Plattenkritik

Architects - Daybreaker

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Release Date: 25.05.2012
Datum Review: 15.05.2012

Architects - Daybreaker

 

 

Wie viel kann in einem Jahr eigentlich schon passieren? Borussia Dortmund tanzt den Bayern zum zweiten Mal auf der Nase rum, Refused feiern ihr Live-Comeback und At The Drive-In arbeiten tatsächlich an einem neuen Album. Na gut, Slash und Axl Rose können sich immer noch nicht ausstehen. Ungeachtet dessen, veröffentlichen die ARCHITECTS ihren fünften Longplayer, eben nur dieses eine Jahr nach der umstrittenen Kurskorrektur "The Here And Now". Frei nach dem Motto, ein Schritt zurück und zwei nach vorn, werkelten die Briten am fehlenden Mittelstück zwischen "Hollow Crown" und "The Here And Now", welches jedoch den Blick in die Zukunft nicht scheut. Im Gegenteil.

Es war ein weiter Weg von "Heartburn" zu "These Colours Don't Run". In verdammt kurzer Zeit, wohlgemerkt. Sam Carter und co. wandelten sich innerhalb von nichtmal 16 Monaten von einer etwas orientierungslos wirkenden Truppe mit Herzschmerz-Lyrics zu waschechten Anti-Amerikanern. Auch der Rest der elf Song hält sich gerne in der Mitte zwischen Ein- und Zweideutigkeit auf, man siehe nur das jüngst veröffentlichte Video zu "Alpha Omega". Eben jenem Song, der nach dem stimmunsvollen Intro "The Bitter End" den echten Opener stemmt.

Kratzig, laut und unbequem setzen die kreischenden Gitarren ein. Ein kleiner Augenblick, dem noch einige folgen sollen, in dem man postwendend an die "alten" ARCHITECTS denken muss. Weniger an die vertrackt-technischen ARCHITECTS zu "Ruin"-Zeiten, sonder eher an das frontale Dynamikungeheuer "Hollow Crown". Doch spätestens bei der Melodieführung des klaren Refrains wird klar, dass die Briten ihre konstante Entwicklung gnadenlos durchziehen. Daran ändert auch die erwähnte, textlich sicherlich streitbare, Anti-Amerikanismus-Hymne "These Colours Don't Run" nichts. Die Band steht inzwischen durchaus für Eingängigkeit, wie auch für die klare Stimme Carters. Es wäre ja auch eine Lüge, würde man behaupten, dass diese sich in den letzten Jahren nicht prächtig entwickelt habe.

Und wo ich schon "Heartburn" erwähnt habe, auch auf "Daybreaker" befinden sich wieder, sicherlich auch hier nicht ganz unumstrittene, Balladen, oder sagen wir lieber Songs ohne jegliche Agression. Sogar drei Stück an der Zahl. Aber egal ob das, halt wirklich sehr schöne, "Truth, Be Told" oder das abschließende "Unbeliever" (immerhin mit ein bisschen Geschrei gegen Ende), alle diese Songs haben glücklicherweise den unangenehmen Nachgeschmack, z.B. eines "Heartburn" verloren. Natürlich servieren uns die Briten aber hauptsächlich und auch wieder wieder vermehrt ihre bekannten Trademarks. Da wären Circle-Pit-Garanten wie "Even If You Win, You're Still A Rat" oder geschickt zwischen Melodik, Dramatik und Härte pendelnde Nummern à la "Devil's Island". Das Niveau bleibt, ebenfalls ein Gegensatz zum Vorgänger, durchgängig hoch, jeder Song wehrt sich dagegen ein Opfer der Skip-Taste zu werden. Zum Abschluss nochmal zwei Euro ins Phrasenschwein: "Daybreaker" ist das genau das Album, welches bereits "The Here And Now" hätte sein können bzw. sollen.

Tracklist:

1. The Bitter End
2. Alpha Omega
3. These Colours Don't Run
4. Daybreak
5. Truth, Be Told
6. Even If You Win, You're Still A Rat
7. Outsider Heart
8. Behind The Throne
9. Devil's Island
10. Feather Of Lead
11. Unbeliever

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Enrico

Autoren Bio

Je ne sais pas. Ein Hoch auf meine Standardantwort im Französischunterricht in der Schule.