Interview mit Distance In Embrace

14.08.2012
 

 

Das Interview wurde mit Adrian (Gitarre/Gesang) und Nikolai (Gitarre/Shouts) geführt:

da das letzte interview bei uns schon 3 jahre zurückliegt, benötige ich ein kurzes update: was macht ihr mittlerweile neben der musik und rotierte seit "To Hell With Honesty" das bandkarussell?

Nikolai: Viel hat sich eigentlich nicht geändert. Mittlerweile haben wir alle unser Studium abgeschlossen und stehen fast alle in Lohn und Brot.

Adrian: Das Bandkarussell hat sich nicht gedreht. In der derzeitigen Besetzung existieren wir ja schon seit sechs Jahren und ich persönlich kann mir auch nicht vorstellen, dass es da noch zu großartigen Änderungen kommen wird. Distance In Embrace sind eben diese vier Typen.

demnächst veröffentlicht ihr mit "The Best Is Yet To Come" eine ep. generelle frage dazu: warum nicht ein vollwertiges album?

Adrian: Das war im Vorfeld mit unserem Label Horror Business Records so besprochen und geplant. Das Genre, in dem wir uns bewegen, ist bekanntermaßen sehr überlaufen und täglich sprießen neue Bands wie Pilze aus dem Boden, andere lösen sich auf, usw. Da wird es als Zuhörer immer schwieriger, den Überblick zu behalten und für die Bands bedeutet es, dass es immer schwieriger wird, auf voller Albumlänge die Leute bei der Stange zu halten.
Wir haben uns deshalb zusammen mit unserem Label überlegt, dass es mehr Sinn machen würde, eine EP zu veröffentlichen mit weniger Songs darauf, die aber alle knallen. Also aufs wesentliche konzentrieren, Lückenfüller auslassen.

Nikolai: Wir wollten außerdem mal etwas neues machen. Wir haben in unserer Bandkarriere ja bereits drei Alben veröffentlicht, eine EP ist auch für uns etwas neues. Dadurch, dass man eine Platte mit nur sechs Songs veröffentlicht, rücken diese Stücke natürlich mehr in den Fokus als bei einer Full-Length mit 10 oder 12 Tracks.

kannst du mir kurz berichten, wie die songs entstanden sind, wer sie geschrieben hat und wo ihr sie aufgenommen habt.

Nikolai: Adrian und ich sind nach wie vor die Songwriter der Band. Wir sammeln erste Ideen, danach geht es mit Robin (Drums) und Sören (Bass) in den Proberaum um aus den Ideen fertige Songs zu machen.

Adrian: Dieses mal sind wir in die „Think Audio Recording“-Studio ins Saarland gefahren. Das Studio gehört dem HIS STATUE FALLS Bassisten Chris, mit dem wir schon lange befreundet sind und den wir schon seit Jahren kennen, schon aus seiner Zeit als Sänger bei CRASH MY DEVILLE. Wir sind uns natürlich immer wieder auf gemeinsamen Shows begegnet und kamen dann auch über sein Studio ins Gespräch.

auffällig ist zunächst der sehr fette, aber ungemein transparente und druckvolle sound. er klingt trotz dieser wucht lebendig und nicht klinisch. wer ist verantwortlich und ist das ergebnis auf euren mist gewachsen oder hat der produzent seine meinung durchgesetzt?

Adrian: Wir waren bereits im Vorfeld sehr überzeugt von Chris' Sound und wollten außerdem mal ein anderes Studio ausprobieren, um auch mit der Band soundtechnisch in eine andere Richtung zu gehen.

Nikolai: Die Arbeit mit Chris war sehr angenehm. Der Junge ist einfach ein Perfektionist und Workaholic, der sich 100% reinhängt und sehr gewissenhaft arbeitet. Ich denke, dass hört man auch sehr gut im Ergebnis, weil Sound und Songs einfach eine Einheit bilden.

habt ihr eigentlich im studio während der aufnahme noch an den songs gefeilt oder seid ihr mit fertigen tracks dort aufgeschlagen?

Adrian: Neu war dieses Mal, dass wir alle Songs vorproduziert haben, so im Homerecording-Style. Das hat viel gebracht weil man vorab schon sehen konnte, was funktioniert und was nicht, wo man noch mal nachfeilen musste. Dadurch waren wir natürlich im Studio besser vorbereitet und man hatte teilweise schon sehr konkrete Vorstellungen davon, wie ein Song klingen sollte.

