Interview mit Unleash The Sky

19.09.2011
 

 

guten tag UNLEASH THE SKY aus darmstadt! ihr steht kurz vor der veröffentlichung eures ersten albums und daher möchte ich im rahmen dieses facebook-chats ein paar fragen an euch stellen. vielleicht stellt ihr euch kurz der leserschaft vor, damit diese sich ein treffendes bild über euch basteln können.

Hallo Clement, hallo Allschools, hallo Mark Zuckerberg! Wir sind UTS, kommen aus dem südhessischen Darmstadt und spielen in der klassischen Fünf-Mann-Besetzung. Uns gibt es seit Sommer 2010, im Winter/Frühjahr 10/11 haben wir unser Debüt-Album aufgenommen und jetzt steht das Teil endlich in den Startlöchern. Am 1.10. ist Releaseparty, ne Woche später offizieller Release über Amazon, EMP, iTunes und so weiter. Im Zuge dessen gehen wir zwei Wochen auf Tour und sind seeehr gespannt auf das, was sich in nächster Zeit so tun wird.

ihr geht mit euren labelmates THE HAND OF GLORY auf release tour. stehen die shows und was wird euch auf eurer ersten "großen" tour erwarten?

Also die Tourdaten sind nun zementiert und wir sind sehr zufrieden mit 11 Shows in 15 Tagen, die wir mit The Hand of Glory und einem guten Freund komplett in Eigenregie gebucht haben. Mehr Unterwäsche hätten wir auch gar nicht im Schrank. Was uns da so erwartet? Gute Frage, die Vorfreude auf Städte wie Hamburg oder Berlin ist natürlich riesig, aber im Großen und Ganzen lassen wir uns einfach überraschen und sind sehr happy, dass dieses ganze Band-Ding endlich los geht, wir uns in Deutschland präsentieren können und die Leute unsere Songs hören. The Hand of Glory kennen wir schon länger und John hat auf dem Album auch einen Part eingebrüllt. Ich bin mir sicher dass es eine lustige Zeit wird. Man hat uns schon vor ihrem „Tour-Face“ gewarnt, denn da scheinen sich introvertierte junge Männer plötzlich in hemmungslose Party-Animals zu verwandeln. Ja, äh, wir freuen uns!

erzählt mir ein wenig über euren deal mit deafground records. wie kam es dazu und war es für euch schwierig, einen deal zu ergattern. was genau erhofft ihr euch von einem guten label?

Es war in der Tat nicht einfach, ein Label von uns zu überzeugen. Schon im Studio merkten wir, dass wir für die „harten“ Labels wohl zu soft sind und für die „nicht-so-harten“ wiederrum doch zu brutal klingen. Aber wir wollten keine Kompromisse machen und unseren Sound so lassen wie er ist. Deafground kam dann in einer Phase, in der wir schon an eine DIY-Veröffentlichung dachten – und teilweise laufen die Dinge bei Deafground ja auch nicht anders bzw. gehen Hand in Hand mit dem Künstler. Wir erhoffen uns von einem Label in erster Linie ein freundschaftliches Miteinander, kein reines Business-Verhältnis und bisher sind wir mit der Arbeit von Deafground, speziell von Debby, sehr zufrieden. Sie stehen zu 100% hinter unserer Musik und versuchen alles Mögliche, um uns auf das nächste Level zu bringen. Wir sehen es beide als Chance, gemeinsam wachsen zu können – und wenn man bedenkt, dass das komplette Team am 1.10. von Bielefeld nach Darmstadt zu unserer Release-Show kommt, dann kann man eigentlich nur zufrieden sein.

euer debüt trägt den schönen namen "Hopes, Doubts & Inbetween". was transportiert dieser titel und wie wichtig sind euch generell texte. was genau versteckt sich hinter den songs des albums?

