Plattenkritik

A Storm Of Light - Forgive Us Our Trespasses

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Release Date: 18.09.2009
Datum Review: 06.10.2009

A Storm Of Light - Forgive Us Our Trespasses

 

 

Das die Menschheit eines Tages zu Grunde gehen wird, ist so sicher, wie das Amen in der Kirche. Ein selbst verschuldeter Untergang wird es sein. Man hat sich die Welt zu Eigen gemacht, ihr ihre Natur geraubt und mit Industrie ersetzt. Allumfassenden Wäldern folgten nach der Abholzung Siedlungen, Kraftwerke wurden gebaut, Fahrzeuge erfunden, Kriege geführt, die Luft verpestet und niemanden hat es interessiert. Die Uhr tickt unaufhaltsam weiter, bis die Zeiger die Stunde Null erreicht haben. Jene Stunde, zu der es für ein schlechtes Gewissen zu spät ist. Zu spät für alles. Dann wird sich die Welt an denen, die sie sich zu Eigen gemacht haben, bitter rächen. Irgendwann....

Für A STORM OF LIGHT scheint dieser Zeitpunkt näher zu sein, als für manch anderen. Genauer gesagt, er findet statt, sobald man den neuen Longplayer „Forgive Us Our Trespasses“ eingelegt hat. Das, was einem hier entgegen schallt ist die Geschichte der Menschheit, bis zu ihrem Untergang in konzeptioneller Form. Mit einer Spoken Word Passage, derer es auf dem Album drei gibt, namens „Alpha (Law Of Nature Pt. 1)“ beginnt das Unheil der menschlichen Rasse. Mit verzerrte Stimme trägt die Underground-Ikone Lydia Lunch, die unter anderem Schauspielerei betreibt, singt und dichtet, ihren Text vor und erzeugt die ersten Angstgefühle im Bauch der Hörer. A STORM OF LIGHT setzen dem dann mit ihrem ersten Song „Amber Wavey Of Gray“ noch einen oben drauf. Es ist nicht die Geschwindigkeit oder die besondere Härte, die dieses Gefühl entstehen lässt. Es überkommt einen eher schleichend aufgrund der schleppenden Monotonie des fast schon Drone-lastigen Sounds. Die Gitarren sind tief gestimmt, werden immer nur kurz angeschlagen und hallen lange nach. Dazu gesellt sich ein fast hypnotisches Schlagzeugspiel. In Verbindung mit dem doch recht nihilistischen Gesang von Josh Graham (RED SPAROWES, BATTLE OF MICE) wirkt die Atmosphäre perfekt und dem Thema mehr als entsprechend. Es erfolgen keine Ausbrüche, man behält das Tempo bei und erzählt eine spannende und zugleich traurige Geschichte.

Schon hiernach hat man das Gefühl, die Platte nicht zu Ende hören zu können. Zu sehr erdrückt einen das Gewicht der Soundwände, die hier aufgebaut werden. Der bedrohliche Ton steigert sich aber nochmals während „Tempest“. Immer wieder taucht dieser sirenenartige Ton im Hintergrund auf. Unaufhörlich beißt er sich im Gehör fest und findet seinen Weg ins Gehirn. Es lässt einen nicht mehr los, lässt fast die Musik in den Hintergrund rücken. Der „Refrain“ katapultiert den Hörer wieder zurück. Die Stimme erhebt sich zu einem ersten emotionalen Ausbruch und setzt sich vom paralysierenden Grunddton der Musik ab. Was man hier gerade hört, ist sicherlich mit einer der stärksten, gleichzeitig aber auch einer der bedrückendsten Songs auf „Forgive Us Our Trespasses“. Nach einem kurzen, klassisch gehaltenen Interlude kommt man dann auch bald schon zum zweiten Spoken Word Ausflug, welcher den Unheil verkündenden Namen „Arc Of Failure (Law Of Nature Pt.2)“ trägt. Schweres Atmen ist zu hören, bevor man auch nur den ersten Hauch einer Stimme vernimmt, welche die Geschichte der Menschen weiter erzählt. Diese Passagen schaffen zwar Abwechslung in das musikalisch ohnehin schon breit gefächerte Spektrum der Band, keinesfalls schaffen sie aber Erleichterung. Vielmehr ist es so, dass sich die Atmosphäre durch diese eingeschobenen Zwischenstücke, die mal nur mit Sprache auskommen, dann doch wieder durch Instrumente unterstützt werden, nur noch verdichtet.

Bis hierhin war „Forgive Us Our Trespasses“ schon recht anstrengend. Doch der Gedanke, den Silberling zum Stoppen zu bringen, kommt zu keiner Minute auf. A STORM OF LIGHT verstehen es, den Hörer durch ausgeklügelte Songstrukturen, immer wieder kurze Ausbrüche, die meist in einem langen instrumentalen Akt verfallen, bei der Stange zu halten. Dieses Konzept verfeinern sie in der zweiten Hälfte des Albums noch einmal und verführen die Ohren mit weiteren abgrundtief bösen Sludge und Drone Gewittern, dass es einem teilweise tatsächlich wieder Angst und Bange wird. Den Höhepunkt erreicht man dann mit dem Rausschmeißer „Omega“. Hier wird ein letztes Mal das gesamte Potential zusammengenommen und die Hymne zum Untergang der Menschheit vorgetragen. Dachte man nach „Tempest“ schon, es könnte nicht mehr dunkler um einen herum werden, so wird man durch diesen Song eines besseren belehrt. Hier herrscht absolute Endzeitstimmung, der jeglicher Funke von Hoffnung fehlt.

Langsam, schleppend langsam geht die Platte zu Ende und lässt einen alleine zurück, unfähig irgendetwas zu unternehmen. Die Platte hallt und wirkt nach, setzt Gedanken frei, die man sich lieber nie gemacht hätte. A STORM OF LIGHT haben ihr Ziel erreicht. Sie haben polarisiert und gleichzeitig ein kleines Meisterwerk verfasst. Menschen, macht euch auf etwas gefasst, wenn der Untergang einen ähnlich düsteren Charakter hat, wie „Forgive Us Our Trespasses“, dann Gnade uns Gott!


Tracklist:

01. Alpha (Law Of Nature Pt.1)
02. Amber Waves Of Gray
03. Tempest
04. The Light In Their Eyes
05. Trouble Is Near
06. Arc Of Failure (Law Of Nature Pt. 2)
07. Midnight
08. Across The Wilderness
09. Time Our Saviour (Law Of Nature Pt.3)
10. Omega

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Alex G.

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