Nikolai: Die Songs und die Gesangslinien waren also schon fertig, lediglich an einigen Texten haben wir noch im Studio gefeilt.

euer neues werk ist meines erachtens mit das beste, was der moderne metal zu bieten hat! zunächst sind die songs als gesamtbild sehr einheitlich, jeder kann aber auch für sich als kleiner hit stehen. worauf habt ihr besonders geachtet? sind auch songs, die bereits fertig waren, nicht mit auf die ep gekommen und wenn, warum?

Adrian: Erstmal vielen Dank für das Lob, geht runter wie Öl! Dieses Mal haben wir uns definitiv mehr Zeit beim Schreiben der Songs gelassen. Viele Ideen haben wir auch wieder verworfen und vor allen Dingen darauf geachtet, möglichst viel Variation in die Songs miteinzubringen.

Nikolai: Die Songs sollten möglichst unterschiedlich werden und ich denke, dass ist auch gelungen. Der Vorteil war vielleicht dieses Mal, dass wir nicht wie sonst mehrere Songs gleichzeitig geschrieben haben, sondern nach und nach.


ich habe mir mal eure frühwerke und das neue album hintereinander angehört und muss konstatieren, dass ihr euch gewaltig weiterentwickelt habt. allerdings ist immer ein roter faden erkennbar, der typisch DIE ist (stichwort: hoher wiedererkennungswert!). so streut ihr immer wieder etwas eigenwilliges ein, um euren metal-lastigen sound aufzuweichen und interessant zu gestalten. fließt das aus euch heraus oder ist auch kalkül im spiel?

Nikolai: Naja ich würde sagen wir sind ja keine typische Metalband. Wir kommen ja eigentlich vom Punkrock und ich denke, diesen Spirit bewahrt man sich immer irgendwie. Außerdem schreiben Adrian und ich ja schon seit Jahren gemeinsam Songs, da verbessert man sich ganz automatisch. Da kennt man irgendwann seine Stärken und Schwächen und weiß, wie man an einen Song herangehen muss.

Adrian: Kalkül wäre zu viel gesagt. Aber ich persönlich achte beim Schreiben der Gesangslinien beispielsweise immer darauf, dass sie gut ins Ohr gehen. Ich mag es nicht, wenn Songs einfach vollgepackt sind mit belanglosem Singsang, an dessen Melodie sich zwei Sekunden später schon niemand mehr erinnern kann. Bevor ich einen Part mit einer langweiligen Gesangslinie ausstatte, singe ich lieber gar nicht. Ich denke dass ist auch etwas, was wir aus alten Melody-Punk-Tagen in unsere aktuellen Songs miteinfließen lassen.

auf "The Best Is Yet To Come" hört ihr euch (wenn man euch denn vergleichen will!) wie THE GHOST INSIDE oder MISERY SIGNALS an, ohne jedoch dort kopiert zu haben. im 3 jahre zurückliegenden interview hast du mir erzählt, dass post-hardcore wohl die treffenste kategorisierung von euch sei. mittlerweile sehe ich euch im modernen metal angekommen und hier fühlt ihr euch auch hörbar wohl, oder?

Adrian: Das ist witzig, THE GHOST INSIDE und MISERY SIGNALS höre ich ab und zu sehr gerne, es sind jedoch beides keine Bands, die ich als musikalische Vorbilder bezeichnen würde.
Es ist aber immer wieder interessant zu sehen, mit welchen Bands unsere Musik so verglichen wird... Ich kann das selbst gar nicht so genau sagen, weil man nie mit der gleichen Objektivität an seine eigene Musik herantreten kann, wie es Außenstehende tun... Von daher würde ich Dir beim Ziehen von Vergleichen mehr Kompetenz zusprechen als mir selbst, hahaha!

Nikolai: Letzendlich ist es aber auch völlig egal, welchem Genre uns man zuweisen will... Schubladendenken war noch nie unser Ding. Wenn Du „moderner Metal“ sagst, so kann ich gut damit Leben. Ich glaube wir selbst sehen uns immer noch eher als Hardcore-Band, was bei vielen Leuten Stirnrunzeln hervorrufen mag. Aber wie gesagt: Letzendlich ist uns das überhaupt nicht wichtig.

2009 sagtest du "Ich finde Texte extrem wichtig, mindestens so wichtig wie die Musik". daran hat sich nichts geändert wie ich finde. welcher rote faden fließt 2012 durch eure lyrics und welche persönlichen erfahrungen und gesellschaftlichen themen bereiten dir aktuell freude/sorgen, um sie in texten zu verarbeiten?

