Plattenkritik

Amber - s/t

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Release Date: 11.04.2012
Datum Review: 27.06.2012

Amber - s/t

 

 

Wenn man am Boden liegt, gibt es immer mindestens einen, der nochmal gepflegt nachtritt. Sollte man sich also beim ersten Hören des Debuts von AMBER bereits schwermütig fühlen, ist es empfehlenswert für einen gepolsterten Untergrund zu sorgen. So oder so. Denn was da aus dem Land von Äppler und Handkäs mit Musik mal wieder musikalisch herüberschwappt, hat es in sich. Posthardcore? Postmetal? Schublade? Da muss man wohl etwas suchen. Primär wäre hier auf den ersten Minuten Krawallgitarren und Geschrei der verzweifeltsten Liga zu finden.
Mutter würde sagen: "Mach den Krach aus!"
Man würde sagen: "Hör´mal genau hin!"
Denn so absolut grobschlächtig sind AMBER nämlich keinesfalls, aber Krawall fällt häufiger im Zusammenhang mit sinnloser Gewalt, als in der Schanze Steine geworfen werden. AMBER wissen aber, wo die einzelnen Saiten auf dem Griffbrett zu finden sind und so schaffen sie es, dass Stücke jenseits der Fünf- Minuten- Grenze keinesfalls vollkommen zerstörerisch und ohne jedes Herz klingen. Man benötigt nur eben eine etwas ausgeprägtere Aufmerksamkeitsspanne und Konzentrationsfähigkeit, damit sich das Feinfühlige zwischen dem "Krach" bis ins Tiefste entfalten kann. MINERAL meets MANOWAR (und fünf Euro ins Phrasenschwein). Bipolar und destruktiv, zwischen Erschütterung und vollstem Verständnis, treiben lassen und lospreschen.
Die Metal- und Hardcorewurzeln der Beteiligten nimmt man deutlich wahr. Textlich kramen die vier Marburger und der Gießener tief in den hintersten Eingeweiden rum. Düster, schwer und hoffnungslos, nichts für schwache Nerven. Die Band selbst sagt, ihre Texte seien so, weil man es selbst im Hochsommer in dem Bunker in dem sie proben würden, nur mit Jacke aushalten würde. Gruselig. Bunkermusik. Großartig! Wahnsinnig!
Die Platte ist auf DIY- mäßige 150 Stück limitiert, gibt es aber auch hier zum Gratisdownload inklusive Texte.
Und wem das alles noch nicht an Argumenten für diese Band reicht: Der Schreihals ist eine Hälsin und heißt Anna. Chapeau! Dieses Detail am Ende, denn man möchte ja nicht auf Geschlechter reduzieren.

Tracklist:
1. Cold Hands Warm Heart
2. More Thean We Can Bear
3. Long Walk Home
4. For Better Or Worse
5. I Wish I Wouldn´t Dream

Autor

Bild Autor

Jule

Autoren Bio

wäre gern teil einer postfeministischen emopunkband/ verbalprimatin/ kuchenveganerin/ ich kann mir keine songtitel merken, selbst die meiner lieblingssongs vergesse ich.../ ich bin nicht betrunken, ich bin immer so/ fraujule.blogspot.de