Plattenkritik

Andrew Jackson Jihad - Christmas Island

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Release Date: 06.05.2014
Datum Review: 01.05.2014

Andrew Jackson Jihad - Christmas Island

 

 

Sean Bonnette könnte längst Milliardär sein. Statt seine furztrockenen Folkpunksongs akustisch zu verpacken sollte der Frontclown lieber Touren durch sein Gehirn anbieten. Wobei - nein. Das würde kein Mensch aushalten.

Mit seiner Band ANDREW JACKSON JIHAD dürfte es dieser Tage nicht nur auf Tour Konflikte geben, wenn etwa (Grenz-)Beamte die Merchandisebestaende begutachten. Ebenso wunderbar krank bis real geht es bereits auf dem Äusseren von "Christmas Island" zu. Irgendwo zwischen Vollrausch, Vorschuelerspielzeug, blankem Entsetzen und Bilderbuch-Plastikleben finden die Stories, Erlebnisse und Bedürfnisse Bonnettes dann auch akustisch Anklang.
Etwa bei "Children Of God" mit Vocals zwischen nüchternen POGUES und ATOM & HIS PACKAGE, verklumptem Folkbeat und Stimmung, die kaum im Zaum zu halten ist. Die Spanne zwischen Comedy, laszivem Dosenbier-Rock - wie er im Chorus zum genial instrumentierten "Do, Re And Me" sogar kurz an DASHBOARD CONFESSIONALs Intensität denken laesst - und aller Leichtigkeit des Lebens schmilzt der Band aus Phoenix, Arizona dabei so ungeniert von den Schultern, dass es beinahe Angst macht. Wenig Sinn macht es, auf einzelne Textpassagen des Albums einzugehen - stehen zumindest Titel wie "Getting Naked, Playing With Guns" oder "I Wanna Rock Out In My Dreams" fuer sich.
Die Mischung ist das, was ANDREW JACKSON JIHAD ausmacht: Während sich letztgenannter Titel komplett fallen laesst und sofortige Mitmachsucht fordert, liefert "Temple Grandin" ein ausgebautes Zeitfenster, in dem sich der Song klassisch aufbaut. Tuba, Orgel, Cello, sorgfältig gerührte Snaredrum - allen Details, Phasen und Stimmungen wird "Christmas Island" gerecht, und verliert dabei nie seinen wichtigen Rotzfaktor. "Coffin Dance" grüßt zerknittert und behutsam, "Kokopelli Face Tattoo" fast Surf-/Desertrock-artig - zu jedem Titel allerdings servieren ANDREW JACKSON JIHAD ihre persönliche Note aus Wahnsinn, Feierlaune und Alltagsemotion. Klingt insgesamt nach einem Zug, der nicht so schnell den Bahnhof verlaesst wie etwa der, in dem TENACIOUS D sitzen. Oder sassen.

Trackliste:

01. Temple Grandin
02. Children Of God
03. Do, Re, And Me
04. Coffin Dance
05. Getting Naked, Playing With Guns
06. I Wanna Rock Out In My Dreams
07. Kokopelli Face Tattoo
08. Best Friend
09. Linda Ronstadt
10. Deathlessness
11. Temple Grandin Too
12. Angel Of Death

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Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.