„Hopes, Doubts & Inbetween“ fasst als Titel im Prinzip die Thematik des kompletten Albums zusammen. Mir als Songtexter sind der Titel und die Texte natürlich mehr als wichtig, vor allem weil jeder Song eine kleine Geschichte aus meinem eigenen Leben erzählt. Es geht um meine Hopes & Doubts – um die Fehler, die ich gemacht habe, um meine Meinung zur heutigen Metal-Szene, um Liebe, Dankbarkeit oder Schmerz. Ich versuche beim Schreiben immer, dem Hörer genug Platz für eigene Interpretationen zu lassen, denn Themen wie „Zukunft/Vergangenheit“, „Liebe“, „Selbstmitleid“ oder „Dankbarkeit“ sind ja allgegenwärtig und ich freue mich immer, wenn jemand mit Feedback ankommt. Wie gesagt: Lassen wir uns mal überraschen.

auch das artwork passt sich nahtlos dem titel an. von wem stammt es und was verbindet ihr generell mit dem cover?

Schön, dass dir der Zusammenhang zwischen Artwork und Titel auffällt. Das ganze Design stammt von André Liegl, einem guten Freund von uns, der auch schon Sachen für The New Recruits, Red Tape Parade oder Fortyseven Million Dollars gemacht hat. Wir haben ihm den Titel genannt und anschließend hat er sich ausgetobt. Im Prinzip könnte das auch ein CD Cover von Coldplay oder so sein – und genau das wollten wir: Uns von den gängigen Motiven der Szene entfernen. Kein Blut, keine Skulls oder hässliche Glibber-Fratzen, dafür Hoffnung, Zweifel und eben alles, was dazwischen steckt. Es steckt sicher auch eine Menge Fernweh drin, die wir ja jetzt mit der Tour endlich befriedigen können.

kommen wir zum musikalischen output. als erstes fällt mir auf, dass die produktion von Sky Hoff sehr ausgereift und livehaftig klingt, aber auch nicht den nötigen druck vermissen lässt. stimmt ihr mir zu und wie verlief die zusammenarbeit mit ihm?

Die Zusammenarbeit mit Sky war der Wahnsinn! Sky ist ein Multitalent, an den Instrumenten wie an den Reglern. Und er weiß genau, wie er dich zu Höchstleistungen pushen kann – seine Beleidigungen sind legendär und haben immer den gewünschten Effekt erzielt. Dazu kommt seine Kreativität: Er hat sich unsere Voraufnahmen angehört und gesagt „Da, an der Stelle, da machen wir nen Kinderchor. Bei dem Song, da denke ich an ein Orchester. Und hier machen wir ein Elektro-Sample in den Hintergrund.“ Gesagt, getan. Und als ich dann den ersten Mix von „Back To Zero“ zu hören bekam und mir bewusst wurde, dass da tatsächlich rund 50 Kiddies in einer Kirche bei Aachen standen und meine Textzeilen sangen, hab ich geheult wie ein Hund.

ich habe folgendes von euch zur einschätzung des albums gelesen: ...experimentiert UNLEASH THE SKY neben gängigen Sounds mit Elektro-Samples, Orchester-Passagen und einem Kinderchor. amüsant wie ich finde, oder?

Haha, das klingt so als wurde es einfach nur aus unserer Band-Info kopiert. Da steckt jedenfalls keine eigene Meinung drin, daher finden wir es eher traurig als amüsant. Wenn man für ein Magazin ein Review schreibt, dann sollte man sich die CD auch in Ruhe anhören und seine eigene Meinung bilden. Scheinbar nicht überall...

am meisten war ich von eurer musikalischen reife beeindruckt. ihr benutzt einen refrain nicht immer als mittel zum zweck, sondern platziert ihn auch mal "unerwartet". auch integriert ihr die clean gesungenen passagen nicht zu plump, sondern lasst einen homogenen eindruck aus hart/zart entstehen. was macht eurer meinung nach eure interpreation moderner musik aus?