Adrian: Ganz allgemein kann man sagen, dass unsere Texte insgesamt viel positiver geworden sind, wenn man sie mal mit den Texten auf „The Consequence Of Illusions“ vergleicht. Das waren damals eben die Herzschmerztexte von ein paar Postpubertären Jugendlichen, hahaha. Das soll das jetzt aber nicht herunter spielen, das Texte schreiben war und ist uns wichtig und zwar durchaus auch eine Art „Selbsttherapie“. Ich glaube mit dem Gewinn an Lebenserfahrung sieht man vieles lockerer, das spiegelt sich auch in unseren Texten wieder.

warum habt ihr eigentlich "No More Last Goodbyes" als erstes video ausgekoppelt?

Nikolai: Das war der Song, den wir bandintern am liebsten mochten. Wir wollten den aus unserer Sicht stärksten Song der Platte als Video auskoppeln.

Ist "The Best Is Yet To Come" eigentlich programmatisch zu verstehen? ich jedenfalls höre mir viel modernen kram an, aber eure aktuellen songs sind einfach mit das beste zurzeit.

Adrian: Ha, der Wahnsinn! Vielen Dank, das ehrt uns sehr! Der Titel „The Best Is Yet To Come“ war allerdings auf keinen Fall auf unsere Musik bezogen... das wäre ja wirklich eine fiese Art der Selbstbeweihräucherung...

Nikolai: Ich glaube es ist mehr als Ausdruck der derzeitigen Bandstimmung gemeint. Um ehrlich zu sein war nach der „To Hell With Honesty!“ bei uns stellenweise die Luft etwas raus. Also nie so, dass wir ans Aufhören gedacht hätten, aber jeder von uns kam in eine neue Lebensphase: Robin hatte damals gerade angefangen zu arbeiten, Sören, Adrian und ich waren gerade mit dem Studium fertig geworden. Der so oft angekündigte Ernst des Lebens war also jetzt tatsächlich da, darunter leidet so ein Bandding schon irgendwie, weil man einfach nicht mehr die Zeit aufbringen kann, die man gerne investieren würde. Durch die neuen Songs und die neue Platte haben wir aber wieder richtig Bock bekommen. Ich denke wir gehen jetzt anderes an die Sache heran, der Spaß ist wieder da und wir sind heiß auf Konzerte und aufs Songs schreiben.

mittlerweile könnt ihr auf einige alben und eine menge shows zurückgreifen und habt euch einen gewissen status erspielt. was sind eure ziele, die ihr auf jeden fall noch erreichen wollt und auch könnt (letzteres ist bei vielen jungen bands immer ein grund zu schmunzeln...)?
Nikolai: Mittlerweile würden wir diese Frage völlig anders beantworten als noch vor 6 Jahren oder so. Damals waren wir teilweise auch ein bißchen blauäugig. Wir sind jetzt schon lange genug dabei um zu sehen, was wirklich wichtig ist.


Adrian: Ich kann mich noch genau erinnern, wie euphorisch wir vor unserer ersten Engalnd-Tour waren. Das ist für eine junge Band natürlich eine tolle Sache und man denkt dann, jetzt geht es richtig los. Ich will das nicht schlecht reden, es war eine tolle Erfahrung von der wir noch im Seniorenheim erzählen werden, aber berühmter oder sowas sind wir dadurch nicht geworden. In Wirklichkeit spielst Du nämlich in einem schimmeligen Club vor einer Handvoll Leuten und pennst bei Minus 15 Grad mit fünf Mann auf einer Autobahnraststätte irgendwo in Schottland im Bulli.

Es sind in all den Jahren schon soviele Leute angekommen die uns einen vom Pferd erzählt haben, am Ende war es aber nur heiße Luft. Richtig wichtig sind die Freundschaften, die wir über die Jahre zu einigen Bands geschlossen haben und die Handvoll Leute, die es wirklich ehrlich mit einem meinen und die hinter dem stehen, was wir machen. Damit ist vor allen Dingen unser Label Horror Business Records und die Leute gemeint, die die Band seit Jahren begleiten. Ohne diese Unterstützung gäbe es uns schon lange nicht mehr.

etwas untypisch zum sound der ep empfinde ich das artwork. sind gasmasken nicht langsam etwas out? was genau wolltet ihr damit bezwecken?

Adrian: Die Idee das Cover bestand schon lange. Hintergrund dazu ist, dass viele Menschen (uns eingeschlossen) oft in ihrer eigenen Welt leben und sich nicht trauen, aus eigenen Verhaltensmustern auszubrechen. Man sieht oft vieles negativ oder schlimm, was sich im Endeffekt aber als Trugschluss herausstellt. Dies ist im Übrigen auch die Kernaussage unseres Musikvideos. Für dieses „sich einkappseln“ stehen die Gasmasken. Das Cover ist während der Dreharbeiten entstanden, die von zwei befreundeten Mediendesignstudenten der Uni Bielefeld (Lara Schneidewind und Marcus Willner) durchgeführt wurden.

bereits im mai war die ep fix und foxi. warum verzögert sich eigentlich der releasetermin um mehrere monate?

