Plattenkritik

206 - Republik der Heiserkeit

Redaktions-Rating

Tags

Info

Release Date: 25.02.2011
Datum Review: 05.04.2011

206 - Republik der Heiserkeit

 

 

206 sezieren gesellschaftliche und private Zustände millimetergenau. Wobei man sich fragen muss, wo die Grenze zwischen beiden Ebenen zu ziehen ist. Primär sind sie auf der Suche nach dem Krebsgeschwür, welches sich immer weiter ausdehnt. Den Mangel aufzeigen: „Keine Arme, keine Kekse“ wird als logische Konsequenz zu „Keine Sonne, keine Cola“.

Die notwendige Schärfe der Analyse ist nicht nur textinhaltlich wahrzunehmen. Die Musik ist hart getaktet. Nichts Verspieltes, nichts Schönes in welches man sich flüchten könnte. Puristischer Postpunkrock oder so. Ähnlich intoniert die Vocals. Überartikuliertheit unterstreicht die Inhalte, gibt ihnen Kraft.

Somit klingen 206 auch keineswegs deprimierend baladesk, sondern vielmehr wütend und aufmüpfig. Sie lassen einen gegen die Wand krachen. Gentrifizierung, die neue „Armut“, eine Gesellschaft, die an ihrer selbstproduzierten physischen und psychischen Adipositas zu ersticken droht, vermeintliche Kunst und echte Künstlichkeit und die andauernde beängstigende Statusinkosistenz auf allen Ebenen. Eine Anklage an die Stummen der Nation, stimmgewaltig vorgetragen.

Die Wahrheit ist selten schön und somit ist auch „Republik der Heiserkeit“ nicht schön und vermutlich werden diese Platte auch wieder „nur“ die hören, die sie schon zur Aggressionsbewältigung und nicht mehr als Denkanstoß gebrauchen können. Der Rest verschanzt sich weiter hinter seichten Popsongs und geheuchelten Emotionen. Ist ja auch schöner dort.

Tracklist:

1.Keine Sonne keine Cola
2.Hallo Hölle
3.Goldjunge
4.Kratzer to the Top
5.Silbermühle
6.Der Junge von heute
7.Dauerwerbesendung
8.Blutig im Schnee
9.Baader
10.Erdbeerlounge
11.Borniert
12.Kältester Tag der Welt
13.Sachlich
14.Republik der Heiserkeit

Autor

Bild Autor

Jule

Autoren Bio

wäre gern teil einer postfeministischen emopunkband/ verbalprimatin/ kuchenveganerin/ ich kann mir keine songtitel merken, selbst die meiner lieblingssongs vergesse ich.../ ich bin nicht betrunken, ich bin immer so/ fraujule.blogspot.de