Plattenkritik

All Time Low - Don´t Panic

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Release Date: 09.10.2012
Datum Review: 22.10.2012

All Time Low - Don´t Panic

 

 

Nach der Drecksarbeit ist vor der Drecksarbeit. Wenn Musik und Auftreten bloß chirurgisch „verunreinigt“ wären, sich sonnengebadete Sixpack-Rocker im siebten Arena-Himmel befinden und einfach niemand das Hotelzimmer wieder aufräumen will, muss eben ordentlich geschrubbt werden bis wenigstens die Fassade wieder glänzt und glitzert. Noch immer zu viel Arbeit im Haushalt? „Don´t Panic“!

ALL TIME LOW sagen das so einfach und wie von der Jungbrunnen-Hummel gestochen. Ihre einzigen Sorgen sind ja auch vereinsamende Bettwäsche („If These Sheets Were The States“), das Zubettgehen am Donnerstag oder vielleicht inmitten des niedlichen „Nanana“-Geträllers einmal böse vom Edel-Catering aufstoßen zu müssen. „Don´t Panic“ bietet aber auch Fundament: „The Reckless And The Brave“ zum Beispiel sprudelt vor Motivation und Durchsetzung. Damit man der „precious little world“ von Alex Gaskarth und Co. soviel Lebenslust aber auch abkauft, kehrt mit „So Long Soldier“ nicht nur wieder eine Prise Amipunk in den Coverstory-Stall zurück - auch BAYSIDE´s Anthony Raneri schnappt hier besuchshalber nach Sauerstoff und einer Prise des unbeholfenen Teenie-Poppunks, der nicht zu kurz kommen darf. Das steht bei ALL TIME LOW ganz oben auf dem Blackboard. „Backseat Serenade“ glättet gleich zu Beginn mit Melodie und Harmoniehändchen, „Outlines“ schließt noch vor dem Chorus die dritte Airplay-Lebensversicherung ab.
Frech sein und feiern geht natürlich in Ordnung, aber der Nightliner betankt sich dieser Tage auch nicht von alleine. Dank Singleoutputs wie „Somewhere In Neverland“ dürfte die Band aus Baltimore jedoch nicht aufgrund von Benzinrechnungen in Zittern geraten - dafür sorgen gegebenenfalls die Freiflug-Cheesyness von „The Irony Of Choking On A Lifesaver“, aber auch ausgereifte Dreiminüter wie „For Baltimore“, die SIMPLE PLAN oder ACCEPTANCE zu Hochzeiten kaum besser hinbekommen hätten.

„Don´t Panic“ tingelt dem Coverszenario entsprechend bunt und aufständischer durch die Lautsprecher, anstatt stur an den steifen Vorgänger „Dirty Work“ anzuknüpfen. In Situationen, wo die Konzentration auf musikalische Untermalung ruhig unterbrochen werden darf, beweisen sich Frontmann Gaskarth, Gitarrist Jack Barakat sowie Rian Dawson am Bass und Drummer Zack Merrick als Frischepaket: Die Hooklines geben so poliert nach, wie sie sich zunächst aufbäumen – und mit wenigen Ausnahmemomenten greifen ALL TIME LOW musikalisch zusammen mit ihren Hörern nach dem Ende des letzten Schultages, der doofen Familienfeier oder des nicht enden wollenden Regentages. Und lyrisch?
„But There´s A Monster Standing Where You Should Be / So I'll Paint You Wings And I'll Set You Free“. Hat da etwa jemand Substanzen ins Band-Müsli gemischt?


Trackliste:

01. The Reckless And The Brave
02. Backseat Serenade
03. If These Sheets Were States
04. Somewhere In Neverland
05. So Long Soldier
06. The Irony Of Choking On A Lifesaver
07. To Live And Let Go
08. Outlines
09. Thanks To You
10. For Baltimore
11. Paint You Wings
12. So Long, And Thanks For All The Booze

Autor

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Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.