Plattenkritik

Beach House - Teen Dream

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Release Date: 26.02.2010
Datum Review: 10.03.2010

Beach House - Teen Dream

 

 

Eine alte Weisheit: Musik ist immer dann am schönsten, wenn man sich vollends in ihr fallen lassen und alles um sich herum vergessen kann. Auftritt: BEACH HOUSE. 48 Minuten lang breitet das Duo aus Baltimore auf „Teen Dream“ einen Klangteppich aus, der die Außenwelt kaum egaler erscheinen lassen könnte.

Jeder der zehn Songs ist Einschlafmusik in ihrer besten Form. Völlig losgelöst von Zeit und Raum, in einer merkwürdigen Zwischenwelt verharrend, die weder Euphorie, noch Lethargie kennt. Zu behaupten, dass „Teen Dream“ an einem vorbeirauscht, könnte falsche Eindrücke wecken. Dieses Album fordert nichts von dir. Wenn du aber genau hinhörst, dann merkst du, wie großartig und detailverliebt es zusammengebastelt wurde. Dem Zufall wird eher wenig überlassen, stattdessen herrscht konzentrierte Unaufgeregtheit an allen Instrumenten. Und derer gibt es nicht eben wenige zu hören. Das Fundament mögen Gitarre und Schlagzeug bilden, doch was sich da in Songs wie dem famosen, völlig außerirdischen „Silver Soul“ drunter, drüber und drumherum so stapelt weiß mindestens eben so zu entzücken.

„Teen Dream“ ist vertonte Surrealität. Doch keine, die abstößt, sondern vielmehr anzieht und zu rufen scheint: „Schau mal, was es hier wieder tolles zu entdecken gibt.“ Man folgt bereitwillig und behänden Schrittes. Um die Musik von BEACH HOUSE vollends in sich aufsaugen zu können, sollte man sich idealerweise im gemütlichen Halbschlaf befinden. Zwar mag dann nicht garantiert sein, dass das Ende des Albums auch tatsächlich (unter-)bewusst wahrgenommen wird, aber vergnügliche Träume sind garantiert.

Das hier ist ganz klar Stimmungsmusik, die man sich nicht immer geben kann und gelegentlich mutet das kaum variierte Tempo durchaus etwas arg einlullend an. In der richtigen Gemütslage können aber nur wenige Platten dermaßen „kicken“. AIRs „Moon Safari“ kommt einem in den Sinn und möglicherweise noch „Àgaetis Byrjun“ der isländischen Soundscape-Götter SIGUR RÒS. Doch auch diese Vergleiche beschreiben nur die halbe Wahrheit. Zum einen, weil der (weibliche) Gesang bei BEACH HOUSE um einiges präsenter und essenzieller für die Musik ist, zum anderen weil die beiden noch etwas häufiger leidenschaftlich an ihren Schuhen vorbei auf ihre Effektgeräte herunter starren und dabei zuweilen das Ohr gen SLOWDIVE schweifen lassen.

In der richtigen Stimmung also ist „Teen Dream“ möglicherweise dein neues Lieblingsalbum. In den vielen Momenten dazwischen bleibt ein atmosphärisches, manchmal etwas arg in seiner einen, eher langsamen Geschwindigkeit verharrendes Stück Musik, das definitiv auch im Wachzustand seine Daseinsberechtigung hat. Wenn Jim Jarmusch mal wieder Musik für einen Soundtrack braucht...


Tracklist:

01 „Zebra“
02. „Silver Soul“
03. „Norway“
04. „Walk in the Park“
05. „Used to Be“
06. „Lover of Mine“
07. „Better Times“
08. „10 Mile Stereo“
09. „Real Love“
10. „Take Care“

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Manuel F.

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Eher so der Kumpeltyp.