Plattenkritik

Blakvise - Firmament

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Release Date: 27.01.2012
Datum Review: 23.02.2012

Blakvise - Firmament

 

 

Hat der norddeutsche Wettergott mal wieder den Feierabend der achtsamen Arbeitshaltung vorgezogen, verwandelt sich der Himmel über Hannover in ein Spektakel, bei dem an einem Tag bis zu vier verschiedene Jahreszeiten herrschen können. Dieses Phänomen haben sich die lokal ansässigen Progrock-Coreler um Frontmann Jochen Gros zu Nutze gemacht – und in elf Titeln dem Treiben über Niedersachsens Hauptstadtskyline gefrönt.


Abwechslung wird auf „Firmament“, dem Nachfolger zur Debüt-EP „For All These Days“ zunächst in kapitalen Lettern geschrieben: Brennt anfangs mit „Escape“ noch chaotisch geprügelt der Wald ab, so sucht „We Walk Along“ schon nach Melodiebögen und runterschaltenden Bridgeparts. Zwischen straightem Rockoutput, der weder Pfund noch kreischenden Gesang fürchtet („Lost Into Yourself“) und metallischer Kante mit melancholisch geschmiedetem Rückgrat („The Warmth“) kreieren Markus Frank, Dennis Schruhl, Jochen Gros und Arne Grosser vielschichtige Spannungsbögen, die sich wenn überhaupt nur mit ihrem eigenen Ausmaß messen müssen. „Change“ tritt mit schmucker Pop-Hookline gegen den EVERY TIME I DIE-artigen Auftakt des „Future Kid“ an, ohne dass weder Klecker- noch Klotzmomente gekünstelt oder verkrampft wirken.

BLAKVISE zittern zwar gelegentlich, was jedoch nur daran liegen mag, dass sie sich nicht sicher sind, ob sie auch zu 100% unterbringen und umsetzen können, was sie sich für einen einzigen Atemzug vorgenommen haben. „Firmament“ bricht mittig clever ein – „Counting Stars“ ist die perfekte Dosis Verschnaufpause für eine zweite Runde Produktivitätswahn: „It´s Over“ erklärt beinahe den Poppunk an die Wand, „Bitter End“ schöpf aus dem Vollen, was progressive und stimmungsschwankende To-Do-Listen noch abzuhaken haben. „Oh – I Will Sing This To The Bitter End...“ kann Gros bei achtminütiger Finalspielzeit mit stolzer Brust behaupten. In achtundvierzig Minuten decken BLAKVISE – wenn auch mit wiederholten Konzept - von null auf hundert beinahe jede Gangart auf arschtretende, dann wieder handzahme Art und Weise ab, obwohl „Firmament“ weder zu aufgebläht produziert, noch zu übermütig handwerklich dargeboten wird. Wie immer Petrus also auch ticken mag – BLAKVISE liefern den richtigen Sound zur Belohnung bei achtsamer Arbeitshaltung. Oder zur Entlohnung bei Feierabend.

Trackliste:

01. Escape
02. A Promise From Older Days
03. Future Kid
04. We Walk Along
05. Lost Into Yourself
06. Counting Stars
07. The Warmth
08. Change
09. Lightyears
10. It's Over
11. Bitter End

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Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.