Es gibt nur wenige Alben, auf die ich in diesem Jahr so gespannt gewartet habe wie auf das Debüt der von allen Seiten gefeierten BEACH SLANG aus Philadelphia. Bei den beiden bisher veröffentlichen EPs „Who Would Ever Want Anything So Broken?“ und „Cheap Thrills On A Dead End Street“ war es für mich Liebe beim ersten Hören; lebensbejahende Energie, gepaart mit einem im Hintergrund mitschwingenden Hauch von Melancholie – perfekte Indie-Emo-Punk-Hymnen für Konzerte in kleinen, stickigen Kellern.
Dass die Band um Obersympath James Alex Snyder ihren unverkennbaren Sound gefunden hat, beweist sie jetzt auch auf ihrem neuesten Streich, der auf den Namen „The Things We Do To Find People Who Feel Like Us“ hört. Diese schon fast bittersüßen Melodien, in Kombination mit hallenden und verzerrten Gitarrenwänden und druckvollem, konsequent-treibenden Schlagzeug klingen irgendwie nach den Neunzigern, haben aber auch ihren Platz in der Gegenwart gefunden. Das das Album dominierende Thema der Hoffnung auf eine nie endende Jugend war, ist und wird wahrscheinlich auch weiterhin ein wiederkehrender Gegenstand in der Szene sein. Einen passenderen Albumtitel hätte es wahrscheinlich auch nicht geben können; und wenn der Frontmann in dem nach vorne preschenden „Ride The Wild Haze“ mit seiner heiser-verzweifelten Stimme „I feel most alive when I’m listening to every record that hits harder than the pain“ singt, dann trifft das für mich genau auf „The Things We Do…“ zu. Snyder schafft es wie kein Zweiter, Zeilen zu schreiben, die man sich am liebstem (so pathetisch das jetzt auch klingen mag) aufs Herz tätowieren lassen und ihm bei intimen Club-Shows zusammen mit seinen besten Freunden zurück ins Gesicht schreien will.
Beim ersten Durchhören des Albums scheint alles aus einem Guss zu sein, so richtig will sich kein Song von dem anderen abheben, der Großteil kratzt an der 3-Minuten-Marke und der schon oben beschriebene typische BEACH SLANG-Sound wird auf den zehn Tracks der Platte konsequent durchgezogen, nach einigen Durchläufen entfaltet dann aber doch jeder Song seinen eigenen Charakter: Sei es die von Streichern und Klavier begleitete, reduzierte Ballade „Too Late To Die Young“ oder „Porno Love“, das beweist, dass die Band mehr als dröhnende Hymnen draufhat, die in der Live-Situation bestimmt ordentlich zünden, sondern auch mit einer etwas stärker angezogenen Handbremse diese gewisse zerbrechlich-starke Stimmung zu transportieren versteht.
Mit ihrem Debütalbum und Lyrics wie „I’ve always felt stuck, alone or ashamed […] I’ve always been that kid always out of place“ in „Bad Art & Weirdo Ideas“ gibt das Quartett allen Außenseitern, Querdenkern und Tagträumern einen Soundtrack für einen Moment des Dazugehörens, und das ist es auch, für was ihre Musik steht: Das Hand-in-Hand-Gehen von Intro- und Extraversion und die Aufforderung, alles rauszulassen und sich jung zu fühlen, wenn man sich in dem kleinen BEACH SLANG-Kosmos irgendwie wiederzufinden scheint.