Plattenkritik

Bad Religion - True North

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Release Date: 18.01.2013
Datum Review: 18.01.2013

Bad Religion - True North

 

 

Gewichtiger Fund im Ausgrabungscamp: Die lebendigen Überreste von Punkrock-Dinosauriern mit Professorentitel oder Plattenschmiede in der Hinterhand waren selten zum Anfassen näher. Weltweit involvierte Archäologen diskutieren weiter hitzig: Hat das Haut und Haar oder ist das langsam Schnee von gestern?

Erst einmal aber soll es erneut (bzw. noch immer) dahin gehen, wo Hoffnung und Gerechtigkeit walten, wo das Leben lebenswert scheint und der Mensch in seiner Umwelt funktioniert. Dass damit nicht die unsere Welt gemeint sein kann, ergründen BAD RELIGION seit über dreißig Jahren. Ungerechtigkeiten, Bedrohungen und politischen Ausfällen soll es weiter an den Kragen gehen, meint auch „True North“. Musikalisch sind zunächst keine Eis- oder Kreidezeiten absehbar: Der eröffnende Titeltrack oder „Robin Hood In Reverse“ stehen stellvertretend für Haken schlagende Drums und die hastigen Gitarrenriffs aus der Feder Gurewitz/Baker/Hetson – „Dharma And The Bomb“ driftet in den überschwappenden ADOLESCENTS-Surf-, „Hello Cruel World“ gar unterhalb des Midtempobereiches. Viele Momente des Nachfolgers von „The Dissent Of Man“ lassen wohlige Gedanken Richtung „Suffer“ und „Recipe For Hate“ durchsickern – „Land Of Endless Greed“ oder „Popular Consensus“ hechten – Chor links, Sekundenzähler rechts – um mit garstigen Worten ihren „True North“ zu finden.

Jeder, dessen Lebensweg einst von BAD RELIGION gekreuzt wurde, sollte unterschreiben können, dass die Kalifornier selten Steine im Weg liegen lassen. „Dept. Of False Hope“ kehrt demnach zusammen, macht sein Bett und stellt sicher, dass von Gitarrensolo bis melancholischer Ohrwurmpeitsche alles verstaut ist, was Fragen aufwerfen könnte. „Vanity“ reichen für das Rundumpaket ganze zweiundsechzig Sekunden Platz.
Müde Knochen sind weder an den Instrumenten noch unter Greg Graffins kritischen Texten erkennbar. Oder besser: Wenn der Frontmann in Kürze seinen Fünfzigsten zelebriert, klingt „Fuck You“ als Lösungsansatz noch als intellektueller Konsens aus seinem Mund. Mit „True North“ im Nacken lassen sich bis dahin Luxusprobleme auf dem Skateboard oder im Circle Pit angehen – auch während der anhaltenden „Crisis Time“.

Trackliste:

01. True North
02. Past Is Dead
03. Robin Hood In Reverse
04. Land of Endless Greed
05. Fuck You
06. Dharma And The Bomb
07. Hello Cruel World
08. Vanity
09. In Their Hearts Is Right
10. Crisis Time
11. Dept. Of False Hope
12. Nothing To Dismay
13. Popular Consensus
14. My Head Is Full Of Ghosts
15. The Island
16. Changing Tide

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Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.