Plattenkritik

Bloc Party - Intimacy

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Release Date: 24.10.2008
Datum Review: 27.09.2008

Bloc Party - Intimacy

 

 

Nanu, wie klingen denn die auf einmal? Hört sich so etwa das Titel gebende, traute Zusammensein mit dem/der Liebsten nach einem ekstatischen "Weekend In The City" an, 'Banquet' und 'Helicopter' als Untermalung mittelspießiger urbaner Parties immer noch im Ohr?! BLOC PARTY verwirren auf ihrem Drittwerk auf den ersten Metern. Sägende, manipulierte Gitarren, werden von einem außer Kontrolle geratenen verbreakten Schlagzeug unter sich begraben. Der Auftakt 'Ares' klingt eher nach den PROPELLERHEADS featuring irgendeinen hippen Grime-Flegel als nach Indiedisse. Auch das nachfolgende 'Mercury' hat mit seinen übereinandergelegten Soundpatterns, überdrehtem Gesang und Stampfbeat eher etwas von einem Remix eines Remix eines BLOC PARTY Songs. Heiße Anwärter auf einen Slot für den Soundtrack des "Keinohrhasen"-Sequels sind beide Songs nicht.

Die vorab angekündigten „elektronischen Einflüsse“ (WARP-Records, irgendwer?) sind omnipräsent. Das können wir so stehen lassen. "Intimacy" wirkt dadurch zunächst sehr fahrig, überfrachtet und phasenweise sehr steril. Wobei alle diese Attribute in abgeschwächter Form auch auf die Vorgängerwerke zutreffen und im Kern das Besondere der Band ausmachen. Größe erlangen die Kompositionen wie in der Vergangenheit bereits durch die Fähigkeiten von Breakbeat-Drummer Matt Tong sowie das untrügliche Gespür dafür Songs zu schreiben, die vordergründig so klingen als wollten sie den Popsong an sich dekonstruieren, um im Endeffekt genau das zu sein: Clever arrangierte Popsongs mit (in diesem Fall) mehr Soundballast. Doch keine Panik, was sich zunächst nach der zweiten verzichtbaren Remix-Platte BLOC PARTYs anhört, offenbart nach mehreren Durchläufen mehr Geschlossenheit als erwartet. 'Halo', 'Trojan Horse' und 'Talons' haben das Potenzial Tanzflächen mit mehr Substanz zu füllen als diverse Wegbegleiter, 'Biko' sowie 'Ion Square' indes bedienen die große Geste mit extra Pathosüberzug. Unterm Strich sind die vier Hipster damit also keinesfalls Lichtjahre von ihrer Katerplatte "A Weekend In The City" entfernt, avantgardistisch sind sie auch im Jahre 2008 (selbst was ihre Veröffentlichungspolitik betrifft) nicht wirklich. Allerdings haben BLOC PARTY auch nie für sich reklamiert Teil einer (wie auch immer gearteten) Avantgarde zu sein. Das hier ist vielmehr Party und Hangover-Musik 2.0. Und dafür ist das Album über weite Strecken verblüffend gut.

Tracklist:

01: Ares
02: Mercury
03: Halo
04: Biko
05: Trojan Horse
06: Signs
07: One Month Off
08: Zephyrus
09: Talons
10: Better Than Heaven
11: Ion Square

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René

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