da mal etwas hängen bleibt. Trotzdem ist uns Musik machen und das in guter Qualität enorm wichtig und wir sind super dankbar, dass wir viele Fans haben, denen es das auch Wert ist. Wer uns also unterstützen möchte kann das bis 14.01.18 auf www.startnext.com/myraalbum tun. Sucht euch ein schickes Paket raus und wir liefern euch ein richtig geile Platte.


allschools: UNDERGROUND: Als ihr 2009 das WFF-Festival eröffnet habt, war ich live dabei und habe eine Story darüber gemacht. Später habt ihr dann noch für LIMP BIZKIT eröffnet. Wie sah sonst der Tour- und Showkalender aus?
FELIX (MYRA): Das waren auf jeden Fall 2 absolute Highlights in unserer Bandhistorie, auf die noch viele folgten. Gerade im vergangenen Herbst haben wir eine kleine Minitour mit den Progmetallern von DISILLUTION gespielt und auch für 2018 stehen schon ein paar Shows im Kalender. In Bezug auf die neue Platte sollte man auf jeden Fall unsere Release Show am 09.03. im Werk 2 in Leipzig nicht verpassen. Generell sind die Liveshows so etwas wie der Motor der Band und wir freuen uns auf alle zukünftigen Shows egal ob fettes Open Air oder kleine Club Show.


allschools: REVIEWS: Als Vorbereitung auf dieses Interview hatte ich einiges über euch recherchiert und je nach Quelle seid ihr mal eine Hardcore-oder Metalcore- und manchmal auch eine Metalband. Was passt für dich am besten…..
FELIX (MYRA): Irgendwie passt das doch alles und auch wieder nicht. Wir sind über die Jahre immer mal in die eine oder andere Richtung ausgebrochen, ohne uns darüber zu viele Gedanken zu machen. Wie viele Hardcore Bands haben wir eine politische Message, die man in der Metalszene leider manchmal vermisst. Musikalisch würde ich uns dann allerdings doch eher ins Metalgenre einordnen. Aber da darf sich gern jeder selbst eine Meinung bilden. Entscheidend ist, dass man nicht aufhört über den Tellerrand zu schauen, denn dann verpasst man eine ganze Menge.


allschools: STATEMENT - Schon in früherer Zeit habt ihr euch für viele Dinge engagiert, u.a. eine Kampagne für PETA2. Gerade in diesen Zeiten sind klare Bekenntnisse wichtig. Was ist Euch als Band aus Deutschlands wildem Osten wichtig in Zeiten wie PEGIDA, AFD und Terrorismus?
FELIX (MYRA): Wie eben erwähnt sind wir schon immer eine Band mit klarer Message gewesen und egal ob man sich für PETA2 oder gegen Rassismus engagiert, wichtig ist, dass man es tut. Nicht ohne Grund haben wir unsere neue Platte FCK VLK getauft, weil uns gewisse Strömungen hier, aber auch überall in der Welt massiv stören. Dieser rückwärtsgewandte, völkische Traditionalismus/Nationalismus/nenn es wie du willst ist unerträglich. Hier laufen Leute durch unser Land, brüllen den gleichen Unsinn wie vor 80 Jahren und berufen sich dann auf die Meinungsfreiheit, die sie am liebsten abschaffen würden. Hier in Sachsen sitzt die AFD im Landtag und an jeder Ecke werden alte Ressentiments wieder aufgebrüht. Wir versuchen uns davon nicht entmutigen zu lassen und es im Rahmen unserer Möglichkeiten an allen Stellen zu bekämpfen. Unsere Platte setzt sich in vielen Texten genau damit auseinander, denn auf diese Weise können wir uns ausdrücken und ein bisschen Sprachrohr für ein anderes Sachsen/Ostdeutschland sein.


allschools: BEER & BOOZE - Zum Abschluss mal eine “persönliche” Frage. Im Rahmen des Lifestyles geht ja eure bandinterne Richtung ziemlich auseinander. Du z.B. bist ja eher “straight edge”, während Gitarrist Heavy ja schon gerne mal ein Gläschen Hochprozentiges präferiert. Wie sieht das auf im alltäglichen Bandleben bzw. auf Tour aus, gibt es da auch mal die ein oder andere Auseinandersetzung und wie stößt man dann auf gelungene Projekte an?
FELIX (MYRA): Tja Geschmäcker sind verschieden und so ist das eben auch bei uns. Ich sag euch ob man mit Bier oder Brause anstößt macht für den Moment keinen Unterschied und hat auch bei uns noch nie zu Auseinandersetzungen geführt. Im Gegenteil, je weniger von uns trinken, desto mehr bleibt für Heavy. :-)


allschools: Felix, Danke dir für das Interview und wie immer an dieser Stelle: last words?
FELIX (MYRA): Auf jeden Fall danken wir dir für deine Fragen und zum Thema „Anstoßen“ bleibt nur zu sagen: Besucht unsere Shows und wir stoßen gemeinsam auf die neue Platte an, die wir dank eurer Unterstützung rausbringen können! Cheers, Felix – MYRA

Als Appetizer mal das aktuelle Video zur Crowdfunding - Aktion