Uns war es von Anfang an wichtig, nicht in dieses gängige Gebrüll-Gesang-Schema zu fallen, dass gerade bei deutschen Bands leider doch sehr üblich ist. Da weißte nach wenigen Songs schon, wie die restlichen Stücke aufgebaut sind. Die cleanen Vocals sind ja meistens qualitativ einwandfrei, bewegen sich aber viel zu oft irgendwo zwischen Gejammer und Depression. Neulich nach nem Open Air kam ein Mädel an den Merch-Stand und meinte „Irgendwie erinnerte mich euer Gesang an Blink 182 und das machte mich in dem Moment total glücklich“. Das war für uns ein ganz tolles Kompliment und im Prinzip trifft es den Nagel wohl auf den Kopf. Ob wir eine „musikalische Reife“ haben, das sollen weiterhin andere beurteilen. Wir können dazu nur sagen, dass bei UTS die Balance zwischen Erfahrung und Unbekümmertheit sehr gut verteilt ist – und das scheint sich als Vorteil herauszustellen.

ein weiteres plus ist neben der dynamik eine gewisse langlebigkeit der tracks, die sich erst erarbeitet werden muss. das album braucht einige durchläufe, um erschlossen zu werden. hier spiegelt sich eure spielerische "reife" wieder, oder?

Bei den Songs passiert tatsächlich viel im Hintergrund, was dem Hörer vielleicht erst nach dem zweiten oder dritten Mal ins Ohr geht. Overdubs, Samples, solche kleinen Sachen eben. Und das geht ganz klar auf das Konto von Sky, der sich das meiste davon aus dem Hirn gezogen hat. Da brauchen wir auch gar keinen Hehl daraus machen. Die Produktion des Albums war für ihn genauso Herzenssache wie für uns und aus den Wochen im Studio ist eine tolle Freundschaft entstanden.

wenn ihr euch mit einer band vergleichen MÜSSTET, welche wär das und warum?

Casper. Ja, ernsthaft. Sicher nicht in Sachen Sound oder so, sondern weil sich Casper keine musikalischen Grenzen setzt und einfach das macht, worauf er Bock hat. Er will bewusst polarisieren und musste dafür auch schon eine ganze Menge Kritik (auch innerhalb dieser Band) und Gehate einstecken, aber er geht seinen Weg und das sehr erfolgreich. Davon können wir uns definitiv ne Scheibe abschneiden, egal ob wir seine Songs gut finden oder nicht.

ich bitte euch noch kurz auf folgende begriffe einzugehen:

- hardcore oder metalcore?

Metalcore gilt mittlerweile als Schimpfwort, die Grenzen zum Hardcore sind bei vielen Bands kaum noch wirklich erkennbar, tausend Einflüsse gesellen sich munter dazu – aber der Markt schreit immer nach einer Schublade, in die er dich stecken kann. Wir haben uns intern auf den Begriff PostMetalCore geeinigt. Da schauen die Leute meistens genauso doof aus der Wäsche, aber wir haben unsere Ruhe. Falls jemand nen besseren Vorschlag hat, dann raus damit!

- vegan und sxe?

Wir werden von einer Apfelwein-Marke (Bembel With Care) gesponsort, daher sollte klar sein dass UTS nichts mit sxe am Hut hat. Aber wir haben viele Edger im Freundeskreis und tolerieren das natürlich. Was uns nervt, sind militante Vertreter der Szene, die dich belehren wollen. Aber das ist ja zum Glück eher die Ausnahme.

- religion?

Stagedives, Fußball und die Rastplätze der Nation.

- darmstadt?

Ist eine Hochburg für Wissenschaft, Raumfahrt und Jazzmusik, hat zum Glück aber auch eine kleine intakte Szene im Metal-, sorry: Hardcore-, sorry: PostMetalCore-Bereich. Wir hatten ein sehr erfolgreiches erstes Jahr mit tollen Shows in Darmstadt und der Region, daher hoffen wir, dass die Heimat uns auch weiterhin so großartig unterstützt und nie erfährt, dass unser Sänger heimlich Fan von Eintracht Frankfurt ist.

hier könnt ihr noch etwas loswerden:

An dich: Vielen Dank für die wirklich guten und durchdachten Fragen!
An alle: Checkt die Tourdaten, da ist bestimmt auch was bei euch in der Nähe dabei. Hört die Songs, kauft die CD und denkt immer daran: HEAVY METAL IS THE FUKKING LAW!!! Wir sehen uns!