Adrian: Das hat keinen tiefergehenden Grund, sondern hängt einfach mit den Vorbereitungen für den Vertrieb zusammen. Das war bei unseren letzten Veröffentlichungn auch so, diesesmal hatten wir jedoch die Release-Party in unserer Heimatstadt etwas vorgezogen, um der Flaute im Sommerloch zu entgehen.

ich wollte dich mit ein paar kommentaren unserer leserschaft zum bereits ausgekoppelten video konfrontieren. here we go:

- fand die immer ganz gut, aber das geschrei ist echt bemerkenswert schlecht bei dem song

- find den neuen style eigentlich ganz geil... erinnert etwas an winston von parkway drive

- der song ist grausam. Genauso beliebig wie jede andere kack metal irgendwas core band und dabei waren die jungs mal so gut

- der song ist auf jeden fall anders als der alte kram...

- Bin wirklich langjähriger Fan (schon seit Rent-A-Tent Zeiten), nur das schreckt selbst mich davon ab DiE weiter zu verfolgen

- Insb. der Teil ab 1.28 hat mächtig Pokemon-Klöten!

- Deutsche Band? Muss Scheiße sein!

im grunde nichts überraschendes dabei wie ich finde, oder?


Nikolai: Nee, solche Kommentare sind ja vorprogrammiert. Uns ist das an sich auch völlig egal, was da einige Leute unter dem „Schutzmantel der Anonymität“ im Internet von sich geben. Es sind jedes Mal die gleichen Muster: Eine Band bringt eine neue Platte raus und einige Leute sagen: „Das alte Zeug war cool, das neue Zeug ist scheiße...“. Immerhin bleibt man so ja im Gespräch, haha.

Adrian: Ja, sehe ich genauso. Da jetzt noch Vergleiche zu „Rent-A-Tent“ ziehen zu wollen, halte ich für höchst belustigend. Das ist jetzt 12 Jahre her, dass man sich in der Zeit zu einer anderen Band entwickeln kann sollte eigentlich klar sein. Warum das Geschrei als „bemerkenswert schlecht“ betitelt wird kann ich absolut gar nicht nachvollziehen... Finde das hat Eier wie noch nie!

auf den letzten kommentar wollte ich noch einmal eingehen, denn der deckt sich auch mit meiner erfahrung. Kämt ihr aus den USA oder Down Under, wärt ihr jetzt wahrscheinlich schon mad/avocado stars. wie siehst du das?

Nikolai: Ja es stimmt schon, dass sich viele Kids vor allen Dingen an den Amibands orientieren. Dabei ist da soviel Schrott dabei! Aber ob wir bekannter wären wenn wir Amis wären lasse ich mal dahingestellt.

Adrian: Ich bin der Meinung, dass sich die deutsche Szene nicht zu verstecken braucht. Aber es ist nun mal so, dass deutsche Bands mit Amibands verglichen werden und nicht umgekehrt. A TRAITOR LIKE JUDAS zum Beispiel werden ja oft als deutsche THE GHOST INSIDE betitelt, obwohl es erstere über 8 Jahre länger gibt.

nenn mir bitte deine aktuellen top 5 und welche bands rotieren dauerhaft in eurem tourbus?

Nikolai: Haha, in unserem Tourbus rotiert im Moment eine Eurodance CD mit den ganzen Hits aus den 90ern!

Adrian: Meine aktuelle Top5:
1. Heart in Hand – Only Memories
2. Confession – The Long Way Home
3. A Traitor Like Judas – Endtimes
4. Life In Your Way – Kingdoms
5. For The Fallen Dreams – Back Burner

wie sehen eure tourpläne aus und was steht al nächstes, größeres für DIE an?

Adrian: Wir freuen uns jetzt erstmal auf unsere weiteren Releaseparties und ein paar Festivals, die wir im Sommer spielen!

Nikolai: Ja und dann werden wir uns so schnell es geht an neue Songs setzen!

die letzten worte sind bei euch:

Adrian: Vielen Dank für das Interview! Für mich persönlich ist es immer wieder eine schöne Sache, bei Allschools auf der Agenda zu erscheinen, weil ich letztens bemerkt haben, dass ich vor meinem täglichen Facebook-Besuch zuerst immer auf Allschools.de gehe... Kein Scheiß! Fast schon erschreckend, hahahaha!