Plattenkritik

Bad Religion - Christmas Songs

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Release Date: 25.10.2013
Datum Review: 17.11.2013

Bad Religion - Christmas Songs

 

 

Heutzutage ein Weihnachtsalbum zu veröffentlichen ist in etwa so originell wie der Kauf einer Weihnachtstanne an sich. Braucht in beiden Fällen eigentlich kein Mensch, ist aber halt Tradition und auf die Musik bezogen hin und wieder eine willkommene Abwechslung zum ansonsten vorherrschenden SARAH CONNOR'schen Schmalz. Denn Weihnachten ist neben solchen Formaten wie Dschungelcamp oder der unsäglichen Geißen'schen Chartshow eine wunderbare Gelegenheit, sich als abgewirtschafteter und klinisch toter Artist (künstlerisch betrachtet) zumindest kurzfristig zurück ins mediale Gedächtnis des Volkes zu jaulen.

Nun liegen die Dinge bei BAD RELIGION - ja Nikolaus sei Dank- etwas anders; wirklich schlechte Platten sucht man im Backkatalog der kalifornischen Punker vergebens und wirtschaftlich abgebrannt scheinen die Herren auch nicht zu sein. Ergo dürfen wir dieses Album doch dem Spaßfaktor zurechnen und uns daran erfreuen, dass hier keineswegs zugunsten des schnellen Rubels auf die bandtypischen Trademarks verzichtet wird, oder?

Doch die Herren mit dem wohlklingenden Namen und einem der wohl meistverkauften Shirtmotiven wären nicht bei Punks und Metalheads, Abiturienten und Waldörflern gleichwohl beliebt, würden sie dem Ganzen nicht noch einen tieferen Sinn verleihen. So übersetzen sie Weihnachtslieder mit teilweise stark religiösem Hintergrund in ihr eigenes Soundgewand und führen gleichzeitig einen Teil der Erlöse an die Opfer der Kirchendiener ab. Verstehen könnte man dies auch wieder als gestreckten Mittelfinger an die Institution Kirche: nicht neu, aber aufgrund der stetig wachsenden Skandale aus den Heiligen Hallen immer wieder auf's Neue gelungen und zudem notwendig.

Aber nun noch kurz zur Musik: wer BAD RELIGION kennt und mag wird wissen, was zu erwarten ist. Chöre wie sie eben nur von den Senioren aus dem Sonnenstaat kommen können, Engelszungen gleich. Pop-Punkige und musikalisch leicht verdauliche Kost, überwiegend im Uptempo serviert. Garniert mit der allseits bekannten Stimme des Herrn Graffin, der sicherlich nicht der größte Sänger unter Gottes Sonne ist, dafür aber einer mit einfach hohem Wiedererkennungswert.

Und weil ich den BAD RELIGION'schen Zutaten schon immer sehr zugetan war, kann ich auch dieser, auf den ersten Blick etwas albernen anmutenden Weihnachtsplatte etwas abgewinnen. So werden zumindest Songs wie „Hark! The Herald Angels Sing“, „O Come, O Come Emmanuel“, „Little Drummer Boy“ und auch „Angels We Have Heard On High“ schon auf meiner nächsten persönlichen Christmas-Playlist landen und für gelungene Abwechselung zwischen dem üblichen Schmonz sorgen.

Dennoch werde ich keine Punkte für diese doch recht kurze Platte vergeben, irgendwie scheint mir dies nicht angebracht. Zudem wäre das eine völlig nichtssagende Einkategorisierung, in ein noch wertneutraleres Mittelfeld und hier soll doch bitte jeder selbst entscheiden, ob er die Euronen hierfür auf den Tisch legen will und kann.

Schmunzeln muss ich beim abschliessenden Track, ein Andy Wallace Mix des bekannten BAD RELIGION Klassikers „American Jesus“. Wem bislang noch der zweite Mittelfinger fehlte, der sollte einmal kurz über die potentiell dahinter liegende Symbolik nachdenken. Völlig sinnfrei haben die Herren eben noch nie etwas gemacht.

Tracklist:
1.Hark!The Herald Angels Sing
2.O Come All Ye Faithful
3.O Come, O Come Emmanuel
4.White Christmas
5.Little Drummer Boy
6.God Rest Ye Merry Gentlemen
7.What Child Is This?
8.Angels We Have Heard On High
9.American Jesus (Andy Wallace Mix)

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Markus L.

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Wenn mich interessieren würde, was andere über mich denken, könnte man sicherlich mit mir über meine Einstellung und den ganzen Bla diskutieren. Tut es aber nicht, ergo kann man es sich auch ersparen. Beratungsresistent eben!